Schuldenfalle Weshalb sich Barcelona Griezmann eigentlich gar nicht leisten kann

Tobias Benz

13.7.2019

Antoine Griezmann könnte den FC Barcelona in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten bringen.
Antoine Griezmann könnte den FC Barcelona in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten bringen.
Bild: Getty

Der FC Barcelona verpflichtet Antoine Griezmann von Atlético Madrid und überlegt sich, auch Neymar aus Paris zurückzuholen. Für die Katalanen wird jedoch der Transfer des Franzosen bereits gravierende finanzielle Folgen haben.

«C’est magnifique!»: Mit diesen Worten begrüsst der FC Barcelona am Freitag den Königs-Transfer des Sommers. Für 120 Millionen Euro wechselt Antoine Griezmann von Atlético Madrid zum spanischen Meister und dürfte damit dem Buchhalter der Katalanen eher die Worte «C’est terrible» entlockt haben. Wer sich die Finanzen der «Blaugrana» anschaut, wird sich nämlich fragen, inwiefern sich der Verein so eine Akquisition überhaupt leisten kann.

Das Paket Griezmann

Doch schön der Reihe nach: Antoine Griezmann unterzeichnete im letzten Sommer einen neuen Vertrag bei Atlético Madrid. Darin wurde festgehalten, dass ab 1. Juli 2019 eine Austiegsklausel von 120 Millionen Euro in Kraft tritt. Diese hat der FC Barcelona nun vollumfänglich bezahlt. Das Geld kommt grösstenteils aus einem Investment Fond der «Pricoa Capital Group», aus dem die Katalanen gemäss «Reuters» im Winter ein Finanzpaket von etwa 140 Millionen Euro bezogen.

Noch ist nicht bekannt wie hoch das Gehalt des Franzosen bei seinem neuen Arbeitgeber genau sein wird. In Madrid verdiente er rund 23 Millionen Euro im Jahr. Es ist anzunehmen, dass sich daran nicht viel ändert.

Das Problem mit den Löhnen

Eine Vier und eine Null. Messi verdient in Spanien zurzeit über 40 Millionen Euro pro Jahr.
Eine Vier und eine Null. Messi verdient in Spanien zurzeit über 40 Millionen Euro pro Jahr.
Bild: Keystone

Bereits vor dem Griezmann-Transfer taumelte die Gehaltsliste des FC Barcelona in schwindelerregender Höhe. 2018 beliefen sich die Löhne der Spieler auf 81 Prozent der Gesamteinnahmen des Vereins. Zwar wird in den Statuten festgehalten, dass dieser Betrag die Grenze von 70 Prozent nicht für längere Zeit überschreiten darf, aber daran hält sich in der Chefetage des Camp Nou offenbar niemand.

Vielleicht mit ein Grund, weshalb die Finanzen des Klubs seit 2017 nicht mehr auf der offiziellen Website zu finden sind.

Der Verein hat allgemein ein Problem damit, seine wachsenden Ausgaben unter Kontrolle zu halten. Obwohl Barcelona 2018 als erster Sportverein weltweit Jahreseinnahmen von über einer Milliarde Dollar verzeichnen konnte, lag der Reingewinn bei gerade mal 32 Millionen Euro. Der Neymar-Deal, der 222 Millionen Euro in die Kassen spülte, mit eingerechnet. Ein problematisches Beispiel sind die Marketing-Einnahmen, die im Jahr 2017 sogar um vier Millionen gesunken sind. Und das in einer Zeit, in der Fussball weltweit unglaublich an Popularität gewinnt.

Das Problem mit dem Stadion

An der Mitgliederversammlung im vergangenen Oktober wurde zudem der Umbau des legendären Camp Nou bestätigt. Bis zur Saison 2023/24 soll das Stadion auf 105’000 Plätze vergrössert und zudem komplett überdacht werden. Hinzu kommen Erweiterungen im Umfeld des Stadions. Das gesamte Projekt beläuft sich auf die stolze Gesamtsumme von 600 Millionen Euro.

Ein ähnliches Projekt findet derzeit in Madrid bei Real statt. Der spanische Rekordmeister plant für die Erneuerung des Santiago Bernabeu über 400 Millionen Euro auszugeben. Der Hauptgrund, weshalb «Los Blancos» in den letzten Jahren fast kein Geld auf dem Transfermarkt ausgegeben haben.

Ganz anders in Barcelona. Die Katalanen haben seit der Saison 2014/15 ein Transferdefizit von über 450 Millionen Euro zu beklagen. Selbst das Geld aus dem Neymar-Deal wurde augenblicklich in die Transfers von Ousmane Dembélé und Philippe Coutinho reinvestiert.

Das Stadionprojekt gedenkt man derweil mit dem Verkauf der Namensrechte und einem zweiten Investementfond zu finanzieren. Dieses Mal über die Investment Bank «Goldman Sachs».

Schuldenfalle?

Auch wenn Kredite für ein Unternehmen – wie es ein Fussballklub eben nun einmal ist – grundsätzlich nichts Schlechtes sind, stellt sich die Frage, ob der FC Barcelona nicht bald in die Schuldenfalle tappt. Zumal man sich zurzeit ernsthaft überlegt, auch noch den Brasilianer Neymar aus Paris zurückzuholen. Das würde dann wohl einen dritten Fond in Anspruch nehmen.

Die einzige Lösung ist der Verkauf einiger Spieler. Aber da scheint sich der spanische Meister strikt zu weigern. Philippe Coutinho soll neuesten Medienberichten zufolge auf keinen Fall verkauft werden und für Ousmane Dembélé lässt sich kein Abnehmer finden, der bereit ist, eine dem FC Barcelona genehme Ablösesumme zu bezahlen.

Philippe Coutinho soll nun angeblich doch nicht verkauft werden.
Philippe Coutinho soll nun angeblich doch nicht verkauft werden.
Bild: Getty

Zu allem Übel kommt hinzu, dass dem FC Liverpool immer noch eine Ratenzahlung von 35 Millionen Euro aus dem Coutinho-Deal zusteht, die in diesem Sommer fällig wird.

Alles in allem dürfte es in Barcelona nicht mehr lange so weiter gehen. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass der Kader langsam aber sicher überaltert und bald schon eine Komplettsanierung benötigt. Woher man das Geld dann nimmt, ist aber offenbar eine Frage, mit der sich die Führungsetage des FC Barcelona noch nicht beschäftigt hat.

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