Tottenham «Willst du zu Real zurück?» – Mourinho provoziert Bale im Tottenham-Training

jar

18.1.2021

Gareth Bale geniesst unter José Mourinho noch nicht viel Vertrauen.
Gareth Bale geniesst unter José Mourinho noch nicht viel Vertrauen.
Bild: Getty

Die Euphorie in Nordlondon war gross, als Gareth Bale im Sommer nach sieben Jahren bei Real Madrid zu Tottenham zurückgekehrt war. Doch jetzt ist der Waliser auch bei den Spurs nur Bankdrücker. Wie lange noch?

Es sind nur ein paar wenige Worte in einem Video, die akustisch kaum zu verstehen sind und dessen Zusammenhang auch unklar ist – doch sie sorgen bei den Tottenham-Fans für Aufschrei. Zu sehen ist dieses Video bei «Spurs TV», gezeigt wird in einer kurzen Sequenz das Training der Torhüter. Doch interessant sind nicht die Bilder, sondern die Töne im Hintergrund.

Da ist nämlich ganz klar José Mourinho zu hören. Und der Tottenham-Trainer sagt: «Willst du hier bleiben? Oder willst du zu Real Madrid gehen und nicht Fussball spielen?»

Die beiden Fragen können nur an einen Spieler gerichtet sein: Gareth Bale. Zwar kam auch Sergio Reguillon im Sommer von den Königlichen, wurde von den Spurs aber für 30 Millionen Euro gekauft und gehört zum Stammpersonal. Bale ist nur ausgeliehen, kehrt nach der Saison zu Madrid zurück, falls Tottenham den ehemaligen Superstar nicht definitiv übernimmt.

Danach sieht es aktuell überhaupt nicht aus. Bale kam in der Premier League bislang nur viermal zum Einsatz (ein Tor), stand dabei nur einmal in der Startelf. Meistens verweilt der 31-jährige Flügelstürmer – wie schon zum Ende seiner Zeit in Madrid – während 90 Minuten auf der Bank. Nur in der Europa League kam er bislang regelmässig zum Zug.

Zuletzt machten schon Spekulationen die Runde, wonach die Spurs die Leihe vorzeitig beenden möchten. Dies dementierte Mourinho am Wochenende jedoch: «Es gab darüber noch überhaupt keine Diskussion.» Mit seinen veröffentlichten Aussagen im Tottenham-Training scheint der Spurs-Coach die Geduld mit dem einst hochgelobten Linksfuss aber mehr und mehr zu verlieren.

Gareth Bales Comeback im Tottenham-Trikot ist bislang noch nicht vom Erfolg gekrönt.
Gareth Bales Comeback im Tottenham-Trikot ist bislang noch nicht vom Erfolg gekrönt.
Bild: Keystone

Provokationen als Erfolgsgeheimnis?

Was hat Mourinho genau mit Bale vor? Will er den Offensivmann nur anstacheln und ihn so zu Höchstleistungen treiben? Dass dies gut klappen kann, hat der Starcoach in Vergangenheit mehrfach bewiesen. Zum Beispiel bei Mesut Özil. Zu gemeinsamen Zeiten bei Real Madrid warf Mourinho dem deutschen Spielmacher einst fehlende Kampfbereitschaft vor und stellte ihn vor der ganzen Mannschaft bloss.

«Weisst du was, Mesut? Wein' doch! Heul' doch! Du bist so ein Baby! Geh duschen, wir brauchen dich nicht», sagte Mourinho dem Weltmeister von 2014 während der Halbzeitpause eines Spiels, wie Özil in seinem Buch «Die Magie des Spiels» enthüllte. «Du denkst, zwei schöne Pässe reichen. Du bist dir zu fein dafür, in Zweikämpfe zu gehen. Du denkst, dass du so gut bist, dass 50 Prozent genug sind.»

Für Özil war es eine denkwürdige Lektion. Danach reifte er zu einem unverzichtbaren Stammspieler, wurde zum Superstar und gewann unter anderem den WM-Titel. Auch Cristiano Ronaldo trieb Mourinho mit provokanten Äusserungen zu Höchstleistungen. Wie Luka Modric verriet, hatten sich die beiden Portugiesen in der Kabine einst sogar beinahe geprügelt.

Ob dieses «Anstacheln» auch beim 31-jährigen Bale funktioniert, wird sich weisen. Klar ist nur, dass der walisische Nationalspieler unbedingt Spielpraxis braucht, um seine Karriere wieder anzukurbeln. Bei Real Madrid wird er trotz Vertrag bis 2022 kaum mehr eine Zukunft haben. Talent besitzt Bale jedenfalls genug, um aus dem Loch herauszufinden. Das hat der vierfache Champions-League-Sieger in Vergangenheit oft genug bewiesen. 

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