Zum Scheitern verurteilt PSG und die Champions League – eine Tragikomödie

SB10

7.3.2019

Auch der erst 20-jährige Kylian Mbappé konnte nichts gegen den langjährigen PSG-Fluch ausrichten.
Auch der erst 20-jährige Kylian Mbappé konnte nichts gegen den langjährigen PSG-Fluch ausrichten.
Bild: Keystone

Der Champions-League-Fluch geht weiter: PSG scheidet im Achtelfinale aus und verpasst es somit ein weiteres Mal, den wichtigsten europäischen Klubwettbewerb zu gewinnen.

Es war alles angerichtet. Im Hinspiel besiegte PSG auswärts Manchester United im «Theatre of Dreams» hochverdient mit 2:0. Die Engländer durften sogar froh sein, nicht noch mehr Tore erhalten zu haben, so überlegen agierte die Elf von Trainer Thomas Tuchel. Und auch das Rückspiel schienen die Franzosen mit der nötigen Einstellung anzugehen. Schliesslich war den Spielern die jüngere Vergangenheit sicher noch präsent. Marco Verratti zum Schlachtplan vor dem Spiel: «Wir müssen ohne Druck, ohne Angst spielen. Denn wenn die Angst übernimmt, triffst du die falschen Entscheidungen.»



Angst war gestern Abend zwar keine zu spüren, aber falsche Entscheidungen gab es trotzdem. Die PSG-Spieler müssen sich als Protagonisten einer Tragikomödie gefühlt haben. In der 2. Minute leitete Verteidiger Thilo Kehrer mit seinem verpatzten Rückpass das frühe Gegentor durch Lukaku ein. Zwar gelang Tormaschine Juan Bernat (in acht CL-Spielen drei Treffer) nach toller Vorarbeit von Kylian Mbappé schon früh der Ausgleich, doch Gigi Buffon konnte einen Schuss von Marcus Rashford nicht entschärfen, was der belgische Stürmer ein zweites Mal eiskalt ausnutzte.

Kehrer und Buffon wurden dafür von der «L'Équipe» mit der Note 2 (von 10) abgestraft. Erstmals seit über zwanzig Jahren haben die Pariser in der Königsklasse in den ersten 30 Minuten zwei Gegentore kassiert.

Das Leiden von Gianluigi Buffon.
Das Leiden von Gianluigi Buffon.
Bild: Getty

Das Damoklesschwert über PSG

Nichtsdestotrotz war der Nobelklub noch auf Kurs. Die französischen Edeltechniker liessen den Ball geschickt laufen, verpassten aber mehrmals den längst fälligen Ausgleich. «Der Tanz auf der Rasierklinge» (O-Ton Tuchel) endete in der Schlussminute in einem Drama. Presnel Kimpembe wehrte einen Schuss im Strafraum zwar unabsichtlich, aber gemäss VAR trozdem strafwürdig, mit der Hand ab. Rashford verwertete den fälligen Elfmeter unbarmherzig.

PSG verpasste es also auch in seinem 100. Europapokalspiel, die Hoffnung auf den Titel im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb aufrechtzuerhalten. Dafür holten sie sich eine anderer Redkordmarke: Als erstes Team in der Champions-League-Geschichte verspielten sie einen 2:0-Auswärtssieg aus dem Hinspiel. Trainer Tuchel ist zwar beim Team beliebt und in der Ligue 1 souverän auf Meisterkurs (17 Punkte Vorsprung), trotzdem wird er sicher den Zorn von Präsident Nasser Al-Khelaifi zu spüren bekommen.

Wenn PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi wütend wird, ist Schicht im Schacht.
Wenn PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi wütend wird, ist Schicht im Schacht.
Bild: Getty

Wütend war auch dessen «222-Millionen-Euro-Spielzeug» Neymar. Der verletzte Brasilianer wetterte nach dem Spiel  über den Elfmeter: «Das ist eine Schande». So hatte man als neutraler Zuschauer mit Neymar – wie immer im modisch-eleganten «Dietikon-Spreitenbach-Casual-Look» – vielleicht eher Schadenfreude denn Mitleid. 



Ganz im Gegensatz zu Kimpembe und Buffon. Seit seinem zehnten Lebensjahr ist der Verteidiger bei PSG. Bei dem mit zig Millionen aus Katar alimentierten Kader wahrlich eine löbliche Ausnahme. Dass sich das Schicksal ausgerechnet ihn als Sündenbock aussuchte, ist bittere Ironie. Und die Torwart-Legende Buffon verpasste es mit dem «absolut lächerlichem Ergebnis» (O-Ton Thomas Tuchel) also auch im 19. Anlauf (inklusive Qualifikation), sich in der Königsklasse den Titel zu holen. Vor dem Anpfiff sickerte die Meldung durch, dass sich der 41-Jährige und der Klub auf eine Vertrags-Verlängerung über zwei Jahre geeinigt hätten. Ob der charismatische Italiener sich auch noch ein zwanzigstes Mal versuchen darf, ist nach gestern mehr als fraglich. Obwohl Buffon und PSG mit ihrer Europapokal-Geschichte irgendwie bestens zusammenpassen. 

Europapokal-Bilanz der letzten zehn Jahre von PSG

  • 2018/19: CL-Achtelfinale
  • 2017/18: CL-Achtelfinale
  • 2016/17: CL-Achtelfinale
  • 2015/16: CL-Viertelfinale
  • 2014/15: CL-Viertelfinale
  • 2012/13: CL-Viertelfinale
  • 2013/14: CLViertelfinale
  • 2011/12: UEFA Europa League, Gruppenphase
  • 2010/11: UEFA Europa League, Achtelfinale
  • 2009/10: In keinem UEFA-Vereinswettbewerb vertreten
  • 2008/09: UEFA-Pokal, Viertelfinale

Champions League am Mittwoch


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