«Lebensbedrohliche Lage» «Lebensbedrohliche Lage» – Marseille-Präsident vergleicht Fan-Krawalle mit Sturm auf Kapitol

sda/jar

31.1.2021 - 21:07

Die Meisterschaftspartie von Olympique Marseille gegen Rennes vom Samstagabend wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Grund für die Planänderung sind Fan-Krawalle verärgerter Marseille-Fans. 

Ein Schaden von mehreren 100'000 Euro, Vereinsmitarbeiter im Schockzustand, das Spiel gegen Stade Rennes verlegt – die Randale von rund 300 Ultras auf dem Trainingsgelände haben Olympique Marseille schwer zugesetzt.

Von «Barberei» war in einer Stellungnahme des Klubs zu lesen, von einer «lebensbedrohlichen» Lage. Vereinspräsident, Spieler – alle entsetzt. Videoaufnahmen zeigten, wie die Ultras teilweise Rauchfeuer in den Händen hielten und Böller warfen. Diebstähle, dazu fünf verbrannte Bäume, demolierte Autos. Die örtliche Polizei berichtete von Angriffen auf Beamte. 25 Personen wurden zunächst festgenommen.

Wie französische Medien berichten, waren bereits am Samstagmorgen an verschiedenen Orten der Stadt feindselige Banner mit Bezug zum Verein zu sehen. Zahlreiche von ihnen richteten sich gegen Vereinspräsident Jacques-Henri Eyraud. Dieser hatte sich bei Fans unbeliebt gemacht, als er es als eine Gefahr bezeichnet hatte, dass ein sehr grosse Mehrheit der Klubfans aus Marseille stamme.

«Ich spiele schon seit 13 Jahren für Olympique Marseille. Ich weiss alles über diesen Verein, ich kenne die Liebe und die Frustration, die er hervorrufen kann. Aber die heutigen Ereignisse machen mich traurig und sind inakzeptabel», lässt sich Captain und Goalie Steve Mandanda in der Mitteilung zitieren. «Wir sind Fussballer und eine sportliche Krise kann in keiner Weise eine solche Welle der Gewalt rechtfertigen.»

Klubbesitzer vergleicht Angriff mit Sturm aufs Kapitol

Am Sonntag meldet sich auch Klubbesitzer Frank H. McCourt in einer Stellungnahme zu Wort. «Es kann Meinungsverschiedenheiten zwischen Fans über das Management und die Führung des Klubs geben, aber wir werden nicht tolerieren, dass diese Meinungsverschiedenheiten zu gewalttätigem Verhalten führen», schreibt der Marseille-Besitzer. «Wir werden eng mit allen Behörden zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass diejenigen, die für diese abscheulichen Gewalttaten verantwortlich sind, vor Gericht gestellt werden.»

McCourt sieht in den Fan-Krawallen sogar Ähnlichkeiten zu den Ausschreitungen im Kapitol, wo Anhänger von Donald Trump am 6. Januar gewaltsam die formale Bestätigung des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl in den USA zugunsten von Joe Biden verhindern wollten.

«Was vor einigen Wochen in Washington DC geschah und was gestern in Marseille passierte, folgt einer ähnlichen Logik: Einige wenige Quellen nähren ein Inferno von Meinungen, Beschimpfungen und Drohungen, die durch soziale Netzwerke verstärkt werden und so die Bedingungen schaffen, die zu Gewalt und Chaos führen», so McCourt. 

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sda/jar