Die Young Boys sind zwar in der Champions League vorzeitig gescheitert, haben aber auch vieles richtig gemacht.
Dass es für die Young Boys schwer werden würde, im Europacup zu überwintern, war schon nach der Auslosung der Gruppe klar. Die Berner bekamen mit drei Vertretern aus Topligen schwere Kost vorgesetzt. Nun ist schon vor dem letzten Spieltag, am 12. Dezember daheim gegen Juventus Turin, klar, dass YB die Gruppe auf dem letzten Platz beenden wird. Nach fünf Spieltagen ist die Ausbeute des Schweizer Meisters bescheiden: ein Punkt durch das Remis gegen Valencia und ein Torverhältnis von 2:11.
YB Vorwürfe zu machen, fällt allerdings schwer. Denn die junge Mannschaft von Gerardo Seoane, die gegen Manchester United auf Guillaume Hoarau, Sékou Sanogo und nach der Pause auf Steve von Bergen verzichten musste, trat über weite Strecken der bisherigen Gruppenphase mit breiter Brust auf. Der Wille etwas zu kreieren, dagegen zu halten, ohne sich zu verstecken, war zu erkennen. Es fehlte nicht am Vorsatz, sondern an Erfahrung auf diesem Niveau, und es mangelte halt auch ein wenig an Klasse gegen Mannschaften, die über ganz andere finanzielle Möglichkeiten verfügen.
Noch ein Spiel bleibt – Juve kommt ins Stade de Suisse
Nichtsdestotrotz fehlte am Dienstagabend wenig zum Exploit, zu diesem Coup, der eine Schweizer Champions-League-Kampagne massiv aufwerten kann. «Es war am Schluss ganz bitter, sehr schade», resümierte Seoane wenige Minuten nach dem Schlusspfiff. Man habe in der ersten Halbzeit Glück gehabt und danach besser ins Spiel gefunden. Der Game-Plan sei gut umgesetzt worden, lobte der Trainer seine Spieler. Wie immer nach Partien in der Champions League hob er den Lerneffekt für seine junge Mannschaft hervor.
YB hat in den letzten Wochen viel gelernt, erfahren, wie gnadenlos in der Champions League Fehler bestraft werden, und dass fehlende Effizienz kaum zu kompensieren ist. Dass nun mit Manchester United am Dienstagabend erstmals ein YB-Gegner gerade im Bereich der Effizienz sündigte, macht die 0:1-Niederlage speziell bitter. Alle Ingredienzen für einen Exploit waren vorhanden und am Ende standen die Young Boys mit leeren Händen da, weil Manchester Uniteds Goalie David de Gea in der 70. Minute den Berner Lucky Punch verhinderte und Marouane Fellaini in der 91. Minute noch das zu diesem Zeitpunkt glückhaft 1:0 der Gastgeber schoss.
Noch eine Chance bleibt in dieser Saison für den ersten Sieg in der Champions League – gegen das bereits für die Achtelfinals qualifizierte Juventus Turin. Es wäre ein krönender, aber doch sehr überraschender Abschluss der Europacup-Saison von YB. Die nächste Chance auf diesem Niveau dürfte aber nicht allzu lange auf sich warten lassen. Zumindest in der Super League kann nämlich derzeit niemand den Bernern das Wasser reichen. Die Young Boys haben es geschafft, sich trotz der zusätzlichen physischen und vor allem mentalen Belastung in der Champions League einen Vorsprung von 16 Punkten in der nationalen Meisterschaft zu erarbeiten. Das spricht für den Charakter des jungen Teams.