Kommentar Totgeglaubte leben länger – Bundesligisten so gut wie nie

Von Patrick Lämmle

26.2.2020

RB Leipzig hat das Achtelfinal-Hinspiel in London gegen Tottenham 1:0 gewonnen.
RB Leipzig hat das Achtelfinal-Hinspiel in London gegen Tottenham 1:0 gewonnen.
Bild: Getty

Der Vereinsfussball in Deutschland genügt nicht mehr höchsten internationalen Ansprüchen. Solche Schlagzeilen feierten im vergangenen Jahr Hochkonjunktur. Die Gegenwart beweist das Gegenteil.

Wirtschaftlich hätten die Ligen in England, Spanien und Italien die Bundesliga regelrecht abgehängt, so der allgemeine Tenor. Die Bundesliga sei deshalb auch nicht mehr attraktiv für Topspieler. So liessen sich dann auch die enttäuschenden Resultate deutscher Teams in den internationalen Wettbewerben erklären.

Zwar hatten sich in der vergangenen Saison drei Bundesligisten für die Achtelfinals der Champions League qualifiziert, doch sie scheiterten allesamt an ihren Premier-League-Gegnern: Dortmund unterlag dem späteren Finalisten Tottenham, Bayern zog gegen den späteren Sieger Liverpool den Kürzeren und Schalke blieb gegen ManCity chancenlos.

Auch in der Europa League setzte es Enttäuschungen ab: RB Leipzig blieb in der Gruppenphase hängen und Leverkusen musste in den Sechzehntelfinals die Segel streichen. Nur Frankfurt sorgte für positive Schlagzeilen, verlor dann allerdings das Halbfinale gegen den späteren Sieger Chelsea. Das vernichtende Fazit: Die englischen Teams haben die Bundesligisten abgehängt und so schnell würde sich daran auch nichts ändern.

Bundesliga besser als Premier League?

Wirtschaftlich hat sich an den Kräfteverhältnissen seit letzter Saison kaum etwas verändert, auf dem Rasen allerdings schon. Bayern München hat eine historisch starke Gruppenphase (Punktemaximum) gespielt. In London hat Bayern, zu dieser Zeit stand noch Niko Kovac an der Seitenlinie, Tottenham mit einem 7:2-Kantersieg gedemütigt, im Rückspiel unter Hansi Flick souverän 3:1 gewonnen. Am Dienstagabend haben die Bayern im Achtelfinal-Hinspiel, erneut in London, Chelsea mit 3:0 weggeputzt.



RB Leipzig hat die Gruppenphase auf Platz eins beendet und geht im Achtelfinal gegen Tottenham mit einem 1:0-Vorsprung ins Rückspiel – gespielt wird nun in Leipzig. Dortmund hat sich in die K.o.-Spiele geduselt, dort aber PSG im Hinspiel 2:1 besiegt.

Einzig Bayer Leverkusen blieb in der Gruppenphase hängen, doch die Reise geht in der Europa League weiter. Im Sechzehntelfinal-Hinspiel feierten sie einen 2:1-Sieg gegen Porto. Auch Frankfurt (4:1 gegen Salzburg) und Wolfsburg (2:1 gegen Malmö) sind auf Kurs. Gladbach schaffte den Sprung in die K.o.-Spiele nicht.

Totgeglaubte leben länger

So schlimm kann es um den deutschen Fussball also definitiv nicht stehen. Die Schwarzmaler dürften sich verwundert die Augen reiben, gleich zwei Bundesligisten sind drauf und dran, zwei Teams aus der Premier League auszuschalten.

Befindet sich der englische Fussball deswegen in der Krise? Mit Sicherheit nicht. Und doch werden bestimmt einige Experten Gründe finden, dass dem angeblich so ist. In den letzten Jahren wurden immer wieder düstere Prognosen für ganze Ligen gezeichnet. Bewahrheitet haben sie sich kaum. Auch die Italiener wurden schon für tot erklärt, aktuell stellen sie drei Achtelfinalisten.

Champions-League-Highlights der deutschen Vertreter

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