Ronald Koeman hat die Niederlande innert einem Jahr aus einer Krise zurück in die Erfolgsspur gebracht. Für Aufschwung sorgen nicht nur die formstarken Real-Bezwinger aus Amsterdam.
An die letzten Jahre wird sich wohl kaum ein holländischer Fussballfan gerne zurückerinnern. Zumindest nicht, wenn es um internationalen Fussball geht, denn nach dem überraschenden zweiten Platz an der Weltmeisterschaft 2010 und dem starken Abschneiden vier Jahre später in Brasilien (3. Platz) stürzte der holländische Fussball in eine Krise. Leistungsträger wie Robin van Persie, Wesley Sneijder, Dirk Kuyt und Arjen Robben waren langsam aber sicher in die Jahre gekommen und der Mannschaft stand ein radikaler Umbruch bevor. Infolgedessen verpasste die «Oranje» 2016 die Teilnahme zur Europameisterschaft in Frankreich und zwei Jahre später auch die Fahrt nach Russland an die Weltmeisterschaft.
Seit der Nicht-Teilnahme im vergangen Sommer hat sich aber einiges getan in den Niederlanden. In der Nations League konnte sich Holland gegen Weltmeister Frankreich und Erzrivale Deutschland klar durchsetzen und die wohl stärkste Gruppe souverän gewinnen. Deutschland wurde in Amsterdam gleich mit 3:0 platt gemacht – ein Erfolg, auf den die Auswahl von Trainer Ronald Koeman diesen Sonntag im EM-Qualifikationsspiel gegen Jogi Löws umstrukturierte deutsche Mannschaft zurückgreifen wird.
Schlüssel zum Erfolg
Wie kam es, dass sich die «Elftal» in solch kurzer Zeit erholen und zu einer der besten Mannschaften Europas mausern konnte? Vorweggenommen, es ist nicht das erste Mal, dass der holländische Fussball nach einer guten Phase derart abstürzte. Dasselbe geschah auch in den 80er Jahren nach zwei WM-Finalteilnahmen in Folge, als man sich bis Italien 1990 nicht mehr für eine WM-Endrunde qualifizieren konnte. Und auch nach dem vierten Platz an der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich fehlten die Niederlande 2002 in Südkorea.
Die Gründe, weshalb sich die Holländer auch nun wieder erholt haben, sind vielseitig. Ein Hauptfaktor ist sicherlich Trainer Ronald Koeman, der im Februar 2018 als neuer Bondscoach vorgestellt wurde. Kurz darauf entliess er mit Wesley Snejder das letzte Urgestein aus der Mannschaft, so dass seither nur noch zwei Spieler im Kader der Holländer einen älteren Jahrgang als 1990 vorweisen – Casper Cillesen (1989) und Ryan Babel (1986).
Auftrieb verschaffen den Holländern derweil vor allem die formstarken Jungspieler von Ajax Amsterdam, aber auch Lyons Memphis Depay feiert gerade seinen zweiten Frühling. Dies nachdem der 25-Jährige vor einigen Jahren bei Manchester United kläglich scheiterte. Hinzu kommt das verlässliche Liverpool-Duo bestehend aus Giorginio Wijnaldum und Virgil van Dijk.
Eine gute Abmischung
Was die Mannschaft aber vor allem ausmacht, ist die perfekte Mischung. Im Spiel gegen Weissrussland am Donnerstag standen alle möglichen Alterskategorien auf dem Platz. Vier der elf Spieler waren 22 oder jünger, weitere vier zwischen 25 und 28 Jahre alt und drei Akteuere älter als 29 – die Mannschaft ist also weder zu alt und ausgelaugt, noch zu jung und unerfahren, sondern genau richtig abgestimmt und dazu auch noch mit einem sensationellen Teamgeist versehen.
Es muss sich also nicht nur Deutschland am Sonntag, sondern auch die Schweiz an der Nations-League-Endrunde im Sommer vor der holländischen «Elftal» besonders in Acht nehmen.