Buhrufe und Beleidigungen Schweden-Fans gehen nach Schweiz-Pleite auf Trainer Tomasson los

Syl Battistuzzi

11.10.2025

Trainer Jon Dahl Tomasson und Alexander Isak sind nach der Pleite gegen die Nati bedient. 
Trainer Jon Dahl Tomasson und Alexander Isak sind nach der Pleite gegen die Nati bedient. 
IMAGO/TT

Nach der Heim-Pleite gegen die Schweiz stehen die Schweden nur mit einem Zähler da, die WM rückt immer weiter in Ferne. Die einheimischen Fans haben den Schuldigen gefunden für die Misere: Trainer John Dahl Tomasson.

Syl Battistuzzi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Schwedens Nationaltrainer Jon Dahl Tomasson steht nach der 0:2-Pleite gegen die Schweiz im Zentrum der Kritik. Fans buhen ihn schon vor dem Anpfiff aus, viele fordern seinen Rücktritt.
  • Die Spieler verteidigen Tomasson trotz der persönlichen Angriffe, betonen aber das Verständnis für die enttäuschten Anhänger.
  • Verliert Schweden auch am Montag gegen Kosovo, könnte Nationalmannschaftsdirektor Kim Källström die Unterstützung für Tomasson überdenken.

Schon vor dem Anpfiff war in der Strawberry Arena im Stockholmer Vorort Solna eine spezielle Stimmung zu spüren. Nicht Vorfreude, sondern Frust stand im Vordergrund. Die schlechten Resultate – ein 2:2 zum Auftakt gegen Slowenien sowie eine 0:2-Blamage gegen Kosovo – hinterliessen Spuren in der sonst so stoischen Volksseele.

Bei der Schweizer Hymne gab es schon etliche Pfiffe aus der Fan-Kurve der Gastgeber. Keine schöne Aktion, aber (leider) fast normaler Alltag auf internationaler Fussball-Bühne. Doch nicht die Nati, sondern ein Däne zog mit Abstand am meisten Unmut auf sich: Trainer John Dahl Tomasson, kurz auch JDT genannt.

Als sein Name kurz vor Spielbeginn vom Stadionsprecher vorgestellt wurde, buhten zahlreiche der anwesenden 50'151 Zuschauern aus voller Kehle. In der zweiten Halbzeit sangen die schwedischen Anhänger sehnsüchtig nach Vorgänger Janne Andersson.

«Unterste Schublade»

Nach Spielende gab es auf der Tribüne auch Transparente zu sehen: Während «Avgå JDT» (dt: Tritt zurück JDT) noch im erwartbaren Rahmen war, ging die Botschaft «Danskjävel» (dt: Dänischer Mistkerl) klar unter die Gürtellinie. «Das ist schrecklich, so etwas sollte es nicht geben. Ich verstehe, dass die Leute enttäuscht sind, aber solche Dinge zu schreiben, finde ich unterste Schublade», betont Verteidiger Emil Holm gegenüber «Aftonbladet».

In den sozialen Medien ist JDT, der der erste ausländische Trainer des schwedischen Verbands ist, ebenfalls zum Abschluss freigegeben. «Man leidet mit ihm», gibt Mittelfeldspieler Yasin Ayari zu.

«Ich verstehe die Fans, sie wollen Ergebnisse und Siege. Fussball ist Emotionen. Die Fans sorgen sich – damit müssen wir umgehen. Das war ein Schlag ins Gesicht, aber wir sind noch nicht ausgeschieden. Ich glaube daran, dass wir es mit dieser Mannschaft zur Weltmeisterschaft schaffen können», meint JDT.

Tomasson, der in seiner Spieler-Karriere einst ein gefürchteter Stürmer war und es sogar zu Milan schaffte, trauert vor allem der Penalty-Szene nach, bei der Djibril Sow nach einem Duell mit Alexander Bernhardsson zu Boden ging: «Tore verändern Spiele. Ein Tor gibt dir Selbstvertrauen und Schwung. Aus meiner Sicht war das ein sehr billiger Elfmeter», findet JDT.

Entlässt Ex-GC-Star Källstrom Trainer Tomasson?

«Wir sind sehr enttäuscht über das Ergebnis, wir wollen immer gewinnen. Wir haben kein perfektes Spiel gemacht, aber gut genug gespielt und genug Chancen herausgespielt, um zu gewinnen», hielt Tomasson fest. Nach dem Penalty-Tor sei sein Team etwas verunsichert gewesen. Gleichzeitig machte er der Schweiz Komplimente: «Sie sind eine reife Mannschaft. Man sieht, warum sie über lange Zeit so erfolgreich waren.»

Man habe um den ersten Platz gekämpft, jetzt habe sich das geändert. Tomasson bleibt optimistisch: «Wir können Zweiter werden, wenn wir Kosovo schlagen.»

Wie lange hält Nationalmannschaftsdirektor Kim Källström noch zu Jon Dahl Tomasson?
Wie lange hält Nationalmannschaftsdirektor Kim Källström noch zu Jon Dahl Tomasson?
IMAGO/TT

Sein Vertrag bei den Tre Kronor läuft noch bis im März 2026. Ob Nationalmannschaftsdirektor Kim Källström – in der Schweiz bekannt aus seiner Zeit bei GC – seine kürzliche Rückendeckung («Vertrauen völlig intakt») aufrechterhält, bleibt offen. Ein Heim-Sieg am Montag in Göteborg gegen Kosovo ist Pflicht, sonst droht Schweden zum vierten Mal in den letzten fünf Versuchen die WM zu verpassen. 

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