Der frühere Internationale Philippe Senderos blickt in einem Podcast auf seine Karriere zurück. Ihm bleiben vor allem die Spiele gegen Real Madrid in Erinnerung, auch wenn nicht alles planmässig ablief.
In der Schweiz sorgte Philippe Senderos schon früh für Aufsehen. Als 16-Jähriger debütierte er für Servette. Es ging nicht lange, bis die grossen Klubs beim U17-Weltmeister anklopften. Arsène Wenger machte schliesslich das Rennen. Der französische Trainer der Gunners war höchstpersönlich mehrmals nach Genf gekommen, um das Talent zu überzeugen. «Er hat mir gesagt, dass ich mit harter Arbeit eine Chance auf einen Platz in der ersten Mannschaft hätte», erzählt Senderos im Arsenal-Podcast «In Lockdown».
Nach seinem Wechsel 2003 zu Arsenal muss sich der Jungspund tatsächlich in Geduld üben. Es sei ein grosser Sprung von der Schweiz nach England, meint er. Kein Wunder, schliesslich sollten die Londoner zu dieser Zeit eine grosse Ära prägen. Gleich nach seinem Transfer marschierten Thierry Henry & Co. ungeschlagen durch die Saison. «Ich durfte viel von den ‹Invincibles›, wo es viele grosse Persönlichkeiten im Team hatte, lernen und auch die Trophäe stemmen – auch wenn ich leider keine Minute gespielt habe, fühle ich mich als Teil dieses Teams», so der Genfer.
Weil Senderos spanisch spricht, bekam er bei seiner Gastmutter einen Jungen aus Barcelona zugeteilt: Cesc Fabregas. Es sei cool gewesen, so etwas wie einen kleinen Bruder (Anm.d.Red.: Fabregas ist drei Jahre jünger) zu haben und mit ihm alles zu teilen, erzählt Senderos, der auch heute noch guten Kontakt zu ihm pflegt: «Man konnte im Training sehen, wie besonders er war. Er hat gespielt wie im Garten mit Freunden, dabei spielte er gegen Weltmeister.»
Wunschszenario geht in Erfüllung
In den nächsten beiden Saisons spielte auch Senderos regelmässig, sofern er gesund war. 2005 gewann er mit Arsenal gegen Manchester United den FA-Cup. Ein Jahr später ging dann ein grosser Traum für ihn in Erfüllung. In der Champions League trifft er im Achtelfinal mit seinem Klub auf Real Madrid. Da sein Vater Real-Fan war, hatte er seit seiner Kindheit davon geträumt, dort einmal zu spielen.
«Dieses Spiel ist für mich eine meiner besten Erinnerungen im Fussball. Das Spiel im Bernabéu war der Tag, an dem ich so nervös war wie noch nie in meinem ganzen Leben. Ich erinnere mich, dass ich mich sogar vor dem Spiel auf dem Platz übergeben musste, bevor der Schiedsrichter das Spiel anpfiff», verrät der Abwehrspieler.
Zur grossen Überraschung schaltete Arsenal die Königlichen, wo Leute wie Ronaldo, Zinédine Zidane, Roberto Carlos, David Beckham oder Sergio Ramos spielten, aus und stiess bis ins Finale vor. Der Vorteil als junger Spieler sei, dass man es gar nicht gross realisiere und so einfach frisch drauflos spiele, so Senderos. Weil er sich kurz zuvor eine Verletzung zugezogen hatte, sass Senderos gegen Barcelona (1:2) nur auf der Bank. Danach sank sein Stern in London immer mehr, sodass er Arsenal 2008 verliess.
Bald Trainer oder Sportdirektor?
Er stand in den späteren Jahren zwar unter anderem bei renommierten Klubs wie Milan, Fulham oder Valencia unter Vertrag, doch die ganz grosse Karriere bleibt ihm verwehrt. Er habe viele Verletzungen gehabt, aber es sei insgesamt eine tolle Zeit gewesen, blickt Senderos ohne Wehmut zurück. In der Schweiz lief Senderos neben Servette auch für die Grasshoppers und für Chiasso auf.
Für die Nati bestritt Senderos 57 Länderspiele. Er nahm an den Weltmeisterschaften 2006 und 2010 sowie an der Europameisterschaft 2008 teil. Unvergessen bleibt sein Kopfballtor an der WM 2006 gegen Südkorea, worauf er blutüberströmt zum Jubel ansetzte.
Dem Fussball will er treu bleiben. «Ich lebe für das», hält er fest. So macht der zweifache Familienvater derzeit gleich zwei Diplome: Einerseits den Trainerschein, andererseits nimmt er Kurse, um Sportdirektor zu werden. Man wird also sicher bald wieder vom 35-Jährigen hören.