EM-Qualifikation Erfüllt die Nati die Pflichtaufgabe, schreibt sie Geschichte

SDA

15.11.2019 - 06:30

Granit Xhaka (links) und Nationaltrainer Vladimir Petkovic können den letzten beiden Partien der EM-Qualifikation optimistisch entgegenblicken
Granit Xhaka (links) und Nationaltrainer Vladimir Petkovic können den letzten beiden Partien der EM-Qualifikation optimistisch entgegenblicken
Source: Keystone

Der Schweiz fehlen vier Punkte zur Qualifikation für die EM-Endrunde 2020. Noch nie hat sie sich vier Mal in Folge sportlich für eine Endrunde qualifiziert.

Vor vier Jahren wurde das St. Galler Publikum Zeuge einer vorzeitigen EM-Qualifikation der Schweiz. Während die SFV-Auswahl gegen San Marino 7:0 gewann, stolperte Slowenien gleichzeitig über Litauen und bescherte der Schweiz am zweitletzten Spieltag das EM-Ticket für die Endrunde in Frankreich. In der Theorie könnte sich solches am Freitag im ausverkauften Kybunpark wiederholen. Die Schweiz schlägt Georgien, Dänemark gibt gegen Gibraltar Punkte ab, und noch vor dem letzten Spiel wäre die EM-Teilnahme der Schweiz im nächsten Sommer fix.

Natürlich ist nicht damit zu rechnen, dass sich Dänemark im Heimspiel gegen die Amateure von Gibraltar einen Fehltritt leistet. Doch das Fallbeispiel zeigt, wie komfortabel sich die Ausgangslage für die Schweiz präsentiert. So oder so reichen ihr vier Punkte aus den Spielen gegen Georgien und dann am Montag in Gibraltar. «Der Sieg gegen Irland hat uns die Tür geöffnet. Jetzt können wir alles selber entscheiden», sagte Nationaltrainer Vladimir Petkovic.

Petkovic und seine Spieler wissen, dass die letzten beiden Aufgaben zwar Stolpersteine sein könnten, von hohen Hürden zu sprechen, wäre indes verfehlt. Gegen Georgien und Gibraltar zu punkten, gegen die Nummern 90 und 196 im FIFA-Ranking, ist für die Schweizer Auswahl eine Pflichtaufgabe. Solche Aufgaben hat sie in den letzten Jahren fast immer ohne Fehl und Tadel gelöst. Siege gegen Island, Zypern oder Albanien, Litauen, Estland oder San Marino, Lettland, Andorra oder Färöer waren die Basis für den erfolgreichen Weg an die WM- und EM-Endrunden 2014, 2016 und 2018.

24 Siege in 28 «Pflichtspielen»

28 solche Spiele gegen die Teams aus den Lostöpfen 3 bis 6 hat die Schweiz seit 2012 in der Qualifikation absolviert. 24 Mal hat sie gewonnen, nur einmal, im Oktober 2014 in Slowenien zum Beginn der Ära von Petkovic, hat sie verloren. Hinzu kommen Unentschieden gegen Island und Zypern (WM-Qualifikation 2014) sowie Irland (EM-Qualifikation 2020). So regelmässig die Schweiz beim Versuch scheitert, mit einem Sieg gegen einen «Grossen» die nächste Stufe zu erreichen, so regelmässig erfüllt sie ihre Pflicht gegen die «Kleinen».



«Wir bringen jedem Gegner den nötigen Respekt entgegen», hatte Verteidiger Fabian Schär im Frühling vor dem Start in die EM-Qualifikation und vor dem Hinspiel in Georgien erklärt. Vor wenigen Tagen meinte Granit Xhaka zur komfortablen Ausgangslage: «Wenn einer kommt und denkt, das sei ein Selbstläufer, dann ist er fehl am Platz.» Wie die Resultate dokumentieren, sind solche Aussagen mehr als bloss Plattitüden. Die Schweizer Spieler sind gut vorbereitet für die letzten Aufgaben zum Nationalteam gestossen. Xhaka etwa sagte: «Ich habe mir die Partie der Georgier gegen Irland (0:0 – Red.) am Video angeschaut. Sie wollen nicht hinten hinein stehen, sondern wollen Fussball spielen. So haben sie Irland das Leben sehr schwer gemacht.»

Im Gegensatz zur Schweiz mit ihrem 2:0-Startsieg in Tiflis gaben Dänemark und Irland gegen Georgien auswärts Punkte ab. Deshalb hat die Mannschaft von Petkovic vor den letzten zwei Spieltagen der Gruppe D die auf dem Papier einfachere Ausgangslage als die Dänen oder die Iren, obwohl die Bilanz in den Duellen gegen die beiden Konkurrenten um die ersten zwei Plätze mit je einem Sieg und Niederlage sowie zwei Unentschieden durchzogen ist.

Vor einem historischen Resultat

Vier Punkte gegen Georgien und Gibraltar sind Pflicht – genauso wie die EM-Teilnahme in einem 24er-Feld für einen WM-Achtelfinalisten wie die Schweiz als Pflicht angesehen wird. Vor diesem Hintergrund geht schnell vergessen, dass die SFV-Auswahl in den nächsten Tagen Historisches erreichen kann. Noch nie hat sie sich vier Mal in Folge auf sportlichem Weg für eine Endrunde qualifiziert.

Vier Endrunden-Teilnahmen in Folge sind durchaus keine Selbstverständlichkeit. Nur acht weitere Teams waren auch an den WM in Brasilien und Russland sowie an der EM in Frankreich dabei. Grosse Nationen wie Italien oder die Niederlande haben das nicht geschafft. Auch Schweden und Dänemark, die letzten beiden Teams, welche die Schweiz in einem Endrunden- oder Qualifikationsspiel hatten schlagen können, fehlten mindestens einmal.

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