Der neue Paris Saint-Germain-Trainer Mauricio Pochettino äussert sich zu der Personalpolitik und will endlich die Königsklasse gewinnen.
Der frühere Abwehrspieler Maurico Pochettino hat sich in seiner Zeit bei Tottenham Hotspur (2014 bis 2019) zwar einen exzellenten Ruf erarbeitet, als er den Klub wieder zu einem Spitzenverein formte und auch als Trainer eine eindeutige Handschrift hinterliess. Aber ein Titel ist ihm in nun gut zwölf Trainerjahren nicht vergönnt gewesen. Am nächsten daran war er 2019, als er mit den Spurs den Champions-League-Final gegen Liverpool verlor.
Im Januar wurde der 48-Jährige, der zwischen 2001 und 2003 bereits als Spieler das PSG-Trikot trug, beim Pariser Nobelklub vorgestellt. «Ich habe eine Menge Motivation und Verantwortung. Ich will gut abschneiden und zu diesem schönen Projekt beitragen, es ist sehr aufregend. Wir haben uns schnell an die Umstände (Corona-Krise – d.Red.) und an die Spieler angepasst», so der Argentinier im Interview mit «Marca». Er spricht dabei immer in der Mehrzahl, um so das ganze Trainerteam, welches er aus London mitnahm, ins Boot zu holen.
Einen sportlichen Abstieg sieht er mit dem Wechsel aus der Premier League in die Ligue 1 nicht. «Der heutige Fussball in der Corona-Ära macht die Ligen gleichwertiger, konkurrenzfähiger. In Italien, Spanien, England usw. gibt es nun mehr Ausgeglichenheit. Die französische Liga ist sehr konkurrenzfähig, sehr physisch, mit vielen talentierten jungen Spielern.»
Als sechster Trainer unter dem Regime der Katar-Investoren seit dem Einstieg 2011 soll Pochettino das schaffen, woran Tuchel im Sommer noch knapp beim 0:1 im Final gegen den FC Bayern gescheitert war: den Gewinn der Champions League.
Endlich Champions League gewinnen – mit Mbappé an Bord
Die Mission in der französischen Hauptstadt ist für Pochettino, der einen Vertrag bis zum 30. Juni 2022 mit der Option auf ein weiteres Jahr unterschrieb, klar: «Nichts anderes ist hier wichtig, ausser zu gewinnen. Die Champions League zu gewinnen, ist seit fünfzig Jahren ein Traum, wir haben sie nie gewonnen. Selbst als ich ein Spieler war, war es eine Besessenheit. Das ist das Ziel; wir können nicht nur darüber nachdenken, in der Champions League gut abzuschneiden, sondern wir reden davon, sie zu gewinnen. Dafür müssen wir eine Struktur aufbauen und haben, welche die sportliche Seite unterstützt und verbessert.»
Für das grosse Ziel muss er vor allem die Egos der Stars wie Neymar oder Kylian Mbappé in den Griff bekommen. «Die Beziehung zu ihnen ist spontan und natürlich. Wir haben einen Ansatz gewählt, um ihnen zu zeigen, dass wir echt sind und das Gleiche von ihnen erwarten. Wir haben keine Vorurteile, und wenn wir an einem Ort ankommen, sind wir offen für diese Veränderung», hält er fest.
Wer liebe Kylian nicht, so Pochettino. «Mit seinem Lächeln, seinem Gesicht und seiner Energie. Mit 19 Jahren war er Weltmeister, es sind beeindruckende Dinge mit ihm passiert, aber er ist besonders und anders, mit viel emotionaler Intelligenz (...) Du gibst dieser Art von Spieler eine Lösung und er gibt dir fünf zurück.» Die Lockrufe für Mbappé aus Madrid lassen ihn kalt: «Es gibt viele Gerüchte, aber ich denke, er wird noch viele Jahre bei PSG bleiben, und das ist die Hoffnung des Vereins. Wir zählen auf ihn, solange wir hier sind. Es stimmt, dass er eine Entscheidung über seine Zukunft treffen muss, aber er scheint glücklich und sehr engagiert in diesem Projekt zu sein.»
Messi und Ramos im Anflug?
PSG soll aber nicht nur keine Stars verlieren, sondern neue dazuholen. Auf die Frage, ob Lionel Messi ein Thema sei, meint er: «Was immer ich sage, wird missverstanden werden (...). Grosse Fussballer passen in jede Liga und in jede Mannschaft.» Auch Sergio Ramos soll ein Thema bei PSG sein, eine prädestinierte Leaderfigur. Er habe auch Spieler mit grossen Führungsqualitäten, erläutert Pochettino. «Die grossen Spieler sind in der Lage, in verschiedenen Projekten und Kulturen zu spielen und zu koexistieren.»
Er führt aus: «Die Strategie von PSG ist seit Jahren dieselbe, seit wir Ronaldinho verpflichtet haben: Wir schauen uns die Möglichkeiten auf dem Markt an und holen diejenigen, die das, was wir haben, verbessern können. Das werden wir in den kommenden Monaten sehen. Hier würde Ramos einen grossartigen Klub finden, der davon besessen ist, immer zu gewinnen. PSG ist einer der grössten Klubs der Welt.»