Tottenham-Stadion Warum die teuerste Toilettenschüssel der Welt einfach nicht fertig wird

tbz

11.1.2019

Das neue «Tottenham Hotspur Stadium» sieht aus der Vogelperspektive aus wie ein Toilettensitz.
Das neue «Tottenham Hotspur Stadium» sieht aus der Vogelperspektive aus wie ein Toilettensitz.
Bild: Fotomontage / Getty

Diese Woche gaben die Tottenham Hotspur bekannt, dass der Einzug in ihre neue Heimstätte erneut verschoben wird. Das Stadion hätte eigentlich auf den Beginn der Saison 2018/19 fertiggestellt werden sollen. Auf der Baustelle sorgen aber Kokain, Alkohol und schlechte Planung für das totale Chaos.

«Der einzige Ort in London, an dem man sich die Champions League anschauen kann», so bewarben die «Spurs» letztes Jahr ihr neues Stadion. Der Witz am Slogan war, dass sich seit Jahren zum ersten Mal weder Chelsea, noch Arsenal für die Champions League qualifiziert hatten. Blöd nur, dass es bisher im neuen Stadion der Tottenham Hotspur genau so wenig Champions-League-Fussball zu sehen gab, wie bei der Konkurrenz im Emirates oder an der Stamford Bridge. Es ist nämlich immer noch eine Baustelle.

Am Mittwoch erklärte der Klub aus Nordlondon, dass die Eröffnung der neuen Arena noch einmal verschoben werden muss. Eigentlich war die Eröffnung auf den Start der Saison 2018/19 geplant gewesen, im Sommer wich man dann auf den 15. September aus, bevor man den Einzug immer und immer wieder verschieben musste. Stand jetzt: Das Stadion soll im März eröffnet und alle Spiele bis dahin weiter im Wembley ausgetragen werden.

Schlechte Planung

Eine grosse Baustelle: Das neue Tottenham-Stadion.
Eine grosse Baustelle: Das neue Tottenham-Stadion.
Bild: Getty

Das Stadion, das im Übrigen faszinierende Ähnlichkeiten mit einer Toilette aufweist (siehe Titelbild), kostete den Verein bisher über 800 Millionen Schweizer Franken. Das ist deutlich mehr, als ursprünglich geplant. Und wenn es so weiter geht, würde es wohl kaum verwundern, wenn die Milliardengrenze auch noch geknackt wird. Grund dafür ist vor allem schlechte Planung.

Ähnlich wie beim Berliner Flughafen wurde in Nordlondon auf einen Generalunternehmer verzichtet und Aufträge wurden an einzelne Firmen vergeben. Daraus resultierte, dass auf der gigantischen Baustelle niemand wirklich wusste, was der andere gerade machte. Ein exklusiver Bericht der englischen «Construction News» beschrieb die chaotische Lage bereits im September.

«Ich habe noch nie in meinem Leben so gearbeitet», sagte ein Insider gegenüber der Zeitschrift. So hätten beispielsweise Elektriker ihre komplette Installation eines gewissen Bereichs wieder herausreissen müssen, weil die Klimaanlage an dieser Stelle noch gar nicht installiert worden sei. Zwei Wochen später kamen sie zurück und erledigten ihre Arbeit erneut, nur um im Anschluss herauszufinden, dass die Klimaanlage immer noch nicht eingesetzt worden war. Wieder wurde die gesamte Installation entfernt.

Kokain, Alkohol und keine Kommunikation

Das sei nur eines von vielen Beispielen. «Es findet einfach keine Kommunikation statt», so eine Quelle. Zudem gebe es auf der Baustelle enorme Probleme mit Alkohol- und Kokain-Konsum. Kein Wunder also, dass Werkzeuge fehlten, ganze Betonwände nach Fertigstellung wieder eingerissen werden mussten oder über 15’000 Sitze entfernt wurden, nachdem sie mit der falschen Farbe angestrichen worden waren.

Die involvierten Firmen schieben sich die Schuld derweil gegenseitig in die Schuhe und Tottenham-Chef Daniel Levy gab unlängst zu, er tappe bezüglich Stadionbau im Dunkeln.

Beeindruckende Bilder

Auf die Eröffnung dürften sich die Fans der «Spurs» trotz Verzögerung gewaltig freuen. Aktuelle Eindrücke und Bilder von innerhalb und ausserhalb des Stadions sind beeindruckend. Die neue Heimstätte wird Platz für 62’062 Fans bieten – fast doppelt so viele wie im «White Hart Lane». 

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