Fussball Reif und bereit für die nächste WM-Endrunde

SDA

9.11.2017 - 23:07

Die Schweizer haben sich im WM-Playoff gegen Nordirland eine erstklassige Ausgangslage erkämpft: Im Belfaster Windsor Park setzte sich Vladimir Petkovics stilsichere Equipe dank einem umstrittenen Penaltytor von Ricardo Rodriguez (58.) durch.

Ein perfekter Volley von Xherdan Shaqiri und eine vom Schiedsrichter als irregulär ausgelegte Abwehraktion Corry Evans, die Schusstechnik des Premier-League-Professionals und die unglückliche Reaktion des beim englischen Drittligisten beschäftigten Mittelfeldspielers - innerhalb von einer Aktion in der 56. Minuten akzentuierte sich der Qualitätsunterschied der Beteiligten: ein schwer nachvollziehbarer Penalty, dann der souveräne Vollzug durch Ricardo Rodriguez.

Die Schweizer waren in jener heiklen Strafraumszene bis zu einem gewissen Mass vom Zufall und Wohlwollen des rumänischen Referees begünstigt, aber zum kursweisenden Vorteil gelangten sie nicht ohne Grund. Sie hatten die zuvor proklamierte Reife demonstriert und verhielten vor dem aufgeputschten Anhang der Briten so ruhig wie geplant. Angriffsflächen fand das Ensemble von Michael O'Neill keine vor, auf Fehlpässe wartete das berauschend laute Publikum vergeblich.

Mit ihrem abgebrühten Auftritt im Stadion einer Mannschaft, die zuvor in den letzten zwei Qualifikations-Kampagnen einzig gegen Weltmeister Deutschland (1:3) ein Heimspiel verlor, haben sich die Schweizer eine nahezu perfekte Ausgangslage erspielt. Im St.-Jakob-Park bietet sich die grosse Chance zur vierten WM-Teilnahme in Serie. Die Zahlen, Fakten und Eindrücke sprechen für die SFV-Auswahl: Im eigenen Land hat Petkovics Ensemble seit September 2014 nicht mehr verloren.

Der Umgang mit der Wucht

Zwei, drei Minuten hatten den Nordiren zunächst genügt, ihre Wucht und teilweise brachialen Stil auf den Rasen zu bringen. Sie forcierten den Nahkampf ohne eine Sekunde Verzögerung. Steven Zuber, von Petkovic anstelle der in Leverkusen ausser Form geratenen SFV-Stammkraft Admir Mehmedi nominiert, bekam die ungefilterte Härte der Einheimischen sofort zu spüren.

Seine Reaktion auf die wilden Körperchargen fiel aus, wie es die Schweizer im Vorfeld angekündigt hatten: Er liess sich die Schmerzen nicht anmerken, die Einschüchterungsversuche perlten am Hoffenheimer Flügelspezialisten ab. Mit seiner Haltung und Bereitschaft stand er nicht alleine. Jeder der Gäste wehrte sich, keiner liess sich nachhaltig aus dem Konzept bringen oder in energieraubende Scharmützel verwickeln.

Als doch etwas Hektik aufzukommen drohte, setzte Fabian Schär mit einem Foul knapp am tolerierbaren Limit einen Akzent mit Signalwirkung. Der zentrale Verteidiger bezahlte für seine Grätsche zwar mit einer Verwarnung, gab dem Herausforderer aber zu verstehen, dass sie in der Not gewillt sein würden, Petkovics Devise umzusetzen: "Wir dürfen die Beine nicht zurückziehen."

Viel mehr als einen energischen Auftakt gestanden die Schweizer dem Achtelfinalisten der letzten EM nicht zu. Stattdessen kontrollierten sie die Partie dank ihrer typischen Veranlagung, den Ball zu einem hohen Prozentsatz in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. Granit Xhaka steuerte die offensiven Bemühungen und verschaffte sich früh zwei ansprechende Schussgelegenheiten.

Keine ernsthaften Probleme

Die beste Szene der ersten Hälfte beanspruchte aber Haris Seferovic für sich. Benficas Stürmer scheiterte nach einem gekonnten Zuspiel Shaqiris am perfekt reagierenden Norwich-Keeper Michael McGovern. Das Geschehen spielte sich mehrheitlich in der Platzhälfte McGoverns ab, was die Stabilität der FIFA-Weltnummer 11 verdeutlichte.

Und spätestens nach dem Penaltytor Rodriguez wurde deutlich, weshalb Nordirlands Coach O'Neill immer wieder betont hatte, primär das Spiel ohne Ball gut zu beherrschen. Mit dem Druck, etwas Konstruktives zu schaffen, taten sich die limitierten Einheimischen schwer. Herz und Seele allein reichten nicht aus, um eine Verbandsauswahl vor ernsthafte Probleme zu stellen, die in den letzten 13 Jahren nur eine Endrunde verpasst hat.

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