Projektleiter Videobeweis Projektleiter Videobeweis: «Die Schiedsrichter sind die ärmsten Schweine»

pat

5.5.2019

Einmal mehr sorgen am Bundesliga-Samstag fragwürdige Entscheidungen für ordentlich Diskussionsstoff. Im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF stellte sich Dr. Jochen Drees, Projektleiter Videobeweis, den kritischen Fragen.

Handspiel oder nicht? Die Frage ist ein Dauerbrenner und sorgt immer wieder für Ärger. Die Videoassistenten sind dabei keine echte Hilfe. Das zeigte sich am Samstag in München, Berlin und Mönchengladbach. Dass sich Dr. Jochen Drees, als Projektleiter für den Videobeweis verantwortlich, noch am Samstagabend im «Aktuellen Sportstudio» zu den Szenen äussert, verdient Respekt. Er gesteht Fehler ein, nimmt die Schiedsrichter aber auch in Schutz.



Drees betont, dass es selbst beim Videobeweis immer noch Ermessensspielraum gebe und deshalb Fehlentscheide möglich seien. Er habe allerdings das Gefühl, dass sich das Ganze in die richtige Richtung entwickle und spricht in diesem Zusammenhang von einem Prozess. «Die Erwartungshaltung kann nicht sein: ‚Wir klären jede Situation und wir machen alles richtig‘.»

Verbesserungspotenzial sieht Drees insbesondere in der Kommunikation, die mehr Transparenz schaffen sollte. Zudem müsse es genauere Bewertungskriterien geben. Der 49-Jährige mahnt aber auch: «Es wird auch mit den neuen Änderungen nicht streitlos über die Bühne gehen.»



In der Sendung nimmt er seine Schiedsrichter-Kollegen aber auch in Schutz: «Wir setzen die Vorgaben um. Wenn Fussballexperten damit nicht einverstanden sind, ist das ihr Recht. Die Schiedsrichter sind die ärmsten Schweine.» Man sei an die Regeln der FIFA gebunden und der Weltverband habe festgelegt, dass vor allem die Absicht hinter einem Handspiel entscheidend sei, ob die Situation abgepfiffen werde oder nicht. Bloss sei das oft schwierig zu bewerten: «Wie will man nachweisen, ob ein Handspiel absichtlich war? Der Schiedsrichter kann keine Absicht erahnen oder erschnuppern. Sie könnten das Handspiel nur klären, wenn man sagen würde: ‚Hand ist Hand und keine Hand ist keine Hand‘. Aber das würde auch niemanden zufriedenstellen.»

In einem Fall war am Samstag die Absicht im Video aber klar zu erkennen – beim Handspiel von Hertha-Verteidiger Karim Rekik im Spiel gegen den VfB Stuttgart. Weshalb hat der Videoschiedsrichter nicht eingegriffen und auf Elfmeter für Stuttgart entschieden? Drees, der als Beobachter im Einsatz war, in dieser Rolle selbst aber nicht eingreifen darf, sagt: «Videoassistent Günter Perl hat es einfach nicht gesehen. Die Situation war so unscheinbar, niemand hat reklamiert. Das darf natürlich nicht passieren. Das war ein menschlicher Fehler.»

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