Grenzenlose Trauer Müssen Astoris Angehörige mit der Erklärung leben, dass es keine gibt?

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5.3.2018

Wurde nur 31 Jahre alt: Davide Astori
Wurde nur 31 Jahre alt: Davide Astori
Bild: Keystone

Im italienischen Klubfussball herrscht nach dem Tod des Nationalspielers Davide Astori Fassungslosigkeit. Der 31-jährige Captain des AC Florenz war in der Nacht auf Sonntag völlig unerwartet in seinem Hotelzimmer in Udine gestorben. Den Behörden zufolge erlitt er einen Herzstillstand. Eine Obduktion soll nun Aufschluss geben, doch Fragen werden bleiben.

Wie kann es passieren, dass ein vermeintlich kerngesunder Fussball-Profi im Schlaf einem Herzstillstand erliegt? Erst am Mittwoch hatte man den Spitzensportler routinemässig untersucht. Das EKG habe bei ihm jedoch keinerlei Auffälligkeiten gezeigt, gibt der Verein zu Protokoll. Der Oberstaatsanwalt von Udine, Antonio De Nicolo, sagt: «Es ist seltsam, dass dies ohne Vorwarnung einem Profi passiert, der unter so genauer Beobachtung steht».

«Es ist schwierig zu akzeptieren, dass man inmitten seiner besten Lebenszeit so sterben kann»

Carlo Tranquili, langjähriger Sportarzt und ehemaliger Betreuer von Italiens U21-Team sagt gegenüber lokalen Medien: «Durch die Kontrollen wird das Risiko zwar stark gesenkt, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nie.»

«Wie viel Zerbrechlichkeit versteckt sich in der trügerischen Perfektion vieler Sportler? Wie viele Gefahren verbirgt auch ein junger, starker und trainierter Körper?», fragt sich die Zeitung «La Repubblica» und fügt an: «Astori ist im Stillen eines Hotelzimmers gestorben und nicht vor laufenden Kameras. Es ist schwierig zu akzeptieren, dass man inmitten seiner besten Lebenszeit so sterben kann.»

Müssen Astoris Angehörige also letztlich mit der Erklärung leben, dass es keine gibt? Die Obduktion soll noch am Montag abgeschlossen werden. Eine Stellungnahme wird in den kommenden Tagen erwartet.

Ruhender Pol und hoch geschätzter Profi

Besonders tragisch: Astori hinterlässt eine Frau und eine zweieinhalbjährige Tochter. Der aus Bergamo stammende Spieler galt als geerdeter und seriöser Profi. Weggefährten beschreiben ihn als ruhenden Pol und verlängerten Arm des Trainers. Die Trauer, die man im Umfeld des Klubs derzeit durchlebt, ist unermesslich. Beim Trainingszentrum in Florenz drückten Fans ihr Mitgefühl aus und banden unzählige Schals an die Gitter vor dem Zentrum.

Vertragsverlängerung war für heute Montag vorgesehen

Fiorentinas Klubpräsident Andrea Della Valle hatte noch am Sonntag nach Bekanntwerden des plötzlichen Tods seines Captains die Ferien abgebrochen und mitgeteilt: «Davide war ein wahrer Captain. Wir hatten eine sehr enge Verbindung.» Della Valle verriet zudem, dass Astori heute Montag seinen Vertrag hätte verlängern sollen: «Er sollte seine Karriere in Florenz beenden – er war ein Haltepunkt für die ganze Mannschaft.»

Der italienische Verband hatte bereits am Sonntag alle Spiele der Serie A und Serie B abgesagt. In den kommenden Tagen werden alle Nationalmannschaften von Italiens Fussball als Zeichen der Trauer in ihren Spielen Schweigeminuten einlegen und mit Trauerflor antreten.

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