Mladen Petric begleitet Teleclub während der ganzen Champions-League-Saison als TV-Experte und ist auch beim Final in Madrid dabei. Mit «Bluewin» spricht der Schweiz-Kroate über Endspiele, seinen verpassten Traum und Jürgen Klopp.
Mladen Petric, wie bereitet man sich auf einen Final vor?
Wie vor jedem anderem Spiel. Aber man merkt schon, dass die Nervosität und die Anspannung grösser ist als normal. Du arbeitest ein Jahr lang auf dieses Ziel hin und spürst dann, dass du nur noch einen letzten Schritt machen musst. Noch 90 Minuten, vielleicht 120, dann ist das Ziel erreicht.
In den Champions-League-Final haben Sie es nie geschafft. Aber Sie haben immerhin ein paar Endspiele auf nationaler Ebene bestritten, wurden unter anderem auch Schweizer und Griechischer Cupsieger. Lassen sich diese Finals rein vom Gefühl und der Anspannung mit einem Europacup-Endspiel vergleichen?
Diese nationalen Cupfinals sind natürlich nicht mit der Champions League zu vergleichen. Da treffen zwei absolute Weltauswahlen aufeinander. Für mich hat dieses Endspiel noch mehr Bedeutung als der WM-Final. Das Niveau ist einfach um ein Vielfaches höher als in allen anderen Endspielen.
Mit Hamburg standen Sie zweimal ganz nahe vor dem Finaleinzug in der Europa League beziehungsweise im UEFA Cup.
Zweimal war im Halbfinal Endstation. Ich denke, dass der Unterschied dann zum Final nicht mehr gross ist. Das sind Momente, über die du nach der Karriere nachdenkst und du dir sagst, es wäre doch so schön gewesen, noch einen internationalen Titel zu holen.
Petric begrüsst ehemalige Teamkollegen sowie Ex-Trainer Jürgen Klopp und verfolgt gespannt das Abschlusstraining des FC Liverpool.
Jetzt sind Sie TV-Experte bei Teleclub und bekommen das Fussball-Geschehen nur noch am Rande mit. Sind Sie im Vorfeld auf dieses Endspiel trotzdem ein wenig nervös?
Den Job als TV-Experte finde ich grossartig, mit allem drum und dran. Ich vermisse das Fussballspielen nicht wirklich, aber in solchen Momenten stehe ich da und denke: 'Hey, es wäre so geil, jetzt nochmals auf dem Platz zu stehen'. Die Anspannung und Nervosität ist auch bei mir da, auch wenn ich nicht spiele.
Sa 01.06. 19:00 - 00:30 ∙ Teleclub Zoom D ∙ CH 2019 ∙ 330 Min
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Den einen oder anderen Spieler dieses Finals kennen Sie ja gut. Mit Dejan Lovren etwa haben Sie in der kroatischen Nati zusammengespielt ...
Zudem kenne ich Xherdan Shaqiri natürlich aus der Schweiz. Und mit Heung-min Son habe ich noch in Hamburg zusammengespielt.
Wusste man damals schon, dass Son eines Tages gross herauskommen wird?
Er hatte schon damals riesiges Potential. Man hat sein Talent sofort gesehen. Und er ist auch nach jedem Training länger geblieben und hat Extraschichten geschoben. Er hat sich auch nie auf seinem Talent ausgeruht, sondern hat immer an sich gearbeitet. Das hat sich ausgezahlt.
Sie haben vorhin noch minutenlang mit Jürgen Klopp gesprochen. Was hat er Ihnen verraten?
Wir haben nicht über den Final geredet. Er war mein Trainer in Dortmund und das war jetzt unser erstes Treffen nach vielen Jahren. Wir haben über die Familie und alte Zeiten gesprochen.
Klopp wirkte an der Pressekonferenz ziemlich relaxed, obwohl er in diesem Final unter riesigem Druck steht, nachdem er in den letzten Jahren in Sachen Titeln immer leer ausging.
Er hat eine lockere Art, die verliert er nicht. Aber ich habe ihm schon angemerkt, dass er angespannt ist. Er wird ja immer wieder auf die verlorenen Finals angesprochen. Und am Ende des Tages erinnert man sich an die Teams und Trainer, welche Titel gewonnen haben. In 20 Jahren fragt keiner mehr, wer wie oft im Final stand. Man merkt ihm langsam an, dass er diesen Druck spürt. Das ist aber ganz normal.
Holt Klopp jetzt den langersehnten Titel?
Bei einem Final tue ich mich mit Tipps immer schwer. Es gibt für mich keinen Favoriten. Klar hatte Liverpool die etwas bessere Saison und ist wohl auch qualitativ etwas besser besetzt. Aber einen Final kannst du nie voraussehen, eine Aktion kann das ganze Spiel entscheiden. Es ist alles offen.