Seit zwei Monaten ist Thorsten Fink in Japan Trainer von Spielern wie David Villa, Lukas Podolski oder Andres Iniesta. In einem Interview spricht der Deutsche über seine neue Aufgabe und einen ehemaligen Schützling.
Mitten in der japanischen Meisterschaft übernimmt Thorsten Fink im Juni das Starensemble von Vissel Kobe am 15. Spieltag und feiert mit drei Siegen in den ersten vier Spielen einen gelungenen Einstand. Seither allerdings wartet die mit grossen Namen gespickte Mannschaft nach fünf Spielen ohne Sieg auf ein Erfolgserlebnis.
In der Tabelle steht die Mannschaft nur auf Platz 15. «Ja, und trotzdem wirst du in der Stadt nicht angefeindet. Das Publikum ist nicht so fanatisch, die Fans gehen mehr wegen des Events ins Stadion. Wenn du 2:2 spielst und es gab vier Tore, dann gehen sie zufrieden nach Hause», scheint Fink beinahe etwas auszuweichen, als er im Interview mit «Blick» auf die durchzogene Bilanz angesprochen wird.
Der 51-Jährige hat sich offenbar gut in Japan eingelebt. «Es ist wunderschön hier. Sehr ruhig – und das Essen ist überragend», schwärmt Fink. Dank viel Gemüse und Salat, dem weltberühmten Kobe-Beef oder Sushi habe er schon vier Kilo abgenommen. Ausserdem sei alles sehr sauber und korrekt: «Wenn du in einem fremden Stadion dein Abschlusstraining hast, dann dauert das 60 Minuten. Da darfst du keine Sekunde überziehen wegen der Chancengleichheit.»
«Wir bauen nun etwas auf für nächstes Jahr»
Mit dem milliarenschweren Klubbesitzer Hiroshi Mikitani hat Fink grosse Pläne für die Zukunft. «Wir bauen nun etwas auf für nächstes Jahr – und hoffen auf die asiatische Champions League.» Über die Vergangenheit und seine letzte Station bei GC spricht er indes nicht gerne. «Es hat einfach nicht gepasst. Mehr will ich nicht mehr darüber sagen. Aber ich freue mich, dass sie so gut in die Saison kamen und ich hoffe, dass sie direkt wieder aufsteigen.»
Dass er bei seinem neuen Arbeitgeber ebenfalls in den Abstiegskampf gerät, glaubt der Deutsche nicht. «Mit unseren Stars werden wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben.» Fink denkt in erster Linie an den ehemaligen Barcelona-Spielmacher Andres Iniesta: «Ein Top-Profi. (…) Null überheblich, null Starallüren. Ich baue das Spiel um ihn herum auf.» Von Taktik müsse man einem Spieler wie ihm allerdings nichts mehr erzählen.
Liga stärker als die Super League
Wohl auch aufgrund der Präsenz von ehemaligen Weltklasse-Spieler stuft Fink die japanische Liga stärker ein als die Super League, wo er neben GC auch den FC Basel trainierte. «Das Niveau ist sehr hoch – vom Tempo, der Technik und der Taktik her. Höher als in der Super League, würde ich sagen.»
Fink hat in seiner Laufbahn als Trainer immerhin 150 Spiele in der höchsten Schweizer Liga vorzuweisen, 120 davon mit dem FCB. Von 2009 bis 2011 trainierte er dort auch Xherdan Shaqiri. «Zeitweise machte er einen Riesenschritt unter Jürgen Klopp. Da dachte ich, jetzt ist er auf dem Weg zu einem Top-Spieler – auf dem Weg, einer der besten der Welt zu werden. Danach wurde es ruhig um ihn», sagt er auf seinen ehemaligen Schützling angesprochen und macht deutlich, dass er nach wie vor an das grosse Potential des 27-Jährigen glaubt. «Jetzt muss er halt einen neuen Anlauf nehmen. Ich bin noch immer überzeugt, dass Xherdan ein Weltstar werden kann.»