Italien, Türkei und Wales – drei Spiele, drei Gegner, drei unterschiedliche Geschichten. Was man über die EM-Gruppengegner der Schweizer Nationalmannschaft wissen sollte.
17. Juni in Rom: Italien – Schweiz
Am 13. November 2017 schien in Italien die Welt unterzugehen. Das Undenkbare war eingetroffen. Italien scheiterte in der WM-Barrage an Schweden und verpasste erstmals seit 60 Jahren eine WM-Endrunde. Doch auf den Trümmern, die sein Vorgänger Gian Piero Ventura hinterlassen hatte, baute Nationaltrainer Roberto Mancini erstaunlich schnell eine schlagkräftige Mannschaft. Die Italiener spielen frech und ungestüm, sie stürmen und wollen nichts mehr von Catenaccio wissen. 37 Tore schoss Italien in der Qualifikation. Die EM mit drei Heimspielen in Rom soll die Squadra Azzurra zurück unter die Top-Teams von Europa bringen. Die EM wird aber auch zum Reifetest für das junge Team mit dem 20-jährigen Torhüter Gianluigi Donnarumma, dem 22-jährigen Mittelfeld-Jahrhunderttalent Nicolo Barella und dem gleichaltrigen genialen Stürmer Federico Chiesa, den sie in Italien schon länger mit Roberto Baggio vergleichen.
Italien in Zahlen. Gründung Verband: 1898. – FIFA-Ranking (November 2019): 13. – Trainer: Roberto Mancini (seit Mai 2018). – EM-Teilnahmen (9): 1968, 1980, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012, 2016. – Bestes EM-Resultat: Europameister 1968. – Qualifikation: 1. Platz in der Gruppe J. – Bester Torschütze Qualifikation: Andrea Belotti (4 Tore). – Bilanz gegen die Schweiz: 58 Spiele, 28 Siege, 22 Unentschieden, 8 Niederlage.
Am 21. Juni in Baku: Türkei – Schweiz
Senol Günes ist beim türkischen Nationalteam Legende und Hoffnungsträger. Eine Legende ist der heute 67-Jährige seit bald 18 Jahre, seit der die Auswahl an der WM 2002 in die Halbfinals führte. Hoffnungsträger ist er, weil er Anfang Jahr den glücklosen Mircea Lucescu ablöste, das Team umkrempelte und durch eine souveräne EM-Qualifikation führte. Zunächst noch im Doppelamt als Trainer von Besiktas Istanbul. Zu den Leistungsträgern gehören unter Günes nun auch junge Spieler, die aber – wie etwa Cengiz Ünder von der AS Roma – bereits in grossen Ligen Fuss gefasst haben. Wegweisend auf dem Weg an die EM war der Heimsieg gegen Weltmeister Frankreich, ein Erfolg, den die Türken darauf mit dem Punktgewinn in Paris/Saint-Denis bestätigten.
Türkei in Zahlen. Gründung Verband: 1923. – FIFA-Ranking (November 2019): 29. – Trainer: Senol Günes (seit Februar 2019). – EM-Teilnahmen (4): 1996, 2000, 2008, 2016. – Bestes EM-Resultat: Halbfinal 2008. – Qualifikation: 2. Platz in der Gruppe H. – Bester Torschütze Qualifikation: Cenk Tosun (5 Tore). – Bilanz gegen die Schweiz: 23 Spiele, 8 Siege, 5 Unentschieden, 10 Niederlagen.
Am 13. Juni in Baku: Wales – Schweiz
8 Spiele, 10:6 Tore. Es sind diese Zahlen, welche Stärken und Schwächen von Wales zum Ausdruck bringen. Das erstaunt, denn die einzigen internationalen Top-Spieler der Waliser sind für die offensiven Akzente verantwortlich: Flügel Gareth Bale von Real Madrid und Mittelfeld-Stratege Aaron Ramsey von Juventus Turin. Unter dem früheren Manchester-United-Star und fussballerischen Freigeist Ryan Giggs als Trainer heisst es aber: Safety first. Nach der Qualifikation für die EM-Halbfinals 2016 konnten die Waliser diesen Exploit in der Folge nicht bestätigen. Die WM in Russland wurde verpasst. Die EM 2020 erreichten die Briten nur dank einem Schlussspurt und dank dem 2:0 im abschliessenden Heimspiel gegen Ungarn.
Wales in Zahlen. Gründung Verband: 1876. – FIFA-Ranking (November 2019): 22. – Trainer: Ryan Giggs (seit Januar 2018). – EM-Teilnahmen (1): 2016. – Bestes EM-Resultat: Halbfinal 2016. – Qualifikation: 2. Platz in der Gruppe E. – Beste Torschützen Qualifikation: Gareth Bale, Kieffer Moore, Aaron Ramsey (je 2 Tore). – Bilanz gegen die Schweiz: 7 Spiele, 2 Siege, 0 Unentschieden, 5 Niederlagen.