Wer hin und wieder Bachelor schaut, der musste am Mittwochabend mit Schrecken feststellen, dass es noch niveauloser geht. Die Rede ist von der Leistung der Schweizer Nati, die gegen Katar mit 0:1 verliert.
Beim Bachelor weiss der Zuschauer, worauf er sich einlässt. Im Gegensatz zum Katar-Spiel ist dort zumindest ein gewisser Unterhaltungswert gegeben. Doch was die gelangweilten Schweizer gegen die Kataris zeigten, die Weltnummer 96, war einfach nur erbärmlich. Dabei begann das Spiel noch einigermassen vielversprechend. In der zweiten Minute zog Fabian Schär aus der eigenen Platzhälfte ab und verfehlte das Tor nur ganz knapp, es wäre ein Traumtor gewesen. Keiner konnte ahnen, was dann folgen würde.
«Wir müssen reden» – diese drei Worte fürchtet jeder Partner, wenn es in der Beziehung kriselt, denn sie verheissen in der Regel nichts Gutes. «Ja liebe Nati-Spieler, wir müssen reden.» Wir haben ja ein gewisses Verständnis dafür, dass man in so einem Testspiel gegen einen unattraktiven Gegner, auf einem schwer bespielbaren Platz noch dazu, nicht jeden Zweikampf mit letzter Konsequenz führt. Doch diese Null-Bock-Einstellung ist nicht akzeptabel, das grenzte an Arbeitsverweigerung. Wäre es ein normales Training gewesen, dann hätte der Coach das Spiel abgebrochen und seine Spieler auf eine Strafrunde geschickt.
Einem Unbekannten beim Fischen zuschauen, sich eine Doku über das Paarungsverhalten von Wildgänsen reinziehen oder einem Betrunkenen erklären, warum er nicht in den Klub reinkommt, all das wäre aufregender gewesen als diesem Trauerspiel beizuwohnen. Tatsächlich habe ich während des Spiels den Unterschied zwischen Peppermint und Spearmint gegoogelt, immerhin bin ich jetzt auf diesem Gebiet ein Experte. Mein eigentliches Highlight war aber – und jetzt müssen alle Mac-Benutzer aufpassen – dass man, wenn man lange genug auf eine Taste drückt, alle Sonderzeichen zu diesem Buchstaben erscheinen. Beim «Z» klappt es aus unerklärlichen Gründen nicht, eine Beleidigung für den bosnischen Stürmerstar Edin Džeko.
Nach dem Spiel und spätestens nach dem Interview mit Vladimir Petkovic, der nichts von einer Blamage wissen wollte, erschien vor meinem geistigen Auge eine in fetten Lettern abgedruckte Schlagzeile, die den Schweizer Fussball in seinen Grundfesten erschüttern sollte. Das sah dann in etwa wie folgt aus:
Grosse Chance auf Wiedergutmachung
Vielleicht war diese Niederlage aber auch das Beste, was der Nati passieren konnte. Denn nach diesem Kick sind die Spieler im Stolz verletzt, und das kann im kommenden Spiel gegen Belgien ungeahnte Kräfte freisetzen. Jeder wird zeigen wollen, dass das Katar-Spiel nichts mit der Realität zu tun hatte, dass die Schweiz zu Recht die Nummer acht der Welt ist und einem WM-Halbfinalisten mehr als nur Paroli bieten kann. Sollte es so kommen, dann ist diese Blamage schnell vergessen.