Rallye Dakar Beifahrer nach Streit in der Wüste ausgesetzt – wer trägt die Schuld am Drama?

SB10

19.1.2021

Alleine in der Wüste – etwa so muss es gemäss Xavier Blanco ausgesehen haben (Symbolbild)
Alleine in der Wüste – etwa so muss es gemäss Xavier Blanco ausgesehen haben (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die «Rallye Dakar» schreibt immer wieder kuriose Geschichten. Bei der 42. Auflage des Wüsten-Rennens in Saudi-Arabien macht ein Streit zweier Piloten Schlagzeilen.

Ricardo Ramilo gab in diesem Jahr sein Debüt beim Offroad-Spektakel in der Wüste. Als Beifahrer wählte er mit Xavier Blanco einen erfahrenen Mann aus, der bereits drei Teilnahmen hinter sich hatte. Leider hatten die beiden auf der 7600 Kilometer langen Strecke quer über die Arabische Halbinsel Pech und mussten am letzten Dienstag wegen mehrerer platter Reifen Forfait geben. Doch das Reglement lässt die Möglichkeit zu, dass Rennen im Modus «Dakar Experience» trotzdem zu beenden.

Das Verhältnis zwischen den beiden wurde zunehmend kühler, bis es zwei Tage später explodierte. Auf der vorletzten Etappe stoppte der Buggy. «Nach einer Meinungsverschiedenheit auf der Tagesprüfung stieg Xavier Blanco, der Co-Pilot von Ricardo Ramilo, nach 170 Kilometern aus dem Fahrzeug aus und weigerte sich, wieder einzusteigen, woraufhin Ramilo beschloss, ohne ihn weiterzufahren! Glücklicherweise wurde der Co-Pilot von einem Mitglied des Teams abgeholt und ist wohlauf!», meldeten die Dakar-Organisatoren via Live-Tracking.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Die beiden Streithähne sind sich – wenig erstaunlich – uneinig, wer für den Eklat verantwortlich ist. Laut «AS» war Blanco der Meinung, dass Ramiro gefährlich gefahren sei. «Meine Entscheidung ist auf das Verhalten des Piloten mir gegenüber zurückzuführen. Es war nicht das erste oder zweite Mal, bis ich mich entschieden habe, auszusteigen, wenn ich sehe, dass mein Leben in Gefahr ist und der Pilot es ignoriert. Dann hat er mich – buchstäblich – im Stich gelassen und mich mitten in der Wüste ausgesetzt. Ich wollte nicht wieder einsteigen und er sagte: ‹Ich bin kein Babysitter, dann bleibst du halt da›.» Immerhin hatte der Ausgesetzte ein Satelliten-Telefon, mit dem er sein Team anrief und um Rettung bat.

Ramilo sieht sich hingegen in der ganzen Affäre als Opfer. Der Dakar-Rookie beharrt darauf, dass Blanco an einem nicht besonders abgelegenen Ort zurückgelassen wurde. «Es war keine Wüste», hält er gemäss «Marca» fest. «Wir waren kurz nach einem Kontrollpunkt an einer Strasse.» Zudem habe sein Navigator selber nicht mehr mitkommen wollen. Zu allem Übel habe er danach solo die unberechenbare Strecke in Angriff nehmen müssen. «Ich musste alleine weiterfahren, ohne Satelliten-Telefon, ohne Handy-Ladekabel, ohne Stempelkarte.» 

Dadurch sei er später disqualifiziert worden. Gemäss dem Reglement sind alle Fahrzeuge verpflichtet, immer zwei Insassen zu haben – und beide mit einem Führerschein. «Er war es, der mich im Stich liess», so sein Fazit. Wer nun beim Zoff die Wahrheit sagt, wird wohl für immer ein Geheimnis der Dünen bleiben. Sicher ist nur, dass das Offroad-Spektakel in der Wüste im nächsten Jahr auf das Duo Ramilo/Blanco verzichten muss.

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