Kommentar Wir wollten den VAR – jetzt haben wir ihn

Dominic Ledergerber

7.3.2019

Die VAR-Entscheidung in Paris

Die VAR-Entscheidung in Paris

07.03.2019

Die Fussballwelt diskutiert über das Handspiel von Presnel Kimpembe, das zum Champions-League-Out von PSG führte. «Das Problem ist nicht der VAR, sondern das Regelwerk», schreibt Dominic Ledergerber, der das Spiel für Teleclub kommentierte.

Die Hände zittern. Die Stimme bebt. «Das darf doch nicht wahr sein», geht es mir durch den Kopf, als Schiedsrichter Damir Skomina am Mittwoch beim Spiel zwischen PSG und Manchester United in der 94. Minute auf den Penaltypunkt zeigt. Davor hatte der Unparteiische aus Slowenien auf Eckball entschieden. Doch dann schaltet sich der Video Assistant Referee (VAR) ein.

Der Rest ist bekannt: Der krass unterlegene Aussenseiter aus England macht aus vier Torschüssen drei Tore und kegelt die Millionarios aus Paris dank des 3:1-Auswärtssiegs aus der Champions League. Als erstes Team in der Geschichte der Königsklasse gelingt es ManUtd, eine 0:2-Heimpleite aus dem Hinspiel noch zu drehen.

Der VAR als Zünglein an der Waage

Eigentlich schade, dass diese Statistik nun kaum interessiert. Die ganze Fussballwelt diskutiert hitzig über den VAR-Entscheid von Paris. Penalty ja oder nein? Die Lager, die sich entweder für das eine oder das andere aussprechen, sind in etwa gleich gross.

Als Kommentator hatte auch ich eine Meinung. Dadurch, dass der Arm von Verteidiger Kimpembe nicht an den Körper angelegt war, vergrösserte sich die Abwehrfläche, weshalb ich mit dem Penaltypfiff einverstanden war. Beim Ausscheiden von PSG spielte der VAR das Zünglein an der Waage, obwohl mit ihm doch eigentlich alles besser werden und krasse Fehlentscheide der analogen Vergangenheit angehören sollten.

Dominic Ledergerber kommentierte das Rückspiel zwischen PSG und ManUtd.
Dominic Ledergerber kommentierte das Rückspiel zwischen PSG und ManUtd.
Bild: Teleclub

Hands-Regel: Viel Raum für Interpretation

Aber: Das Problem ist nicht der VAR, sondern das Regelwerk. Und die Hands-Regel der FIFA bietet viel Raum für Interpretationen. Abgesehen von der Position des Arms und der Hand sind folgende Kriterien in Regel 12 festgehalten.

--> Liegt eine Absicht vor?

--> Bewegt der Spieler die Hand zum Ball?

--> Wie gross ist die Distanz zwischen Gegner und Ball?

Der Wortlaut dieser Hands-Regel zeigt, dass sich Schiedsrichter Skomina gestern ganz unabhängig des Entscheids Feinde gemacht hätte, dass die hitzigen Diskussionen dem Fussball trotz VAR erhalten bleiben.

Und das ist gut so! Der Fussball lebt davon, dass man über ihn diskutiert und sich an strittigen Entscheiden aufreibt. Wenn die Hände zittern und die Stimme bebt, dann sind das die Symptome einer Krankheit, für die es keine Heilung gibt: Es ist die Leidenschaft für den wunderbarsten Sport der Welt – mit all seinen Macken.

Die Zusammenfassungen der beiden Spiele



Zurück zur StartseiteZurück zum Sport