Sandro Tonali steht kurz vor dem Wechsel von Milan zu Newcastle, wo er zum neuen Shootingstar werden soll. Offenbar will der junge Italiener aber eigentlich gar nicht wechseln. Der Druck von Milan wurde jedoch zu gross.
Was haben Robert Lewandowksi, Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang gemeinsam? Sie sind hervorragende Offensivspieler. Und sie sind in Vergangenheit mal in Trainingsstreik getreten, um einen Transfer zu erzwingen, den ihr Verein eigentlich gar nicht wollte.
Bei Sandro Tonali ist es genau andersrum. Der Captain von Italiens U21-Nationalmannschaft gilt als eines der grössten Talente im italienischen Fussball. Seit 2020 spielt er bei der AC Milan, fühlt sich beim Lieblingsklub seiner Kindheit pudelwohl, ist Stammspieler und wurde auch schon Meister. Obwohl er erst im September 2022 seinen Vertrag bis 2027 verlängert hat, will ihn Milan jetzt unbedingt loswerden. Weil der Klub dringend Geld braucht.
Newcastle bietet 70 Millionen Euro plus Bonuszahlungen für Tonali. Damit würde er zum teuersten Einkauf der Magpies werden und auch zum Rekord-Abgang der Mailänder – ja gar zum teuersten italienischen Fussballer aller Zeiten. Laut Transferexperte Fabrizio Romano ist der Deal seit Freitag unter Dach und Fach, der 14-fache Nationalspieler wird bis 2029 unterschreiben. Nur noch die offizielle Vollzugsmeldung steht aus.
Tränen bei Tonali, der Milan die Treue geschworen hatte
«Es ist schwer, ein solches Angebot abzulehnen – sowohl für den Klub als auch für den Spieler», sagt Tonalis Berater Giuseppe Riso zu «Sky Italia». Doch glaubt man dem Bericht der italienischen Zeitung «La Repubblica», hätte der Mittelfeldspieler am liebsten genau das gemacht – den Deal abgelehnt. Trotz der deutlichen Gehaltserhöhung, die ihn in England erwartet.
Seit seiner Ankunft in Mailand hatte Tonali immer wieder betont, den Klub nicht verlassen zu wollen. So soll er auch das erste Angebot von Newcastle abgelehnt und den Milan-Bossen unter Tränen erklärt haben, bleiben zu wollen. Schliesslich hätte ihm die Vereinslegende Paolo Maldini versprochen, er könne das neue Aushängeschild bei Milan werden.
Wie in Mailand mittlerweile mit Vereinsikonen umgegangen wird, musste Maldini aber kürzlich am eigenen Leib erfahren. Der frühere Verteidiger, der über 900 Spiele für Milan gemacht hatte und seinem Verein immer treu geblieben war, wurde Anfang Juni als technischer Direktor und Marktchef abgesetzt, nachdem er sich mit dem US-amerikanischen Klubbesitzer Gerry Cardinale zerstritten hatte.
Entscheidung des Herzensklubs akzeptiert
Zurück zu Tonali: Auch die Tränen des Youngsters konnten die Klubbosse nicht mehr umstimmen. Sie pochten darauf, das finanziell lukrative Angebot des neureichen Premier-League-Klubs anzunehmen. Mittlerweile soll sich Tonali, der aktuell mit Italiens U21 an der Europameisterschaft spielt, damit abgefunden haben.
«Es wird noch ein paar Tage dauern, dann wird der Medizincheck anstehen. Sandro ist sehr gelassen», sagt Berater Riso. Tonali wolle seinem Herzensklub keine Probleme bereiten, heisst es. Und so steht dem Rekord-Wechsel zu Newcastle United nichts mehr im Weg. Obwohl der Spieler eigentlich gar nicht will.