Motivationsrede Unterhalb der Gürtellinie: Wie Mourinho in der Kabine wütet und damit Erfolg hat

tbz

7.9.2020

Wird immer wieder mal etwas lauter: Tottenham-Trainer José Mourinho.
Wird immer wieder mal etwas lauter: Tottenham-Trainer José Mourinho.
Bild: Getty

Dass José Mourinho gerne mal nach «alter Schule» unterrichtet, ist nichts Neues. Nun ist eine seiner Pausenansprachen aber erstmals von Kameras eingefangen und in einer Dokumentation veröffentlicht worden. Das macht Eindruck.

Anfang Februar 2020 droht Tottenham Hotspur im Ligaspiel zu Hause gegen Manchester City unterzugehen. In der ersten Halbzeit dominieren die Gäste aus dem Nordwesten Englands nach Belieben und gehen nur deswegen nicht in Führung, weil Hugo Lloris, Torhüter des Heimteams, mehrfach mirakulös pariert. An der Seitenlinie bei den «Spurs» steht ein tobender José Mourinho, der so aussieht, als würde er seiner Mannschaft in der Pause ordentlich die Meinung geigen.

Tatsächlich kommt Tottenham wie verwandelt aus der Kabine. Nach einer roten Karte gegen Oleksandr Zinchenko reisst das Heimteam das Spieldiktat an sich, schiesst zwei Tore und schlägt den englischen Meister letztlich ohne Gegentreffer 2:0. Aber was hat Mourinho seinen Jungs in der Pause bloss gesagt? Die Amazon-Prime-Dokumentation «All or Nothing: Totteham Hotspur» begleitete die «Spurs» durch die komplette Saison 19/20 und gibt nun darüber Aufschluss.

«Die guten Jungs gewinnen nie»

«Das ist der Unterschied zwischen einer Mannschaft mit Arschlöchern und einer Mannschaft mit guten Jungs», legt Mourinho in den Katakomben des Tottenham Hotspur Stadium los. Der Portugiese ist fuchsteufelswild, wirkt aber dennoch einfühlsam –, obwohl er mit erhobener Stimme Fluchwörter durch die Kabine brüllt. Sein Fazit der ersten Halbzeit ist klar: Die Spieler von Manchester City sind böse, die Spieler von Tottenham zu brav. Das will er ändern, denn Mourinho weiss: «Die Geschichte des Fussballs ist die, in der die guten Jungs nie gewinnen.»

Schimpftirade zeigt Wirkung

Seine Spieler hören ihm während der ganzen Rede gebannt zu, keiner sagt ein Wort. Und schliesslich fordert er sie dazu auf, in der zweiten Halbzeit ebenfalls böse zu werden. «Verdammte Scheisse! Seid Arschlöcher!», schreit Mourinho. «Die wissen, dass Toby (Alderweireld) eine gelbe Karte hat. Ich verspreche euch, dass sie das wissen. Und ich muss euch deswegen sagen, dass Kyle Walker eine gelbe Karte hat, Zinchenko eine gelbe Karte hat, und Sterling eine gelbe Karte hat. Also seid Arschlöcher!»

Mourinhos Worte bleiben nicht ohne Wirkung. In der 60. Minute läuft Harry Winks auf Oleksander Zinchenko auf und lässt sich genau im richtigen Moment fallen. Es ist ein klares Foul, aber eben eines, das nicht immer mit einer zweiten gelben Karte bestraft wird – es sei denn, man ist ein Arschloch. Und Harry Winks ist es in diesem Moment. Sehr zur Freude seines Trainers, seiner Mannschaft und seinen Fans.

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