Der «Club» wandelt in Ingolstadt am Abgrund zur Drittklassigkeit – bis zur 96. Minute. Dann wird Fabian Schleusener zum ultimativen Retter. Ingolstadt siegt im Rückspiel 3:1 – und ist doch Verlierer.
Pöbeleien, Beschimpfungen, Tränen: Die Emotionen nach dem Rettungs-Happy-End des 1. FC Nürnberg kochten auch ohne Fans im Inneren des Ingolstädter Stadions über. Beinahe flogen nach dem Abpfiff auf dem Rasen sogar noch die Fäuste, nachdem Nürnbergs Joker Fabian Schleusener in der sechsten Minute der Nachspielzeit das Tor zum 1:3 (0:0) für den fränkischen Fussball-Zweitligisten erzielt hatte. Der Schweizer Leihspieler Michael «Michi» Frey, der in der 79. Minute eingewechselt wurde und kurz darauf eine Grosschance vergab, räumte beim Siegtreffer den Weg frei für Schleusener.
Der späte Glücksmoment der Franken in der Relegation bedeutete für den Drittligisten FCI, dass er nach dem 0:2 im Hinspiel trotz des Heimsiegs als Verlierer dastand. Das Nürnberger Auswärtstor entschied in der Gesamtrechnung.
«Wir müssen uns beim Fussball-Gott bedanken»
«Ich habe ein Gefühlschaos in mir. Das ist eine Riesenerleichterung, die von mir und von allen abfällt. Ich weiss nicht, ob ich jemals so viele Männer in Tränen gesehen habe. Es ist unfassbar, was hier heute passiert ist», sagte der 28-jährige Schleusener, der als Joker gestochen und den Ball in letzter Sekunde über die Torlinie bugsiert hatte. «Wir müssen uns beim Fussball-Gott bedanken, dass er uns nochmal die Hand gereicht hat», erklärte Michael Wiesinger, der als Interimscoach zusammen mit «Club»-Legende Marek Mintal seinen Rettungs-Auftrag erfüllen konnte. Trainer bleiben wird er nicht.
Das Saisonfinale passte zur vermurksten Saison des neunmaligen deutschen Meister ein Jahr nach dem neunten Bundesliga-Abstieg. Nach drei Freistössen von Marcel Gaus, die zu Toren von Kapitän Stefan Kutschke (52. Minute), Tobias Schröck (62.) und Robin Krausse (62.) führten, blickte der «Club» in den Abrgund zur Drittklassigkeit; so wie vor 24 Jahren, als übrigens Wiesinger als Spieler dabei war.
«Das hatten wir nicht verdient. Die Mannschaft hat Unglaubliches geleistet, dann wirst du so bestraft, das ist schon brutal», klagte Trainer Tomas Oral, der mit dem FCI vor einem Jahr als Zweitligist in der Relegation abgestiegen war. Diesmal war das Scheitern emotional noch heftiger. Für die teilweise überbordenden Gefühle wie bei seinem Kapitän Kutschke zeigte Oral angesichts der Umstände «Verständnis».