
Mehr als drei Stunden lässt der FIFA-Chef die Delegierten des Weltverbandes warten. Dann hält Gianni Infantino seinen Kongress routiniert ab. Doch nach der Kaffee-Pause kommt es zum Eklat.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Fifa-Präsident Gianni ist drei Stunden nach dem Beginn des Fifa-Kongresses an der Veranstaltung erschienen.
- Aus Protest gegen das Verhalten des Präsidenten haben die Uefa-Delegierten den Saal verlassen. Alle weiteren Funktionäre sind seit mehreren Tagen am Veranstaltungsort in Paraguay.
- Infantino hat die Tage vor dem Kongress in Katar und Saudiarabien verbracht und sich mit Donald Trump ausgetauscht, dem Präsidenten des nächsten Austragungslands der Fussball-WM, zusammen mit Mexiko und Kanada.
Der rote Teppich war wie für einen Staatsgast ausgerollt und Gianni Infantino beschritt ihn als sei nichts gewesen. Doch seinen Fauxpas bei der viel zu späten Anreise nach Paraguay konnte der FIFA-Präsident dann weder mit Charme noch mit grosser Routine überspielen.
Aus Protest gegen das Verhalten Infantinos rund um die Vollversammlung haben die europäischen Council-Delegierten um UEFA-Präsident Aleksander Ceferin das Kongress-Podium in Asunción kollektiv verlassen.
Nach der Kaffee-Pause kehrten die Funktionäre nicht auf die für sie reservierten Plätze zurück. Reaktionen der UEFA-Delegierten oder von der FIFA zu dem Vorfall gab es vorerst nicht. Bestätigt wurde aber, dass es sich um eine koordinierte Aktion handelte.
So erklärte Infantino seine Verspätung
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur protestierten die europäischen Funktionäre gegen das Benehmen von Infantino, der nach seiner ohnehin schon massiv umstrittenen Nahost-Reise mit US-Präsident Donald Trump zu spät in Asunción angekommen war. Der Kongress begann deshalb mit mehr als drei Stunden Verspätung. Infantino entschuldigte sich für die Verspätung, hielt die Vollversammlung dann aber routiniert ab.
Es habe «Probleme» mit seinem Flieger gegeben, erklärte Infantino seine verspätete Ankunft. Aber: Dass er überhaupt erst am Kongresstag einschwebte, hatte viele Delegierte schon zuvor verärgert. Auch das dürfte für Ceferin und Co. massgeblich gewesen sein für ihre protokollarisch bislang einzigartige Protestaktion.

Die Begründung für sein Vorgehen lag für Infantino auf der Hand. In Saudi-Arabien und Katar begleitete er US-Präsident Donald Trump. «Als FIFA-Präsident ist es meine Verantwortung, Entscheidungen im Interesse der Organisation zu treffen», sagte er. «Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein muss, um den Fussball und Sie alle zu vertreten», sagte Infantino.
Ärger schon vor UEFA-Aktion
Delegierte im Bourbon Asunción Convention Centre reagierten offenbar schon vor dem UEFA-Boykott verärgert auf die zeitliche Verschiebung. Herzlich und überschwänglich wurde Infantino hingegen von Paraguays Präsident Santiago Pena als Freund des Landes begrüsst, obwohl er am Vorabend beim üblichen Bankett nicht anwesend gewesen war.
Nach einem morgendlichen Zwischenstopp in Nigeria war der Privatjet aus Katar kommend mit Infantino an Bord noch in der Luft, als das Treffen um 9.30 Uhr Ortszeit hätte beginnen sollen. Zunächst war der Countdown auf der FIFA-Homepage bis zum Kongress-Beginn um eine Stunde verlängert worden, dann tickte die Uhr insgesamt drei Stunden länger herunter.
In den vergangenen Tagen hatte es viel Wirbel um die Reise von Infantino nach Saudi-Arabien und Katar gegeben. Der Weltverbandschef hatte dort an Treffen mit US-Präsident Trump teilgenommen, anstatt – wie sonst üblich – Veranstaltungen vor dem FIFA-Kongress zu besuchen. Trump und Infantino hatten sich zuletzt anlässlich der Vorbereitungen auf die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada mehrfach getroffen.
Lob von Trump, Tadel aus Norwegen
«Great Job, Gianni», hatte Trump in Richtung Infantino bei einem Meeting während der Reise gerufen, wie in einem Video zu hören war. Dieser Meinung waren viele FIFA-Delegierte in Paraguay nicht. «Es ist wichtig, dass er die Tage anwesend ist, an denen wir anwesend sind. Das ist der wichtigste Treffpunkt für uns», hatte die norwegische Verbandschefin Lise Klaveness vor dem Kongress gesagt.
Die Kongress-Show ging dann allerdings auch wie gewohnt mit viel Applaus über die Bühne. Die fehlenden Europäer auf der Bühne wurden nicht erwähnt. Infantino versprach allen Fans eine sichere und problemfreie WM in den USA, Kanada und Mexiko – Sorgen vor der rigiden Trump-Politik müsse niemand haben.
Finanziell verkündet der Weltverband Rekorde. 13 Milliarden Dollar Einnahmen für den Zyklus 2023-2026 sind eine Verdopplung zum vorangegangenen Turnus (6,5 Milliarden Dollar/2019-2022). Was spielte da eine Verspätung von ein paar Stunden noch für eine Rolle? Europas Fussball-Funktionäre werden Infantino sicherlich noch zur Rede stellen.