Erstmals seit seinem Aus als Barça-Trainer nach der 2:8-Blamage gegen den FC Bayern Mitte August äussert sich Quique Setién über seine Zeit bei dem spanischen Topclub.
Es sei eine «ausserordentliche» Erfahrung gewesen, sagt Setíen in einem am Sonntag in der Zeitung «El País» veröffentlichten Gespräch mit dem früheren Trainer von Real Madrid, Vicente del Bosque.
«Ich habe den Spielern gesagt, dass ich noch nie in einer solchen Umkleidekabine gewesen sei, mit den besten Spielern der Welt», erzählt der Ex-Coach. Weltstar Lionel Messi ist nach seinen Worten «der beste Spieler aller Zeiten». Es habe viele andere grossartige Spieler gegeben, aber die Kontinuität, die Messi über Jahre gezeigt habe, sei unerreicht. «Höchstens Pelé...», meint Setién.
Er gab auch einen Einblick in das manchmal schwierige Verhältnis zwischen Weltstars wie dem Argentinier und einem Trainer. «Es stimmt, es gibt Spieler, die schwierig zu führen sind. Dazu gehört auch Leo, wirklich». Messi sei «sehr reserviert, aber er gibt dir schon zu verstehen, was er will. Er spricht wenig», aber seine Blicke würden viel sagen. «Aber man darf ja nicht vergessen, dass er der beste Fussballspieler aller Zeiten ist. Und wer bin ich denn, ihn zu ändern! Sie haben ihn doch jahrelang auch so akzeptiert wie er ist, ohne ihn zu ändern», resümierte Setién, dessen Nachfolger der Niederländer Ronald Koeman ist.
Doch er zeigt auch Verständnis für den 33-jährigen Superstar. Es sei diese Besessenheit, immer gewinnen zu wollen, ja, fast schon zu müssen: «Er hat so viele Titel gewonnen, das generiert eine Gier, die schädlich sein kann, wenn der Erfolg ausbleibt.» Dazu komme der Druck von aussen: «Die Erwartungen sind mittlerweile so brutal, dass sie sich tief eingebrannt haben. Bei ihm und anderen, die permanent gewinnen müssen.»
Assistenztrainer als Hypothek – weitere Insights folgen
Als Nachfolger des teamintern beliebten Ernesto Valverde hatte Setién auch von Anfang an einen schweren Stand. Zudem brachte er mit seinem Assistenztrainer Eder Sarabia selbst neuen Zündstoff ins ohnehin explosive Gemisch. Der Co-Trainer wurde während während einer Pleite gegen Real von Lippenlesern dabei ertappt, wie er auf der Trainerbank nicht nur die gegnerischen Spieler, sondern auch die eigenen Profis beleidigte – oft unter der Gürtellinie.
Kein Wunder, ignorierten Messi & Co. danach des Öfteren die Anweisungen des Assistenztrainers. Setién verteidigt die Wahl von Sarabia: «Ein ausgezeichneter Junge». Er hält aber auch fest: «Ich musste dem Team schon am ersten Tag sagen, wie er tickt. Der Erste, der ihn aushalten musste, war ich. Später sagten mir die Captains, dass ihnen egal ist, was er an der Seitenlinie herumkreischt.»
Die Amtszeit von Sétien endete dann mit dem 2:8-Debakel gegen Bayern München. Wenige Tage später wurde der 62-Jährige gefeuert. Sétien hat dabei noch einige Geschichten auf Lager: «Eines Tages werde ich alles darüber erzählen.»