England Robin Hood ist tot: Wie City und United den FC Bury begraben

Von Tobias Benz

29.8.2019

Fans des FC Bury hängen Vereinsflaggen an das verschlossene Eingangstor zur «Gigg Lane». Das 11'000 Zuschauer fassende Stadion wird nun geschlossen.
Fans des FC Bury hängen Vereinsflaggen an das verschlossene Eingangstor zur «Gigg Lane». Das 11'000 Zuschauer fassende Stadion wird nun geschlossen.
Bild: Getty

Zwei der reichsten Fussballklubs der Welt lassen einen 134-jährigen Nachbarverein zugrunde gehen. Sogar für ein Benefizspiel war man sich in Manchester zu schade.

Nach 134 Jahren ist Schluss: Am Dienstag wurde der englische Traditionsverein Bury FC von der «English Football League» (EFL) ausgeschlossen. Grund dafür sind Schulden in der Höhe von drei Millionen Franken. Der Drittligist aus der Region Manchester konnte zuletzt weder Spieler noch Angestellte bezahlen und musste sogar die eigenen Fans darum bitten, das Stadion für die nächste Partie auf Vordermann zu bringen. Ein Spiel, das nie stattfinden sollte.

Bury ist ein Vorort von Manchester, einer Stadt mit zwei der grössten Fussballschwergewichte des Planeten: Manchester United und Manchester City. «Forbes» schätzt den Wert der beiden Giganten auf 6,5 Milliarden Dollar. Da würde man meinen, im Lande von Robin Hood sei noch ein wenig Liebe für den Nachbarn übrig. Aber Hilfe kam keine. Bury ist nach 134 Jahren Geschichte.

Eine gigantische Frechtheit

13 Kilometer Luftlinie entfernt, in Manchester, schwimmt man also im Geld. Aber wie so oft bei denen, die zu viel haben, scheint auch bei United und City das Teilen mit anderen eine Zumutung zu sein. Bury ging an Schulden von drei Millionen Franken zugrunde. Soviel verdient Alexis Sanchez bei Manchester United in fünf Wochen.

Der teuerste Bankdrücker der Welt: Alexis Sanchez (mittig) verdient bei Manchester United über eine halbe Million Franken pro Woche.
Der teuerste Bankdrücker der Welt: Alexis Sanchez (mittig) verdient bei Manchester United über eine halbe Million Franken pro Woche.
Bild: Getty

Der Alexis Sanchez, der im Winter 2018 für 37 Millionen zu den «Red Devils» wechselte und mittlerweile nicht einmal mehr auf der Ersatzbank sitzt. In den Chilenen investierte Manchester United insgesamt über 80 Millionen Franken – damit hätte Bury siebenundzwanzigmal gerettet werden können.

Dasselbe gilt für Manchester City. Ein Verein, der in den letzten fünf Jahren über eine Milliarde (!) in neue Spieler investierte. Ein Verein, dessen schwerreiche ausländische Besitzer sich gross auf die Flagge geschrieben haben, dass sie in die «gesamte Gemeinde Manchester» investieren wollen. Und ein Verein, der den FC Bury vor wenigen Wochen vom alten, leerstehenden Trainingsgelände verwies, weil sich Bury den Platzwart nicht mehr leisten konnte.

Ist das nicht eine gigantische Frechheit?



Vorbild Deutschland

Ganz anders in Deutschland. Ausgerechnet die meinungsspaltenden Bayern griffen bereits für mehrere Rivalen tief in die Taschen. 2005 gewährte man Erzrivale Borussia Dortmund einen Zwei-Millionen-Kredit ohne jegliche Sicherheiten. 2011 half man Stadtrivale 1860 München aus der Schuldenfalle, und auch dem Regionalligisten aus Offenbach, dem FC St. Pauli, Union Berlin und vielen anderen Vereinen griff man bereits unter die Arme.

Bei St. Pauli gilt Uli Hoeness seit 2003 als «Der Retter».
Bei St. Pauli gilt Uli Hoeness seit 2003 als «Der Retter».
Bild: Getty

Häufig nutzten die Bayern dabei ein probates Mittel: Das Benefizspiel. Dieses Prinzip ist eigentlich auch in England bekannt, die Top-Vereine aus der Premier League lassen immer wieder ehemalige und aktuelle Spieler für gute Zwecke auflaufen. Aktuell scheint aber auf der Insel niemand auf diesen Gedanken zu kommen, viel zu beschäftigt ist man, das herumliegende Geld zum Fenster hinauszuschmeissen.

Auch diesen Sommer investierten Manchester United und Manchester City  wieder ordentlich in ihre Kader. Insgesamt flossen über 350 Millionen Franken. Mehr als das Hundertfache dessen, was Bury benötigte.

Zwei Autostunden von Nottingham entfernt hat die Gier übernommen. Robin Hood ist tot.

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