Das Schweizer Nationalteam der Frauen hat die WM-Vorbereitung in der Schweiz abgeschlossen. Nachfolgend eine generelle Bestandesaufnahme gut zwei Wochen vor dem Start in die Endrunde in Neuseeland.
Die Schweiz reist ohne Sieg unter der neuen Trainerin Inka Grings an ihre zweite Weltmeisterschaft. Ein Grund zur Sorge?
Nicht unbedingt. Grings probierte in der rund vierwöchigen Vorbereitung in der Schweiz viel aus, gewährte Spielerinnen die Möglichkeit, erstmals im Kreis des Nationalteams Erfahrungen zu sammeln, während die arrivierten Akteurinnen laufend dazustiessen. Entsprechend nahm die Equipe erst mit der Zeit Konturen an.
An der Ausgangslage für die WM ändern die Resultate der Vorbereitung nichts. Gegen die Philippinen (21. Juli) sind die Schweizerinnen klar zu favorisieren, gegen Norwegen (25. Juli) ist ein Duell auf Augenhöhe zu erwarten, wobei die Skandinavierinnen auf dem Papier mehr Potenzial haben, und zum Abschluss der Gruppenphase gegen Co-Gastgeber Neuseeland (30. Juli) wäre ein Schweizer Sieg keine Überraschung. Insofern scheint das auch intern festgelegte Ziel der Achtelfinal-Qualifikation durchaus realistisch – wenn denn mal Siege eingefahren werden können.
Was sind Gründe für die anhaltende Sieglosigkeit?
Drei der sechs Partien unter Inka Grings endeten torlos. Insofern scheint es ein Leichtes, die Wurzel allen Übels in der Offensive zu suchen. Nach dem abschliessenden Test gegen Marokko befand die deutsche Trainerin denn auch, dass sich mit Ausnahme von Ramona Bachmann die Offensivspielerinnen zu wenig zutrauten, etwas zu kreieren. Dieser fehlende Mut dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass Grings die Schweiz bisweilen in einem System auflaufen lässt, das für sie ungewohnt ist: einem 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld.
In dieser Ausrichtung stellte Grings mit Ana Maria Crnogorcevic jeweils die Rekordnationalspielerin und -torschützin auf eine der Halbpositionen, was die vielseitige Akteurin vom FC Barcelona oft ihrer Torgefährlichkeit beraubt. Grings hat vieles ausprobiert, manchmal wirkte sich dies wie gegen Sambia aber negativ auf die defensive Stabilität aus. Die Schweiz scheint zurzeit wenig ausbalanciert und die ideale Besetzung noch nicht gefunden zu haben.
Wie stark ist das Kader der Schweizerinnen einzuschätzen?
Auch wenn Leistungsträgerinnen wie Captain Lia Wälti, Ramona Bachmann, Ana Maria Crnogorcevic und Torhüterin Gaëlle Thalmann unverzichtbar sind, will Inka Grings die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen und verlangt entsprechend auch von jüngeren Spielerinnen wie Seraina Piubel, Nadine Riesen oder Géraldine Reuteler, dass sie eine Leaderrolle einnehmen. Im Vergleich zu Grings' Vorgänger Nils Nielsen ist das Team etwas jünger geworden, und gerade FCZ-Spielerin Piubel wird von ihrer ehemaligen Trainerin mehr eingesetzt.
Auch Iman Beney hätte mit ihrer spielerischen Unbekümmertheit ein wichtiger Teil dieses Teams werden können, die 16-jährige YB-Stürmerin fehlt aber nach ihrem im Abschlusstraining für die Partie gegen Marokko zugezogenen Kreuzbandriss. Fünf Spielerinnen im 23-köpfigen Kader nehmen in Neuseeland erstmals an einer Endrunde teil, und auch für Grings ist es eine Premiere, als Trainerin an einem grossen Turnier zu sein. Inwiefern die Erfahrung einen Einfluss haben wird, wird sich zeigen.
Wie sehen die Reisepläne der SFV-Delegation aus?
Spielerinnen und Staff reisen am 8. beziehungsweise 9. Juli von Zürich nach Dunedin. Die Gruppe wird auf zwei Linienflüge aufgeteilt. In der Stadt an der Südostküste der südlichen Insel Neuseelands wird die Schweiz zwei ihrer drei Gruppenspiele austragen, weshalb die SFV-Delegation dort ihr Hauptquartier beziehen wird.
Das Team residiert im Distinction Dunedin Hotel im Zentrum der Stadt. Am 24. Juli erfolgt die Reise nach Hamilton, eine Stadt im Norden der nördlichen Insel, wo die Schweizerinnen am 25. Juli Norwegen empfangen, ehe am Mittag des 26. Juli wieder das Flugzeug Richtung Dunedin bestiegen wird.
Wie bereitet sie sich vor für diese Reise?
Über 30 Stunden wird die SFV-Delegation unterwegs sein, ehe sie ihr WM-Hauptquartier beziehen kann. Doch nicht nur die lange Flugzeit, sondern auch die Zeitverschiebung ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Dunedin ist der Schweiz zehn Stunden voraus.
Damit die Akklimatisierung möglichst rasch vonstatten geht, hat die medizinische Abteilung Spielerinnen und Staff Tipps und Anweisungen auf den Weg gegeben. Beispielsweise, eine Stunde früher ins Bett zu gehen und dafür dann eine Stunde früher aufzustehen. Zudem können mit speziellen Brillen andere Lichtverhältnisse und Tageszeiten simuliert werden, was beim Einschlafen helfen soll. Durch solche Massnahmen soll der Körper an die neuen Umstände gewöhnt und der Jetlag nach der langen Reise minimiert werden, damit alle möglichst schnell ihr gewohntes Leistungsniveau abrufen können.
sda