Der FC Zürich tut sich unter Bo Henriksen weiter schwer mit dem Toreschiessen. Doch die Mannschaft zeigt unter dem 47-jährigen Dänen, dass sie lebt. Der Ansatz des neuen Trainers ist klar ersichtlich.
Manche Worte wirkten etwas gar optimistisch, und manches vom erfrischenden Auftritt des neuen Chefs bei dessen Heim-Debüt am Sonntag im Letzigrund gegen die Young Boys (0:0) stand in argem Kontrast zur Tristesse, die sich über die letzten Wochen beim Meister breitgemacht hat. Aber die zugängliche Art von Bo Henriksen kommt an. Die Mannschaft zieht mit und verspürt nach zähen Wochen mit Franco Foda so etwas wie Aufbruchstimmung.
Beim 0:5 in Eindhoven war Henriksen angesichts der gegnerischen Überlegenheit noch machtlos. Beim Remis gegen den Super-League-Leader YB haperte es zwar weiter mit dem Toreschiessen, doch überzeugte die Mannschaft in kämpferischen und defensiven Belangen. Ein Sieg soll den Knopf lösen, doch dafür muss die Mannschaft vor allem in der Offensive zulegen. Mit Basel und den Grasshoppers warten zwei weitere Knacknüsse.
Gegenentwurf zu Foda
Nach einer Woche und zwei Pflichtspielen lässt sich die Intention von Präsident Ancillo Canepa hinter dem unkonventionellen Trainerentscheid gut herauslesen: Der Neue soll die Mannschaft nach dem missglückten Anlauf mit dem nüchternen, nach aussen lethargisch wirkenden Foda mit seinem Enthusiasmus mitreissen und so die Blockade lösen, die sich nach elf sieglosen Super-League-Spielen sowie null Punkten in der Europa League eingeschlichen hat. Er soll mit seiner Leidenschaft das Feuer in der Mannschaft neu entfachen, ihr die Angst vor Fehlern nehmen und den Spass in den Alltag zurückbringen.
Wie Henriksen das tut: mit Nähe zum Team, Leidenschaft, menschlicher Wärme und viel Zuspruch.
Bo Henriksen über...
... den Auftritt gegen die Young Boys: «Natürlich geht es auch ums Resultat und wollen und müssen wir langfristig gewinnen. Viel entscheidender ist aber die Art und Weise, wie wir spielen, wie wir miteinander umgehen und zusammenarbeiten. Wenn wir das so tun wie gegen die Young Boys, dann stärkt das den Glauben. Wir sind nicht glücklich, weil wir nicht gewonnen haben. Aber ich bin glücklich darüber, wie die Mannschaft aufgetreten ist. Ich spürte in der Garderobe eine grosse Energie und einen grossen Glauben. Auf dem Platz hat die Mannschaft den Match-Plan umgesetzt. Defensiv spielten wir ausgezeichnet, sehr clever. Die bei weitem grösste Chance auf ein Tor gehörte uns. Überdies war das Publikum fantastisch. Darum gibt es an diesem 0:0 gegen die aktuell beste Mannschaft der Schweiz viele gute Sachen.»
... die Gründe für seine Zuversicht, das Ruder herumreissen zu können: «Ich spüre, dass die Spieler ihr Bestes geben. Dass sie gewillt sind, hart zu arbeiten, und dass sie bereit sind, sich für die Gruppe aufzuopfern. Das ist für mich immer das Grundlegende. Dass diese Eigenschaften vorhanden sind, lässt mich an die Mannschaft glauben. Indem ich das tue, helfe ich den Spielern.»
... das fehlende Selbstvertrauen der Spieler: «Man konnte das gegen YB in einigen Momenten sehen, vor allem beim Umschaltspiel in der zweiten Halbzeit. Natürlich müssen wir in der Offensive ein bisschen gefährlicher werden und entschlossener agieren. Aber wenn die Mannschaft so weitermacht und sie es weiter versucht, wird das Selbstvertrauen wieder kommen und mit ihm auch das nötige Glück. Ich war selber Stürmer und weiss, wie das ist. Wenn du hartnäckig bleibst, den Kampf annimmst und bereit bist, die Extraschritte zu gehen, wirst du früher oder später belohnt.»