Kommentar Weshalb «Unterschiedsspieler» Sané perfekt zu den Bayern passt

Von Syl Battistuzzi

3.7.2020

Mit der Verpflichtung von Leroy Sané sendet der deutsche Rekordmeister Bayern München ein klares Signal an die Konkurrenz. Mit dem Flügelflitzer dürfte die Bundesliga noch langweiliger werden. Ein Kommentar.

«Der FC Bayern ist ein sehr grosser Verein und hat grosse Ziele – und diese Ziele passen auch zu mir», lässt sich Leroy Sané bei seiner Vorstellung am Freitag zitieren. «Ich möchte mit dem FC Bayern so viele Titel wie möglich gewinnen, und ganz oben steht dabei die Champions League.»

Die selbstbewussten Worte des 24-Jährigen kommen nicht von ungefähr. In seinen vier Jahren bei Manchester City sammelte Sané insgesamt stolze acht Titel (2x Meister, 1x FA-Cup, 3x Ligapokal und 2x Superpokal). Sein Rücken ziert ein Konterfei von ihm selbst: Als Vorlage diente sein Jubel nach einem Tor mit City beim 5:3 im Champions-League-Achtelfinal 2017 gegen AS Monaco.

Das Motiv könnte man vielerorts als Eigenliebe bezeichnen, bei seinem neuen Arbeitgeber symbolisiert es hingegen genau die gewünschte sportliche Arroganz. Schliesslich heisst das Motto an der Säbenerstrasse ja «Mia san mia.» Der unerschütterliche Glaube an sich selbst hat die Münchner auch dieser Saison gerettet. In der Vorrunde lag man einst sieben Zähler zurück, in der Winterpause waren es immer noch vier.

Am Ende hiess der Meister wieder Bayern München. Mit 13 Punkten Vorsprung kamen sie ins Ziel, 100 Tore schossen sie dabei. Ein Drittel (34) davon ging auf das Konto von Robert Lewandowski, dahinter folgte Serge Gnabry mit zwölf Treffern (sowie elf Vorlagen).



Auf den Flügeln bestand Handungsbedarf

In der internen Torschützenliste nur auf Platz 5 befindet sich hingegen Kingsley Coman – mit vier Toren traf er gleich oft wie Joshua Kimmich, Benjamin Pavard, Joshua Zirkzee oder Konkurrent Ivan Perisic. Auch bei den Assists (4) sind die Werte des pfeilschnellen (Spitzengeschwindigkeit 35,7 km/h), aber verletzungsanfälligen Franzosen nicht überragend.

Neuzugang Sané ist ebenfalls eine Rakete (Spitzengeschwindigkeit 35,2 km/h), strahlt dazu aber mehr Torgefahr aus. Vor seinem Kreuzbandriss, der ihn praktisch die ganze Saison ausser Gefecht setzte, buchte er in der Meistersaison 2018/19 in 31 Ligaspielen zehn Tore und elf Vorlagen, in der Champions League in acht Spielen je vier Tore und Assists.

«Leroy ist ein Unterschiedsspieler», hält der unterschätzte Sportdirektor Hasan Salihamidzic fest. Die Verletzung des 21-fachen deutschen Nationalspielers und die Corona-Krise haben «Brazzo» zudem in die Karten gespielt. Statt der von City geforderten 100 Millionen Euro musste der FC Bayern nun offenbar nur knapp 50 Millionen Euro hinblättern. 

Sané unterschreibt einen gut dotierten – gemäss Insidern erhält er ein Salär von 17 Millionen Euro – Fünfjahresvertrag bis Sommer 2025. Kürzlich deutete Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zwar noch einen Sparkurs an («auch der FC Bayern muss den Gürtel enger schnallen»), doch für das Wunschobjekt vergass man die selbst angelegten Fesseln schnell wieder. Keine gute Botschaft für den BVB & Co.

Speed-Alarm pur für die Gegner

Denn ein Jahr nach dem emotionalen Bayern-Ende von Franck Ribéry und Arjen Robben ist der Serienmeister nun auf dem Flügel wieder bestens aufgestellt. Mit Sané, Gnabry und Coman weisen die Münchner über ein Top-Trio auf, die zudem allesamt mit 24 Jahren noch nicht am Ende ihrer Entwicklung stehen dürften. Ausserdem steht mit Ivan Perisic, der möglicherweise nach dem Leihgeschäft mit Inter Mailand noch länger verpflichtet wird, ein solider Back-up parat.

Die fürs Bayern-Spiel wichtigen Aussenbahnpositionen seien nun auf höchstem Niveau besetzt, so Salihamidzic. Linksfüsser Sané könnte mit Überraschungsmann Alphonso Davies (36,5 km/h) die linke Seite zu einem Sprintgebiet machen, das wohl weltweit einzigartig ist. Mit seiner Verpflichtung meldet Bayern auch wieder (zurecht) seine internationalen Ansprüche an.

Sané bekommt übrigens die Rückennummer 10 und wird somit Nachfolger von Philippe Coutinho. Der inzwischen tief gefallene Brasilianer war dem FC Barcelona mal über 120 Millionen Euro wert. Ein ähnliches Schicksal scheint für den ehemaligen Schalker Sané unwahrscheinlich.

Bei all seinen Rückschlägen (die Nicht-Berücksichtigung von Jogi Löw für die WM 2018 oder die zeitweilige Rolle als Ersatzspieler unter Pep Guardiola) gab Sané seine Antwort anschliessend stets auf dem Platz. Die Konkurrenz darf sich in den nächsten Jahren noch wärmer anziehen als zuvor.


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