Überraschender Transfer Warum Fekir zum Schnäppchen-Preis zu Betis Sevilla wechselt

Von Jan Arnet

23.7.2019

Nabil Fekir stürmt neu für Betis Sevilla.
Nabil Fekir stürmt neu für Betis Sevilla.
Bild: Twitter

Es ist der wohl überraschendste Transfer des Sommers: Nabil Fekir verlässt Lyon nicht etwa für einen Top-Klub, sondern für Betis Sevilla – für nur 20 Millionen. «Bluewin» sucht nach Gründen für den erstaunlichen Wechsel.

Rückblick: Es ist Anfang Juni 2018, kurz vor Start der WM in Russland. Nabil Fekir steht unmittelbar vor dem Wechsel von Lyon zum FC Liverpool. Einige Medien vermelden den Transfer bereits als fix, die beiden Parteien hätten sich auf eine Ablöse von rund 65 Millionen Euro geeinigt. Im Netz tauchen sogar Screenshots eines Interviews auf, bei welchem sich Fekir als Neuzugang der «Reds» vorstellt. Nur der obligatorische Medizincheck und eine Unterschrift fehlen noch. Doch dann macht Lyon plötzlich einen Rückzieher: In einem Statement erklärt der Klub, dass man die Verhandlungen beendet habe und Fekir auch in der nächsten Saison bei Lyon spielen werde. Liverpool verpflichtet stattdessen Xherdan Shaqiri für weniger als 15 Millionen.

Tatsächlich geht der Offensivspieler, der 2018 auch dem Weltmeister-Kader der Franzosen angehört (kommt bis auf den Halbfinal in jedem Spiel zum Einsatz), auch in der folgenden Saison für Lyon auf Torejagd. Als Captain führt er das Team erneut auf Platz 3. Doch Fekir teilt seinem Klub zum wiederholten Mal seinen Wechselwunsch mit und erhält schliesslich im Mai dieses Jahres die Freigabe. Der 26-jährige Linksfuss darf nun endlich wechseln. Nicht nur Liverpool, sondern auch Bayern, Manchester City, Milan und Napoli sollen interessiert sein. Fekir kann sich seinen neuen Arbeitgeber wohl aussuchen, denn sein Vertrag in Lyon läuft nur noch bis 2020, weshalb er für eine ziemlich niedrige Ablösesumme wechseln dürfte.

So kommt es dann auch: Lyon kassiert für den Stürmer, der gemäss «Transfermarkt» einen Marktwert von 60 Millionen Euro hat, nur 19,75 Millionen Euro. 10 Millionen können mit Boni noch dazukommen, dazu würde Lyon bei einem allfälligen Weiterverkauf mitverdienen (20 Prozent). Doch Fekirs neuer Klub heisst weder Liverpool, noch Bayern oder Napoli – sondern Betis Sevilla. Der Zehnte der letzten Saison in der spanischen La Liga.

Blut ist dicker als Geldscheine und Trophäen

Warum nur wechselt ein begehrter Fussballer wie Nabil Fekir im besten Fussballer-Alter und mit einer hervorragenden Vertragssituation zu einem Klub, der weder im Europacup mitspielt noch grosse finanzielle Möglichkeiten hat, um Fekir zu einem Top-Verdiener zu machen und ein Team aufzubauen, das um Titel spielt?

Laut einem Bericht der spanischen Zeitung «AS» hat sich der Weltmeister für Betis entschieden, weil sich der Klub aus Andalusien dafür bereit erklärt hat, auch Fekirs jüngeren Bruder Yassin unter Vertrag zu nehmen. Dies sei eine Bedingung von Vater Mohamed Fekir gewesen, der für seine Söhne als Berater fungiert. Der 22-jährige Yassin, ebenfalls Offensivspieler, folgte schon 2015 zu seinem Bruder Nabil nach Lyon. Bei den Profis kam er seither allerdings nur zu drei Kurzeinsätzen. 

Möglich, dass Klubs wie Milan und Napoli die Fekirs nicht im Doppelpack wollten und so für den Franzosen gar nicht erst in Frage kamen. Ausserdem wollte Fekir offenbar zu einem Team wechseln, bei dem er eine Stammplatz-Garantie besitzt. Diese hätte er bei einem Grossklub wahrscheinlich nicht gehabt.

Vielleicht ist es aber auch der Gesundheitszustand, der Fekir einen Wechsel zu einem Top-Verein verunmöglichte. Gemäss der Zeitung «Liverpool Echo» habe vor einem Jahr nicht Lyon den Deal mit Liverpool platzen lassen, sondern der Premier-League-Klub. Beim Medizincheck sollen Probleme mit Fekirs rechtem Knie aufgetaucht sein. Im September 2015 hatte er sich das Kreuzband gerissen, seither ist er immer wieder für ein paar Spiele mit Knieproblemen ausgefallen.

Mit Betis liess sich nun offenbar ein Klub finden, der alle Anforderungen der Fekirs erfüllen konnte. Die Andalusier sollen Yassin allerdings an einen spanischen Zweitligisten ausleihen wollen, doch dies dürfte Papa Mohamed wohl akzeptieren. Schliesslich haben nun beide Söhne (bald) einen Profivertrag bei einem Klub in einer Top-Liga.

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