OSC Lille löste das erfolgsgewohnte Paris Saint-Germain letztes Jahr als französischen Meister ab. Am Freitagabend kommt es wieder zum Direktduell. Dieses Mal unter anderen Vorzeichen.
Es war schlicht eine Riesen-Sensation, dass die Nordfranzosen den Hauptstädtern den Liga-Titel abspenstig machen konnten. So war das Budget in Paris mit 840 Millionen Euro letztes Jahr fast viermal so gross wie dasjenige von Lille (220 Millionen Euro).
Nach 38 Spieltagen lag man aber am Ende einen Punkt vor dem grossen Liga-Dominatoren. Die 1,1 Millionen Einwohner zählende «Métropole Européenne de Lille», unweit der belgischen Grenze, wurde zur grossen Party-Zone.
Fr 29.10. 20:40 - 00:00 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Paris St. Germain - OSC Lille
Event ist beendet
Cheftrainer Christophe Galtier formte für seinen Coup ein starkes Kollektiv, bei dem einige Spieler herausragten. Ganz vorne sorgte der unverwüstliche Burak Yilmaz für die nötigen Tore (16), im Mittelfeld bewies der Portugiese Renato Sanches, wieso er einst als zukünftiger Weltklasse-Fussballer galt. Hinten hielt sein Landsmann José Fonte den Laden dicht. Und falls doch mal ein Ball aufs Tor kam, gab es an Goalie Mike Maignan fast kein Vorbeikommen.
Katerstimmung in Lille
Doch inzwischen ist die Feier-Stimmung verebbt. Trainer Galtier gab nach dem Titelgewinn seinen Rücktritt bekannt. Unter dem neuen Chef Jocelyn Gourvennec legte der frischgebackene Meister einen schlechten Saisonstart hin. Mit Mike Maignan (Milan), Boubakary Soumare (Leicester) und Gabriel (Arsenal) fielen drei Teamstützen weg.
So finden sich die Dogues nach elf Spieltagen im Niemandsland der Tabelle wieder. Die Rolle als Gejagter behagt ihnen offensichtlich nicht. Auch in der Champions League schnitten sie (zwei Punkte nach drei Spielen) unter den Erwartungen ab.
«Es ist eine brandneue Saison», mahnte Lille-Profi Timothy Weah gegenüber «cbssport». «Wir sind nicht mehr Meister. Die Teams sind geladen, wenn sie gegen uns spielen, sie wollen uns schlagen.» Man müsse nun einfach in der Lage sein, sich durch diese Widrigkeiten zu kämpfen, und allen zeigen, warum sie letztes Jahr den Titel holten, so der 21-jährige Sohn des früheren Weltfussballers und heutigen liberianischen Staatspräsidenten George Weah, der wie sein berühmter Papa im Sturm spielt. Timothy lief in der Jugend für PSG auf und absolvierte sogar sechs Pflichtspiele im Fanionteam, ehe er via Celtic Glasgow in Lille landete.
Sorgenkind Wijnaldum – ergänzt Raphinha das Starensemble?
Auf Weltfussballer werden Weah junior & Co. auch heute Abend (um 21 Uhr live auf blue TV) treffen. Zwar fehlen mit Kylian Mbappé (Grippe), Marco Verratti (Hüftverletzung) und Sergio Ramos (im Aufbau nach Knöchelverletzung) einige Stars, doch das Team von Mauricio Pochettino kann dafür etwa auf Lionel Messi zählen. Der 34-Jährige trainierte aufgrund Muskelproblemen zuletzt individuell, sollte aber rechtzeitig fit werden.
Vielleicht darf auch Georginio Wijnaldum wieder mal von Beginn weg auflaufen. Der Mittelfeldspieler kam im Sommer ablösefrei aus Liverpool und spielte bisher überraschenderweise beim souveränen Leader nur eine Nebenrolle.
«L'Équipe» hat einen Verdacht, wieso der Holländer nicht gross zum Zug kommt. So soll die südamerikanische Fraktion die Integration von Georginio Wijnaldum im Training nicht besonders unterstützt haben. Der Grund dafür sei, da sie sich Sorgen um den Argentinier Leandro Paredes machen, der auf der gleichen Position spielt wie Wijnaldum.
Wenn es offenbar nach Neymar geht, soll die Gruppe gar noch anwachsen. Der brasilianische Ballkünstler hat bei den PSG-Bossen angeklopft, um den Transfer von Landsmann Raphinha (Leeds) auszuloten.