Der Transfer von Timo Werner soll nur der Startschuss sein für den FC Chelsea. Mit Hilfe von Trainer Frank Lampard will man wieder an frühere Erfolgszeiten anknüpfen. Tatsächlich scheint die Ausgangslage günstig.
«Es ist ein sehr stolzer Moment für mich, diesem grossartigen Klub beizutreten», wurde Timo Werner nach der Bekanntgabe seines Transfers auf der Chelsea-Webseite zitiert. Der deutsche Nationalspieler sagte an der Stamford Bridge «eine sehr erfolgreiche Zukunft» voraus.
Die optimistische Prophezeiung vom 53-Millionen-Einkauf ist dabei sicher nicht verkehrt. Mit Ajax-Spielmacher Hakim Ziyech haben sich die Blues bereits im Februar geeinigt. Für den marokkanischen Internationalen überwies man 40 Millionen Euro nach Amsterdam. Dazu will man mit Kai Havertz noch einen weiteren Bundesliga-Star verpflichten. Sogar Cristiano Ronaldo soll Gerüchten nach ein Thema sein.
Die Botschaft für die nationale und internationale Konkurrenz ist klar: Chelsea will wieder an die Spitze. Wie 2012, als man sich in der Champions League im «Finale dahoam» gegen Bayern München durchsetzte. Zwar holte man 2017 noch die Meisterschaft und 2019 die Europa League, doch der schleichende Abwärtstrend war bereits im Gange. Mit Liverpool und Manchester City zogen auf der Insel zwei Klubs an Chelsea vorbei, und somit verloren die Londoner auf dem Transfermarkt ihre Vormachtstellung.
Geld und Spielphilosophie sind da
In den vergangenen beiden Transferperioden kam hinzu, dass man aufgrund einer von der FIFA verhängten Sperre keine namhaften Transfers tätigen konnte. Diesen Sommer aber scheint Klubbesitzer Roman Abramowitsch wieder tief in die Taschen greifen zu wollen.
Doch dabei muss der Milliardär gar nicht viel eigenes Geld aufwenden. Der Verkauf des ausgeliehenen Alvaro Morata an Atlético Madrid spült 56 Millionen Euro in die Kassen, ausserdem muss Real Madrid für Eden Hazard (der Belgier ging im Sommer für 100 Millionen Euro zu den Königlichen) eine weitere Rate bezahlen.
Die Blues haben unter ihrem Trainer Frank Lampard, der seit 2019 das Kommando inne hat, eine klare Strategie. Er will nicht auf fertige Altstars setzen – weshalb die Verpflichtung von CR7 illusorisch scheint –, sondern mit jungen und entwicklungsfähigen Fussballern den Erfolg anstreben. Das Vertrauen in die Vereinslegende ist gross. Der frühere Internationale ist ähnlich wie Liverpool-Coach Jürgen Klopp sehr nah an seinen Spielern dran. Lampard ist dazu äusserst intelligent (sein IQ soll 150 betragen) und trifft in der Kabine die richtigen Töne. Der 41-Jährige bewundert die Spielphilosophie des Deutschen und will auch in seinem Team immer «full power» sehen.
Eigene Jugend hat bereits ihren Wert unter Beweis gestellt
Anstatt sich beim Transfer-Embargo in der Öffentlichkeit zu beschweren, setzte der 41-Jährige auf die Jugend und wurde mit erfrischenden Leistungen belohnt. Spieler wie Mason Mount (21), Tammy Abraham (22), Reece James (20) oder Fikayo Tomori (20) spielten sich so ins Rampenlicht. Mit Callum Hudson-Odoi, den auch Bayern München lockte, konnte ein weiterer Rohdiamant an Bord gehalten werden. Mit Ruben Loftus-Cheek (24) kehrt zudem ein Langzeitverletzter ins Kader zurück.
Natürlich müssen für das neue Projekt auch Spieler den Verein verlassen. Fix sind die Abgänge von Pedro (AS Rom) sowie Willian (Manchester United) und Tiémoué Bakayoko. Weiter führen englische Medien teilweise fast die ganze Mannschaft auf: Ross Barkley, Marcos Alonso, Jorginho, Emerson Palmieri, Michy Batshuayi, Abdul Rahman Baba, Kurt Zouma, Andreas Christensen und Olivier Giroud sollen angeblich auf der Streichliste stehen. Sogar N’Golo Kanté soll wegen seines üppigen Gehalts (jährlich 9 Millionen Euro) nicht unumstritten sein.
Wahrscheinlich dürften aber eher kleinere Kaliber wie Batshuayi oder Zuma über die Klinge springen müssen. Es wäre für die anderen auch zu schade, wenn sie nicht bei diesem spannenden Projekt mitmachen dürften.
Ein wichtiges Signal für den Aufbruch zu neuen Ufern wäre auch die Qualifikation für die Königsklasse in der nächsten Spielzeit. Aktuell steht man auf Rang vier der Tabelle. Falls die Europapokal-Sperre gegen Manchester City bestehen bleibt, würde auch der fünfte Platz für die Champions League reichen. Mit Manchester United, Sheffield, Wolverhampton, Tottenham und Arsenal sind aber gleich mehrere Teams noch im Rennen um die begehrten Plätze.