Bordeaux statt SFV Petkovic spricht über den Wechsel: «Ich spürte, dass ich es machen will»

SB10

2.8.2021

Bordeaux statt Schweizer Nati: Vladimir Petkovic begründet seinen Wechsel.
Bordeaux statt Schweizer Nati: Vladimir Petkovic begründet seinen Wechsel.
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Die Ära Petkovic in der Schweizer Nati ist nach sieben Jahren zu Ende. Der Bosnier verliess den SFV und ist neu Trainer von Girondins Bordeaux. In einem Interview schaut er mit einem lachenden sowie weinenden Auge auf seine Amtszeit zurück. 

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In den Ferien (Vladimir Petkovic war mit seiner Frau in Formentera) meldete sich Bordeaux bei ihm. Das Projekt beim Klub reizte ihn gleich. «Ich spürte, dass ich es machen will», meint er im Interview im «SonntagsBlick». Er führt aus: «Es ist einfach der richtige Zeitpunkt. Eine neue Herausforderung für mich, aber auch neue Inputs für die Spieler und einige rund ums Team. Es ist doch klar, dass einige Dinge nach sieben Jahren eingebrannt sind.»

Er sei immer noch voller positiver Energie gewesen und wäre auch gerne Nati-Trainer geblieben. Vor den Ferien habe er auch nicht an einen Abschied beim SFV gedacht, da die Klubs ja alle schon einen Trainer gehabt hätten und mittendrin in der Vorbereitung seien, so Petkovic. In Bordeaux gebe es nun einen neuen Besitzer, es werde vieles geändert. «Das Ziel ist es, in drei Jahren europäisch zu spielen. Wir können etwas aufbauen. Gute Resultate würden dabei helfen», hält der 57-Jährige fest.

Es seien «spannende Ausstiegsverhandlungen» mit dem Verband gewesen, aber am Ende seien die Partien im Guten auseinander, so sein Fazit. Viele Nati-Spieler – darunter auch zahlreiche ehemalige – hätten sich bei ihm gemeldet. Petkovic: «Viele Nachrichten haben mich menschlich sehr berührt.»

Kein Weglaufen vor schwieriger Mission – Xhaka ist «gleicher»

Mit der Kritik, er habe aufgrund der schwierigen Ausgangslage – die Schweiz ist in der laufenden WM-Qualifikation in der gleichen Gruppe wie Europameister Italien – das Handtuch geworfen, kann er nichts anfangen. «Es sollte kein Problem sein, mindestens den zweiten Platz in dieser Gruppe zu erreichen und dann WM-Playoffs zu spielen», zeigt er sich von den Qualitäten seiner früheren Schützlinge überzeugt.

Sein Verhältnis mit dem langjährigen Captain Granit Xhaka beschreibt er so: «Ich habe immer wieder probiert, eine Linie zu haben und viel Respekt gegenüber den Spielern zu geben. Aber es ist schon so: Alle sind gleich, jemand ist gleicher. So ist das in einer Mannschaft.»



Die Jubelgeste mit Xhaka, der nun wohl doch bei Arsenal bleibt, war eine spontane Handlung: «Es brach vieles aus mir heraus. Weil wir uns über so viele Jahre so unterstützten. Die Emotionen übermannten alle im Team, im Staff.»

Sind sich im Verlaufe der letzten sieben Jahre immer näher gekommen: Captain Granit Xhaka und der scheidende Nationaltrainer Vladimir Petkovic.
Sind sich im Verlaufe der letzten sieben Jahre immer näher gekommen: Captain Granit Xhaka und der scheidende Nationaltrainer Vladimir Petkovic.
Bild: Getty

Trotz Stolz: «Wir hätten viel mehr erreichen können»

Petkovic war in seiner Amtszeit in der Öffentlichkeit und vor allem in den Medien trotz sportlichem Erfolg nie unumstritten. Die Lobeshymnen am Ende kommentiert er so: «Ich bin es gewohnt, dass ich nach meinem Abgang bisweilen mehr Wertschätzung bekomme.» Aber er habe in der Schweiz in den letzten zwei, drei Jahren viel Respekt auf der Strasse gespürt.

Viel Lob bekam er vor allem nach dem Coup gegen Frankreich. «Ich hatte ein gutes Magengefühl. Ich spürte, dass es gut kommt. Gegen Spanien war mein Gefühl neutral. Wir hatten viel Kraft gebraucht, um 120 Minuten das 1:1 zu halten. Es war eine Frage der physisch-mentalen Bereitschaft, es fehlten vielleicht fünf Prozent Konzentration. Doch als die Spanier den ersten verschossen … Ich denke heute noch, wir hätten viel mehr erreichen können», meint Petkovic. 

Der Krimi-Sieg gegen den Weltmeister überstrahlt seine SFV-Karriere. Petkovic: «Resultatmässig hat es vieles geändert. Aber ich bin stolz auf die ganzen sieben Jahre, wir haben die Mentalität geändert und auch einen Generationenumbruch geschafft.»


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