Beim letzten Zusammenzug vor der in drei Monaten beginnenden EM, bleiben grössere Überraschungen im Aufgebot von Murat Yakin aus. Doch wie gut performen die Nati-Stars im Verein? blue Sport macht den Form-Check.
Die Nati versammelt sich am Montag für ein fünftägiges Trainingslager in La Manga in Spanien. Danach bestreiten die Schweizer zwei Testspiele: Am Samstag, 23. März, in Kopenhagen gegen EM-Teilnehmer Dänemark (20.00 Uhr), und am Dienstag, 26. März, in Dublin gegen Irland (20.45 Uhr), das sich nicht für die Endrunde qualifiziert hat.
Sommer ist und bleibt die Nummer eins
Inter Mailand
Yann Sommer
Bei der Kaderbekanntgabe bekräftigte Murat Yakin noch einmal, dass Sommer die Nummer eins ist. In wettbewerbsübergreifend 37 Spielen hat der 35-Jährige nur 18 Gegentreffer kassiert und 23 Mal zu Null gespielt. Die letzte Woche verlief aber nicht wunschgemäss für Inter: Erst das Aus nach Penaltyschiessen im Champions-League-Achtelfinal gegen Atlético Madrid und am Sonntag lässt Inter auch gegen Napoli Punkte liegen. Dennoch wird Sommer mit viel Selbstvertrauen einrücken, der Vorsprung in der Liga auf Verfolger AC Milan beträgt 14 Punkte. Da Gregor Kobel abermals verletzt ausfällt, zementiert Sommer seinen Nummer-1-Status nur noch weiter.
Lorient
Yvon Mvogo
Mvogo steckt mit Lorient mitten im Abstiegskampf. Zuletzt punktet das Team aber regelmässig, so auch am Wochenende gegen Monaco. Mvogo hat sich das Aufgebot mit konstant guten Leistungen verdient und profitiert auch davon, dass Konkurrent Philipp Köhn bei den Monegassen seinen Stammplatz verloren hat. Weil Gregor Kobel kurzfristig aufgrund einer Blessur einen Rückzieher macht, darf sich Mvogo Hoffnungen auf einen Einsatz in einem der beiden kommenden Länderspiele machen.
Young Boys
David von Ballmoos
Für den verletzungsanfälligen Kobel, er verpasste im Verein sechs der letzten zehn Spiele, rückt YB-Goalie David von Ballmoos nach. Er wird in der Nati aber kaum zum Einsatz kommen.
Wer spielt an der Seite von Akanji?
Manchester City
Manuel Akanji
Akanji ist bei ManCity gesetzt und auch in der Nati der unumstrittene Boss in der Innenverteidigung. Am Wochenende feiert er im FA Cup einen 2:0-Sieg gegen Newcastle, auch in der Meisterschaft und in der Champions League lebt der Titeltraum.
Mönchengladbach
Nico Elvedi
Nach dem Aus im DFB-Pokal gegen Saarbrücken, spielt Gladbach auch gegen Heidenheim nur 1:1. Elvedi verursacht einen Elfmeter, der allerdings nach einem VAR-Check aufgrund eines vorangegangenen Abseits aberkannt wird. Über mangelnde Spielpraxis kann sich der 27-Jährige nicht beklagen, seine Leistungen sind aber durchzogen.
Newcastle
Fabian Schär
Schär ist bei Newcastle ein sicherer Wert in der Innenverteidigung und nur zu gerne würde er auch in der Nati in der Startelf stehen. Newcastle läuft es zwar nicht mehr so rund wie in der Vorsaison, doch Murat Yakin setzt meist auf Elvedi. Eine Tatsache, die Schär nicht schmeckt.
Nantes
Eray Cömert
Bei der 1:3-Niederlage am Wochenende gegen Strassburg stochert Cömert den Ball zum zwischenzeitlichen 1:1 über die Linie. Persönlich läuft es dem 26-Jährigen nicht schlecht, mit Nantes droht er allerdings abzusteigen. In der Nati geht es für Cömert zunächst wohl darum, sich in der Hierarchie hinter Akanji, Elvedi und Schär zu etablieren.
Wolfsburg
Cédric Zesiger
Dass Zesiger ein Aufgebot erhalten hat, kommt etwas überraschend. Denn bei Wolfsburg sass er in diesem Kalenderjahr meist auf der Bank. In den letzten beiden Spielen steht er dann in der Startelf, sieht aber bei der 1:3-Niederlage gegen Augsburg nicht nur glücklich aus. Trainer Niko Kovac wird nach dem elften sieglosen Spiel in Folge entlassen. Ob das für Zesiger eine gute oder schlechte Nachricht ist, wird sich erst noch zeigen.
Montpellier
Becir Omeragic
Omeragic hat schon vier Länderspiele auf dem Buckel, allerdings liegt sein letzter Einsatz im Nati-Dress fast schon drei Jahre zurück. Nun hat sich der 22-Jährige in der Innenverteidigung von Montpellier festgebissen und sich so ein Aufgebot verdient. Im letzten Spiel vor dem Zusammenzug kassieren Omeragic und Co. allerdings eine schallende 2:6-Ohrfeige.
Heisser Kampf um die Aussenverteidiger-Positionen
Mainz 05
Silvan Widmer
In der EM-Quali wurde Rechtsverteidiger Widmer oft schmerzlich vermisst. Verletzungsbedingt verpasste er acht von zehn Spielen. Schon seit letztem November ist der 31-jährige Mainz-Captain aber wieder voll einsatzfähig. Beim 2:0-Sieg gegen Bochum kommt er für einmal nur zu einem Teileinsatz. Mit Mainz steckt Widmer mitten im Abstiegskampf.
Augsburg
Kevin Mbabu
Am Samstag feiert Mbabu mit Augsburg den vierten Sieg in Folge. Der 28-Jährige spielt gegen Wolfsburg als Rechtsverteidiger durch – so wie er das in dieser Saison oft tut. Kurz vor der Pause zieht er in hohem Tempo Richtung Sechzehner und wird gefoult, Patrick Wimmer fliegt mit Rot vom Platz. Den folgenden Freistoss verwandelt Augsburg zum 1:1. Mit seinen starken Leistungen hat sich Mbabu in den letzten Wochen für die Nati aufgedrängt. Wird er sogar mehr als nur die zweite Geige spielen?
Torino
Ricardo Rodriguez
113 Länderspiele hat Rodriguez schon auf dem Buckel, weitere dürften hinzukommen. Denn auf der Linksverteidigerposition ist der 31-Jährige in der Nati gesetzt. Auch im Verein ist der Torino-Captain unumstritten.
Marseille
Ulisses Garcia
Garcia pendelt nach seinem Wechsel zu Marseille zwischen Startelf und Ersatzbank. Am Wochenende kommt er bei der 0:2-Niederlage gegen Rennes nicht zum Einsatz. Der 28-Jährige profitiert auch davon, dass Yakin auf der Linksverteidigerposition nicht die grösste Auswahl hat.
Die Spieler fürs Zentrum
Bayer Leverkusen
Granit Xhaka
Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League: Bayer Leverkusen hat in dieser Saison noch kein Spiel verloren. In der Liga hat Bayer zehn Punkte Vorsprung auf Bayern München und ist auf Titelkurs. Eine tragende Rolle spielt Granit Xhaka, der auch beim 3:2-Sieg gegen Freiburg durchspielt.
AS Monaco
Denis Zakaria
Am Wochenende fliegt Zakaria gegen Lorient (2:2) nach einem überharten Foul in der 81. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Es ist bereits der zweite Platzverweis in dieser Saison, auch fehlte er schon Gelb-gesperrt. Seine Spielweise ist etwas gar rustikal.
Bologna
Remo Freuler
Freuler ist bei Bologna, dem Tabellenvierten der Serie A, im defensiven Mittelfeld gesetzt. Beim 1:0-Sieg gegen Empoli sieht Freuler in der 7. Minute der Nachspielzeit die achte Gelbe in dieser Saison. Auch in der Nati dürfte weiterhin kein Weg an ihm vorbeiführen.
Bologna
Michel Aebischer
Der 27-Jährige hat seinen Stammplatz bei Bologna zuletzt verloren, in vier der letzten fünf Spiele kam er von der Bank. In der Nati ist Aebischer im zentralen Mittelfeld ohnehin nur Ergänzungsspieler.
Toulouse
Vincent Sierro
Auch Sierro ist ein Mann fürs zentrale Mittelfeld. Seine Nomination hat sich der 28-Jährige redlich verdient. Bei Toulouse trägt er die Captainbinde und übernimmt viel Verantwortung. Am Wochenende trifft er bei der 2:3-Niederlage gegen Lyon per Elfmeter zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung. Er rückt mit viel Selbstvertrauen ein und wird alles daran setzen, dass er auch auf den EM-Zug aufspringt. Noch hat Sierro für die A-Nati kein Spiel bestritten.
Lugano
Uran Bislimi
Bislimi ist einer von drei Super-League-Spielern im aktuellen Aufgebot von Murat Yakin. Der 24-Jährige hat sich die Nominierung mit starken Leistungen in diesem Kalenderjahr verdient, in zehn Meisterschaftspielen hat er fünf Tore erzielt und drei weitere vorbereitet, eines davon am Wochenende beim 2:0-Sieg Luganos gegen Yverdon. In der Nati kam der im Mittelfeld polyvalent einsetzbare Bislimi bislang nur zu zwei Mini-Einsätzen.
Die Offensivabteilung
Bologna
Dan Ndoye
Der 23-Jährige kommt bei Bologna fast in jedem Spiel zum Zug, steht aber nicht immer in der Startelf. Ndoye wird sowohl am rechten als auch am linken Flügel eingesetzt. Noch holt er etwas zu wenig aus seinem Potenzial heraus, so hat er bei seinen 24 Liga-Einsätzen nur zwei Tore vorbereitet.
Chicago Fire
Xherdan Shaqiri
Im vierten Saisonspiel feiert Chicago Fire den ersten Saisonsieg. Beim 4:3-Sieg gegen Montreal führt Shaqiri sein Team als Captain an und wird in der 69. Minute beim Stand von 1:0 ausgewechselt. Die grosse Show geht erst danach los. Dabei ist doch Shaqiri der Mann für die Geniestreiche. Yakin liess durchblicken, dass der 32-Jährige in der Nati seinen Stammplatz nicht auf sicher hat und möglicherweise auch öfters mit der Rolle als Joker Vorlieb nehmen muss.
AC Milan
Noah Okafor
Okafor ist gut in Form, schiesst anfangs März gegen Lazio Rom als Joker das einzige Tor der Partie, liefert in der darauffolgenden Partie gegen Empoli den Assist auf dem Weg zum 1:0-Sieg. Am Wochenende steht er gegen Hellas Verona (3:1) in der Startelf. Er ist ein Kandidat für das Sturmzentrum.
Burnley
Zeki Amdouni
Nicht ganz so rund wie Okafor läuft es Amdouni. Der 23-Jährige hat beim Tabellenvorletzten seinen Stammplatz verloren und hat in den letzten sieben Spielen auch keine Skorerpunkte gesammelt. Am Wochenende gegen Brentford kam er nur gerade zu einem Kurzeinsatz und wurde nach seiner Einwechslung sogar wieder ausgewechselt. In der EM-Quali hat er mit sechs Toren in zehn Spielen Werbung in eigener Sache betrieben, allerdings nicht gegen die ganz grossen Teams.
Lugano
Renato Steffen
Steffen ist der Assistkönig der Super League, am Wochenende liefert er gegen Yverdon die elfte Torvorlage. In der Nati ist Steffen selten erste Wahl, wird von Yakin aber oft eingewechselt. Ein Pluspunkt des 32-Jährigen ist, dass er polyvalent einsetzbar ist.
Augsburg
Ruben Vargas
Gegen Wolfsburg darf sich Vargas einen Assist gutschreiben lassen, allerdings muss er dafür bei einer Freistossvariante lediglich den Ball stoppen. Auch wenn er nicht zu den fleissigsten Skorern gehört, so leistet er seinen Beitrag zum Augsburger Höhenflug mit vier Siegen in Folge. In der Nati ist Vargas am Flügel gesetzt und daran dürfte sich so schnell nichts ändern.
Servette
Dereck Kutesa
Der 26-Jährige kommt bei Servette meist über die Flügel, wurde von René Weiler aber auch schon im Sturmzentrum eingesetzt. In der Nati hat er nun die Chance, sich im Training zu präsentieren und sich auf einen Debüt-Einsatz aufzudrängen.