Das International Football Association Board (IFAB) führte vor der Saison einige wichtige Änderungen an den Spielregeln ein. Weil nicht alle davon wie gewünscht eingehalten wurden, sind sie nun genauer erläutert.
Auf den 1. Juni hat das International Football Association Board (IFAB) mehrere Anpassungen an einigen wichtige Fussball-Regeln eingeführt. Neu ausgelegt wurde vor allem die Handspiel-Regel, daneben gab es unter anderem Änderungen beim Verhalten des Torhüters auf der Linie während eines Penaltys und beim Verlassen des Feldes nach einer Auswechslung.
Die vorgenommenen Präzisierungen sollten eigentlich den Schiedsrichtern und Videoassisteten die Entscheidung erleichtern und leidige Diskussionen vermindern. Nach gut eineinhalb Monaten im Praxistest hat es aber immer noch (zu) viele Missverständnisse und Nachlässigkeiten bei der Einhaltung gegeben.
Am Mittwoch veröffentlichte das IFAB deshalb ein neues Rundschreiben, welches sie alle nationalen und internationalen Verbände schickte. Mit Klarstellungen und Hinweisen will das regelgebende Gremium – welches zuvor nicht mit seinem Reformeifer auffiel – die umfangreichen Änderungen auch richtig angewendet wissen.
Regel 3 – Auswechslungen
Gemäss dem geänderten Auswechselverfahren muss ein Spieler, der ausgewechselt wird, das Spielfeld über die nächste Begrenzungslinie verlassen. Diese Bestimmung ist strikt durchzusetzen, es sei denn, es liegen triftige Sicherheitsgründe vor oder der Schiedsrichter gestattet dem Spieler, das Spielfeld schnell bei der Mittellinie zu verlassen. Tut er dies nicht schnell, sollte er verwarnt werden.
Regel 8 – Schiedsrichterball
Ein Schiedsrichterball wird nur gegeben, wenn der Ball den Schiedsrichter berührt und im Spiel bleibt. Wenn der Ball ins Aus geht, wird das Spiel so fortgesetzt, als hätte der Ball den Spieloffiziellen nicht berührt.
Regel 10 – Elfmeterschiessen
Im Juni 2019 haben die FIFA und die CONMEBOL für alle Spiele mit VAR eine Sonderbewilligung erhalten, wonach Torhüter bei einem Vergehen im Elfmeterschiessen nicht mehr verwarnt werden müssen, sondern der entsprechende Elfmeter zu wiederholen ist.
Alle Wettbewerbe, die VAR einsetzen, können nun von dieser Bewilligung Gebrauch machen, wenn sie dies wünschen. Die Bewilligung gilt allerdings nur für Elfmeterschiessen und somit nicht für Strafstösse in der regulären Spielzeit. Verstösst ein Torhüter während eines Elfmeterschiessens allerdings wiederholt gegen die Spielregeln, sollte er vom Schiedsrichter wegen wiederholten Verstossens gegen die Spielregeln oder unsportlichen Betragens verwarnt werden.
Regel 12 – Karten für Offizielle
Schiedsrichter müssen neu Teamoffizielle für die in Regel 12 genannten Vergehen verwarnen oder des Feldes verweisen. Ein Feldverweis ist insbesondere auszusprechen, wenn ein Teamoffizieller das Spielfeld betritt, um einen Spieloffiziellen zur Rede zu stellen (einschliesslich während der Halbzeitpause und nach Spielende).
Regel 14 – Elfmeter
Eine der wichtigsten Änderungen im Strafstossverfahrens sichert den Torhütern mehr Bewegungsfreiheit zu, da sie nicht mehr mit beiden Füssen oder einem Teil beider Füsse auf der Torlinie stehen müssen, wenn ein Strafstoss ausgeführt wird, sondern nur noch mit einem Fuss, wobei dieser die Linie nicht berühren muss, sondern auch in der Luft sein darf.
Nachdem die Torhüter nun mehr Bewegungsfreiheit haben, sind sie mehr denn je verpflichtet, die Spielregeln zu befolgen. Die Spieloffiziellen sollten deshalb dafür sorgen, dass ein Strafstoss wiederholt wird, wenn sich der Torhüter nach vorne bewegt, ehe der Ball im Spiel ist, und den Strafstoss abwehrt.
Wenn der Strafstoss das Tor verfehlt oder der Ball von den Torpfosten und/oder der Querlatte zurückspringt, folgt der Schiedsrichter in der Regel der Intention der Spielregeln und lässt den Strafstoss nicht wiederholen, es sei denn, der Schütze wurde von der Vorwärtsbewegung des Torhüters klar gestört. Diese Regelung gilt auch für Spiele mit VAR, wo diese bei Strafstössen auf Vergehen der Torhüter und/oder Schützen achten müssen.
Wie der im Schiedsrichterwesen stets gut informierte Twitter-Kanal «Collinas Erben» erläutert, dürfte dies vor allem an die Bundesliga, Premier League und UEFA gerichtet sein. Alle hatten angekündigt, die Ein-Fuss-Regel für den Torwart beim Penalty nicht so streng zu handhaben, wie es etwa bei der Frauen-WM in Frankreich der Fall war.
Allgemein: Video Assistant Referee (VAR) – Protokoll
Der Einsatz von VAR ist auf klare und offensichtliche Fehlentscheidungen sowie übersehene Vorfälle im Zusammenhang mit Toren, Strafstössen, direkten roten Karten oder Spielerverwechslungen bei Verwarnungen oder Feldverweisen beschränkt. Der Grundsatz, wonach die ursprünglich auf dem Spielfeld getroffene Entscheidung abgesehen von klaren und offensichtlichen Fehlentscheidungen bestehen bleibt, gilt für alle überprüfbaren Entscheidungen, sodass eine Entscheidung nur geändert wird, wenn sie klar falsch ist.
Bei objektiven Entscheidungen (Ort des Vergehens, Position des Spielers bei Abseits, Vergehen des Torhüters bei einem Strafstoss oder Elfmeter, Ball aus dem Spiel etc.) muss der VAR den Schiedsrichter informieren, wenn die TV-Bilder einen klaren Beweis liefern. Fehlt ein klarer Beweis, weil etwa die Kameraposition oder der Kamerawinkel ungünstig ist oder der genaue Moment der Ballabgabe kaum zu bestimmen ist, greift der VAR nicht ein.
Gemäss dem VAR-Protokoll dürfen die Schiedsrichter keinen Vorfall überprüfen, bei dem die ursprüngliche Entscheidung auf dem Spielfeld keine klare und offensichtliche Fehlentscheidung war. Schiedsrichter dürfen keine Videoüberprüfung vornehmen, um sich eine Situation nochmals anzuschauen oder eine nicht eindeutig falsche Entscheidung zu bestätigen oder zu ‹verkaufen›.