Am 25. März startet die Schweizer Nati in Bulgarien in die WM-Qualifikation, drei Tage später steht das Heimspiel gegen Litauen auf dem Programm. Eine Frage, die derzeit für Stirnrunzeln sorgt: Kann Vladimir Petkovic überhaupt jene Spieler aufbieten, die er will?
Die Rede ist nicht von verletzten Spielern, wie etwa Fabian Schär oder Renato Steffen, die Petkovic natürlich auch gerne dabei hätte. Die Rede ist davon, dass sich einige Klubs das Recht herausnehmen wollen, Spieler nicht für die Nationalteams abzustellen. Dies, weil in grossen Teilen Europas die Corona-Fallzahlen zuletzt stark anstiegen. Zwei Klubs, die sich in diese Richtung äusserten, sind Dortmund und Borussia Mönchengladbach.
FIFA überarbeitet Abstellungs-Kriterien wegen Corona
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie und damit einhergehender strikter Reisebestimmungen passte die FIFA im Februar ihre Regularien für die Abstellung von Spielern für die Nationalteams weiter an. Müsste ein Spieler vor oder nach dem Zusammenzug für mindestens fünf Tage in Quarantäne gehen, kann der Klub den Profi nicht freigeben. Ebenso gilt keine Abstellungspflicht, wenn Reisebeschränkungen gelten, für die von den nationalen Behörden keine Ausnahmeregelung erteilt wird.
Dortmunds Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl sagte dem «kicker»: «Wir verfolgen und diskutieren die Situation jeden Tag. Die Lage ändert sich ja auch permanent. Wir werden uns aber im Einzelfall das Recht vorbehalten, Spieler nicht abzustellen, falls es für uns zu einem Nachteil kommen sollte.» Da Marwin Hitz und Roman Bürki nicht mehr Teil der Nationalmannschaft sind, würde dies aus Schweizer Sicht «nur» Manuel Akanji betreffen. Hinter seiner Teilnahme an den Länderspielen steht aber ohnehin ein Fragezeichen, da er nach einer muskulären Verletzung erst seit wenigen Tagen wieder am Mannschaftstraining teilnehmen kann.
Schlimmer wäre es für die Nati, sollte Gladbach Ernst machen. Trainer Marco Rose gab an einer Pressekonferenz zu Protokoll, dass man sich damit auseinandersetze, Spieler nicht zu ihren Nationalmannschaften ziehen zu lassen. Mit Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria, Breel Embolo und Michael Lang stehen gleich fünf Schweizer Nati-Spieler bei den «Fohlen» unter Vertrag. Letzterer kam in dieser Bundesliga-Saison noch nie zum Einsatz und dürfte sich eines Aufgebots ohnehin nicht sicher sein. Die vier zuvor genannten Gladbach-Profis gehören dagegen in der Nati zum Stammpersonal. Ihre Absenz würde schwer wiegen.
Am Freitag sollte Klarheit herrschen
Kommt hinzu, dass es eine Lawine auslösen könnte, sollten einige Klubs ihre Spieler nicht zu den Nationalteams reisen lassen. Zuletzt war auch die Sorge gross, dass Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri aufgrund der in England geltenden Corona-Reise-Restriktionen «ausfallen» könnten. Für Spitzensportler gibt es auf der Insel allerdings eine Ausnahmeregelung. So müssten die beiden nach ihrer Rückkehr nicht gänzlich in Isolation, am Trainings- und Spielbetrieb dürften sie weiter teilnehmen. Lediglich Freizeitaktivitäten oder das Tätigen von Einkäufen wäre ihnen während einiger Tage untersagt. Allerdings stellt sich auch hier die Frage, ob nicht allenfalls die Klubs ihren Spielern die Ausreise verweigern.
Spätestens am Freitag sollte Klarheit herrschen, denn dann wird Vladimir Petkovic das Aufgebot für die beiden WM-Quali-Spiele gegen Bulgarien und Litauen sowie das folgende Testspiel gegen Finnland bekannt geben. Beim Schweizerischen Fussballverband gibt man sich derzeit noch entspannt. Man werde mit den Klubs das Gespräch suchen und gehe grundsätzlich davon aus, dass alle aufgebotenen Spieler dabei sein werden. Gesetzlich sei alles geregelt. Ob das reicht, um aus drohenden Machtkämpfen mit den Vereinen als Sieger hervorzugehen?
Natürlich beschäftigt die Thematik nahezu alle Nationalteams. Sollten am Ende tatsächlich diverse Spieler nicht zu ihren Teams reisen dürfen, so verkäme der Auftakt zur WM-Qualifikation zur Farce. Vielleicht müssen wir uns 2022 nicht nur mit der Winter-WM anfreunden, sondern auch mit einigen WM-Neulingen. In Zeiten von Corona ist alles möglich.