Geldnot beim Milliarden-Klub Jetzt droht PSG wie ein Kartenhaus zusammenzufallen

Von Martin Abgottspon

10.3.2023

Dieses Bild von Kylian Mbappé bezeichnet die Lage bei PSG ziemlich gut.
Dieses Bild von Kylian Mbappé bezeichnet die Lage bei PSG ziemlich gut.
Imago

Das erneute Scheitern in der Champions League könnte für PSG nachhaltige Folgen haben. Es fehlt an Geldern und auch am Willen der Topstars, weiter an das Mega-Projekt zu glauben.

Von Martin Abgottspon

Die Lustlosigkeit war den Top-Stars am Mittwoch irgendwie anzusehen. Sowohl Kylian Mbappé wie auch Lionel Messi blieben beim Kampf um den Viertelfinal-Einzug in der Champions League blass. Es kam, wie es kommen musste. Dieses Mal scheiterte die Milliarden-Truppe aus der französischen Hauptstadt zwar nicht so fulminant wie etwa beim 1:6 gegen Barcelona im Jahr 2017 und dennoch hätte der Bayern-Sieg auch höher ausfallen dürfen und es wäre in Ordnung gewesen.

«Das Totengeläut einer Illusion», kommentierte Frankreichs Sportzeitung «L’Équipe» die neuerliche Bestätigung, dass bei PSG «das Verlieren eine Kultur ist». Und tatsächlich erhärtet sich der Eindruck, dass viele Akteure den Glauben an das Mega-Projekt inzwischen aufgegeben haben.

Bayern – PSG 2:0

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Kein Erfolg, kein Geld

So abgedroschen es klingen mag: Geld allein gewinnt halt tatsächlich keine Titel. Sagenhafte 728 Millionen Euro hat PSG letzte Saison nur für Gehälter ausgeschüttet. Das ist mehr, als der Verein im selben Zeitraum an Umsatz generierte (654 Millionen). Unter dem Strich resultierte ein Minus von 389 Millionen, wofür es von der UEFA auch eins auf die Finger gab. Ein mittlerer zweistelliger Millionen-Betrag wurde wegen Verstössen gegen das Financial Fairplay zur Bewährung ausgesetzt. 

Es machte immer den Anschein, als sei Geld bei PSG nie ein Thema. Schliesslich hat allein der katarische Geschäftsmann und Präsident Nasser Al-Khelaifi ein geschätztes Vermögen von fast sieben Milliarden. Der Wirtschaftlichkeit des Klubs hilft dies aber nur bedingt. Nach der jüngsten Reform des Financial Fairplays muss PSG bis im Sommer sein Gehaltsvolumen auf 90 Prozent der Einnahmen reduzieren. Gelingt ihnen das nicht, drohen harte Konsequenzen bis hin zum Ausschluss aus verschiedenen Wettbewerben.

Die Zeichen stehen auf Abschied

Wahrscheinlich sind die Pariser aber gar nicht gezwungen, die Spar-Guillotine anzuwenden, weil die Super-Stars ohnehin andere Pläne haben. Mbappé sagte am Mittwoch nicht viel. Bezüglich seiner Zukunft klingt ein Bekenntnis zu seinem Arbeitgeber aber definitiv anders: «Ich will jetzt die Meisterschaft gewinnen, und danach wird man sehen.» Wie schon vor einem Jahr scheint Real Madrid dem jungen Franzosen Tür und Tor zu öffnen.

Bei Lionel Messi ist es längst kein Geheimnis mehr, dass er seine Fühler nach einem neuen Klub ausgestreckt hat. Sein Vater verhandelt offenbar schon intensiv mit Barcelona und auch eine Rückkehr in die Heimat zu den Newell's Old Boys, wo Messis Karriere einst begann, ist nicht ausgeschlossen. Auch ein Wechsel zum MLS-Klub Inter Miami ist Gerüchten zufolge ein Thema.

Viel lieber als bei Messi würden die Pariser aber wohl beim Lohn von Neymar sparen. Mehr verletzt als gesund hilft er PSG diese Saison wenig, doch sein Kontrakt läuft noch bis 2027. Ein Abschied des Brasilianers ist daher eher unwahrscheinlich, auch weil es bisher keine ernsthaften Interessenten gab.

Mit neuer Strategie zum Erfolg?

Ist die Zeit des Glanzes und Glamours bei PSG jetzt also endgültig vorbei? Sollten die namhaften Abgänge tatsächlich zustande kommen, ist zumindest der Übername «FC Welt-Auswahl» nicht mehr wirklich angebracht.

Vielleicht verfolgen die Pariser aber schon jetzt eine neue Strategie, den Traum vom Champions-League-Titel doch endlich wahrzumachen. Statt mit weiteren schillernden Namen beschäftigt sich Sport-Direktor Luis Campos deshalb seit Kurzem mit vielversprechenden Jung-Stars und aktuellen Leistungsträgern.

So sollen etwa Pau Torres vom spanischen Klub FC Villarreal und Milan Skriniar von Inter Mailand die löchrige Abwehr stopfen. Im Mittelfeld stehen Ibrahim Sangaré von PSV Eindhoven, Bernardo Silva von Manchester City und Rayan Cherki von Olympique Lyon auf dem Wunschzettel und für die Offensive hat Campos Victor Osimhen von Napoli und Gonçalo Ramos von Benfica Lissabon im Visier.

Das katarische Engagement steht

Bleibt die Frage, ob die Besitzer selber noch überzeugt sind vom Projekt PSG. Aktuell bemühen sich Investoren um den Kauf von Manchester United, was sie aufgrund des UEFA-Verbots aber mit einer anderen Investmentgesellschaft vollziehen müssten.

Da PSG schon bald einen gigantischen neuen Campus im Pariser Vorort Poissy beziehen wird und ausserdem mit der Stadtregierung über den Kauf des Parc de Princes diskutiert, scheint das Engagement der Katarer aber nicht zur Debatte zu stehen.

Vielleicht war die ganze Entwicklung auch nur ein Teil eines lang angelegten Plans, bei der die Phase Bekanntmachung und Aufmerksamkeitsgenerierung so langsam zu einem Ende kommt. Jetzt hat man genug Power, um die eigenen Mega-Stars hervorzubringen. Allerdings wäre auch dann der Gewinn der Champions League wohl ein Muss.