Der spanische Supercup geht nicht in Spanien über die Bühne, sondern in Saudi-Arabien. Für diese kuriose Idee des spanischen Verbands findet blue-Experte Marcel Reif wie immer klare Worte.
In Saudi-Arabien werden grundlegende Menschenrechte nicht beachtet. Das war für den spanischen Fussballverband RFEF kein Hindernis, den spanischen Supercup für lange Zeit (bis 2029) im Wüstenstaat austragen lassen zu wollen, auch wenn letztes Jahr aufgrund der Corona-Krise die Supercopa trotzdem in Spanien stattfand. Für den umstrittenen Deal kassiert der Verband gemäss übereinstimmenden Berichten pro Jahr 40 Millionen Euro.
«Nun ist es eine Veranstaltung, die in Spanien keine Sau interessiert», hält Marcel Reif fest. Kein nationaler Sender übertrage die Show, so der Wahlschweizer. Dies obwohl am Mittwoch mit Real Madrid und dem FC Barcelona sich im ersten Halbfinal die zwei grossen Klubs messen. Im anderen Duell treffen am Donnerstag Athletic Bilbao und Atlético Madrid aufeinander. Die Sieger der beiden Partien dürfen dann am Sonntag im König-Fahd-Stadion das Finale bestreiten.
Abrechnung mit dem Fussball
«Mit Ronaldo und Messi sind die zwei besten Spieler der Welt weg, die Attraktivität der Liga ist gesunken. Zudem führt Real in der Meisterschaft überlegen», erläutert Reif. Er hätte den Deal nicht gemacht. «In der Verzweiflung macht man manchmal Unsinn», lautet sein Fazit.
So verabschiede sich der Spitzenfussball von den Fans, glaubt der 72-Jährige. Seine trockene Analyse: «Es ist Arroganz, die in Selbstzerstörung mündet.»
Er ist überzeugt, dass Klubs wie Real und Barcelona «ihre Super League machen». Dann müsse man halt eine Liga tiefer schauen, da oben seien sie schon abgehoben, gibt Reif sich pessimistisch. Immerhin etwas Gutes könnte das Sportswashing in Saudi-Arabien haben. So dürfen Frauen neuerdings ins Stadion. «Wenn das tatsächlich zu einer Umwandlung der Gesellschaft führt, gucke ich mir das doch noch an», schmunzelt Reif.
Der Clásico sei vor allem für die Katalanen wichtig, die sportlich tief in der Krise stecken. «Barça muss hoffen, dass sie nicht verdroschen werden, sonst kann auch bei einem solch vermeintlich unwichtigen Wettbewerb grosser Schaden entstehen», meint Reif. Ganz anders sehe es bei den Königlichen aus, die Reif klar favorisiert. «Sie spielen einen hinreissenden Fussball, dazu ist Trainer Ancelotti der grösste Menschen- und Spielerversteher, die Mischung zwischen den Alten und Jungen klappt – da passt derzeit einfach alles», schwärmt er.
Dieses Jahr gibt es noch weitere Events, die für Kritik sorgen. So finden mit den Olympischen Spielen in China und der Fussball-WM in Katar gleich zwei Grossanlässe in Ländern statt, die in den Augen der Weltöffentlichkeit über viele Missstände verfügen.
Wo sonst noch grosse Sportevents 2022 stattfinden
- ab 4.2.: Olympische Winterspiele in Peking (China)
- ab 4.3.: Winter-Paralympics in Peking (China)
- 6.3.: Start Motorrad-WM: Moto-GP in Katar
- 20.3.: Start Formel 1: Grosser Preis von Bahrain
- ab 28.3.: Ringen: EM in Budapest (Ungarn)
- April: Mannschafts-WM im Tischtennis in Chengdu (China)
- 28.6.: Fussball: Champions-League-Final in St. Petersburg (Russland)
- ab 26.9.: Volleyball: WM der Männer in Russland
- ab 31.10.: Tennis: WTA-Finals in Shenzen (China)
- ab 21.11.: Fussball: WM in Katar
- ab 17.12.: Schwimmen: Kurzbahn-WM in Kasan (Russland)