Beim torlosen Auftaktspiel der Premier League nach der Corona-Pause wird Sheffield United um einen Treffer betrogen. Wie konnte das bloss passieren?
Aston Villas Goalie Örjan Nyland stolpert nach einem Sheffield-Freistoss ins eigene Netz, hält den Ball aber schliesslich fest in seinen Händen. Es ist eine hauchdünne Angelegenheit, alles geht sehr schnell und von blossem Auge ist je nach Blickwinkel kaum zu erkennen, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht. Genau für solche Situationen gibt es die Torlinientechnik. Schiedsrichter Michael Oliver schaut mehrmals auf seine Uhr und teilt den Spielern mit: «Torlinientechnik, Freunde. Mir wird nichts angezeigt!»
In der Wiederholung ist dann allerdings zu sehen, dass der Ball ganz klar mit ganzem Umfang hinter der Linie war – Sheffield wird um einen regulären Treffer betrogen. Wie konnte das passieren?
Torlinientechnik-Betreiber entschuldigen sich
«Sky» berichtet später, dass die Uhr erst in der Halbzeit vibriert habe und dann den Treffer angezeigt habe. Die Betreiber des Hawk-Eye bestätigen das Versagen und entschuldigen sich via Twitter «bei der Premier League, Sheffield United und jedem von diesem Vorfall Betroffenen». Die Schiedsrichter hätten kein Signal auf die Armbanduhr oder den Kopfhörer bekommen, weil die Sicht aller sieben Kameras im Torbereich von Torhüter, Verteidigern und Torstange verdeckt gewesen sei. In 9'000 Spielen wurde die Torlinientechnik bereits eingesetzt, aber noch nie habe es eine solche Sichtbehinderung gegeben.
Wettbewerbsverfälschung aufgrund eines Fehlentscheids?
Für Sheffield, das um einen Platz in der Champions League kämpft, ist die Entschuldigung kein Trost. Für Aston Villa dagegen könnte der geschenkte Punkt am Ende der Saison Gold wert sein. Das Team ist zwar noch immer Tabellenvorletzter und würde Stand jetzt absteigen, doch die Teams am Tabellenende sind nur durch wenige Punkte getrennt. Gut möglich, dass in der Endabrechnung ein Punkt mehr den Ligaerhalt bedeuten kann.
Ob Sheffield Berufung bei der FA einlegen will, ist noch unklar. Zudem stellt sich noch die Frage, weshalb der VAR trotz des offensichtlichen Fehlentscheids nicht intervenierte.