Erling Haaland bewahrte den BVB am Samstag vor einer Niederlage gegen Köln. Dennoch kochte der Torjäger vor Wut. Der BVB wird sich strecken müssen, um dem Ausnahme-Stürmer eine langfristige Perspektive zu bieten.
Die Bilder des Frust-Abgangs von Einzelkämpfer Erling Haaland bieten eine Menge Interpretations-Spielraum. Mit zornigem Gesicht und lautstarken Flüchen war Dortmunds Zwei-Tore-Rettungsanker nach dem 2:2 (1:1) beim 1. FC Köln in die Kabine gerannt und würdigte niemanden um sich herum eines Blicks. «I f***ing hate this. F***ing bullshit», soll der Angreifer gemäss der deutschen «Bild» geschrien haben. Grob übersetzt: Haaland war nicht glücklich.
Sein Trikot warf er Gegenspieler Jorge Meré in die Arme, ohne dessen Shirt als Gegenleistung abzuwarten. «Man hat seine Enttäuschung gesehen, weil er unbedingt drei Punkte wollte», sagte Trainer Edin Terzic und untertrieb damit durchaus.
Natürlich sind diese Bilder Ausdruck des «unbändigen Siegeswillens» der norwegischen Tormaschine, wie Terzic betonte. Selbst ein Last-Minute-Punkt mit zwei eigenen Toren stellt Haaland nicht zufrieden. Die Bilder sind auch Ausdruck harter Selbstkritik, denn der 20-Jährige hatte unter anderem mit einem Pfosten-Kopfball noch Chancen zu einigen weiteren Treffern. Und sie können auch prima als Zeichen purer Identifikation mit dem BVB gedeutet werden. Oder eben als eine Entwicklung ins Gegenteil.
Keine Lust auf Europa League
Haaland haderte während der Partie mehrfach mit Mitspielern oder winkte ab. Es wirkte, als habe er den (nachvollziehbaren) Eindruck gewonnen, alles alleine regeln zu müssen. Und auf die Europa League oder gar die neue Conference League anstelle der Champions League hätte die heisseste Stürmer-Aktie im Weltfussball sicher wenig Lust.
Deshalb spielt der BVB im Saison-Endspurt nicht nur um den Einzug in die Königsklasse. Er kämpft auch darum, Haaland eine Perspektive bieten zu können. Der bis 2024 laufende Vertrag enthält keine Ausstiegsklausel. Und eigentlich scheint klar: Wenn der BVB im Sommer einen Star abgibt, dann eher Jadon Sancho, dem der Wechsel nach England im Vorjahr verwehrt wurde. Sein ganzes Tafelsilber will und muss der BVB eigentlich nicht in einem einzigen Sommer verkaufen.
Doch um Haaland wirbt der gesamte Fussball-Hochadel, und alles andere als die Bühne Champions League wäre seiner nicht würdig. 21 Tore in 21 Bundesliga-Spielen hat er in dieser Saison erzielt, insgesamt 33 Treffer in 31 Pflichtspielen. Wenn Terzic betont, dass wir «sehr froh sind, dass er bei uns ist», klingt das auch ein wenig beschwörend.
Haaland reagiert auf Instagram
Nach der Partie gegen Köln meldete sich Erling Haaland dann auch noch in den sozialen Medien. «Kein grossartiges Resultat», schrieb der Norweger auf Instagram und schien seine Emotionen wieder unter Kontrolle zu haben. «Wir werden das als Motivation benutzen, um stärker zurückzukommen. Danke an alle BVB-Fans für die ungebrochene Unterstzützung. Wir kommen bald wieder zurück.»
Nach einem Abschied hört sich das erstmal nicht an. Aber sollten die Dortmunder das Champions-League-Ticket tatsächlich vergeigen, so ist ein Verbleib bei Schwarzgelb für den norwegischen Torgaranten wohl kaum eine Option.