Oliver Kahn plant bei den Bayern keine Revolution und will weiterhin auf einheimische Kräfte setzen. Eigengewächs Thomas Müller zieht einen speziellen Vergleich, während Trainer Hansi Flick Verstärkung fordert.
Für den designierten Bayern-Chef Oliver Kahn war es extrem wichtig, nach seiner Torwart-Karriere zunächst Abstand vom Profifussball zu finden. «Distanz würde ich das nicht nennen, eher Zeit zur Reflexion», so der 50-Jährige, welcher Ende 2021 Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsvorsitzender ablösen soll, in einem Interview im Vereinsmagazin «51».
Der dreifache Welttorhüter, der 2008 seine Spielerlaufbahn beendete, will dazu beitragen, dass der FC Bayern auch als globale Marke den regionalen Charakter beibehält. Eigengewächse und bayerische Akteure seien als Identifikationsfiguren auch in Zukunft wichtig. «Diese Spieler braucht es mehr denn je. Spieler wie David Alaba, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und natürlich Thomas Müller haben Epochen beim FC Bayern mitgeprägt und stehen für diesen Verein», meinte Kahn.
Der angesprochene Müller geht nach einer persönlich harten Zeit in der Hinrunde unter Ex-Trainer Niko Kovac – er wurde von ihm sogar als «Notnagel» bezeichnet – gestärkt in das neue Jahr. Der 30-Jährige war bisher unter seinem neuen Vorgesetzten Hansi Flick eine Stammkraft.
Nicht weiter verwunderlich lobt er Flick und streicht dessen Bedeutung hervor: «Ich vergleiche das gerne damit, wenn dich deine Frau, Schrägstrich Freundin, zum Einkaufen schickt. Wenn du einen Einkaufszettel dabei hast, weisst du genau, was du im Supermarkt zu tun hast», erläutert Müller im Trainingslager des deutschen Rekordmeisters in Katar. Ohne Liste sei das anders. «Wenn sie dir sagt, gehe mal Einkaufen, damit wir ein schönes Abendessen haben, stehst du dann da vor den Regalen. Und die Gefahr, dass das Abendessen nichts wird, ist gross.» Man muss kein Nobelpreisträger sein, um in den Worten eine (klare) Botschaft an Niko Kovac herauslesen zu können.
Flick erhöht Druck auf Bayern-Führung: «Brauchen noch Verstärkung»
Die neue Führungscrew um Hansi Flick will aber ihre «Einkaufszettel» gerne noch erweitern und sorgt damit für einigen Zündstoff im Lager des deutschen Meisters. «Ich denke da an mindestens zwei Spieler – auf jeden Fall einen für die Defensive und vielleicht auch für die offensive Aussenbahn», erklärt Flick gegenüber der «Süddeutschen Zeitung».
«Die Personalsituation ist echt mau», sagte der Bayern-Coach. «Mit dem aktuellen Kader sind wir bei dieser Verletzungssituation nicht optimal für die Rückrunde aufgestellt». Für höchste Ziele und Titelgewinne brauche man jedoch «auch einen Kader, der in der Tiefe genügend Substanz und Qualität besitzt», mahnte Flick die Verantwortlichen.
Sportdirektor Hasan Salihamidzic reagierte auf Flicks Forderung nach Winter-Verstärkung(en) gelassen und meinte kryptisch: «Wir lassen uns alle Optionen offen und werden sehen, was möglich ist.»
Die Bayern starten am 19. Januar mit einem Auswärtsspiel in Berlin gegen Hertha BSC in die Rückrunde. Deren neuer Trainer Jürgen Klinsmann nennt die «alte Dame» einen schlafenden Riesen und will mit der Finanzspritze des millionenschweren Unternehmers Lars Windhorst nach oben klettern. Ein Baustein soll dabei auch der Schweizer Granit Xhaka sein, die Transferverhandlungen sollen aber ins Stocken geraten sein.