An den kommenden beiden Wochenenden stehen in Misano gleich drei GP der MotoE-Klasse auf dem Programm. Dominique Aegerter kann einen wichtigen Schritt zum Gesamtsieg machen.
Auf der faulen Haut zu liegen, ist nicht Dominique Aegerters Ding. Ein oder zwei Tage Erholung gönnte er sich nach dem Doppel-GP in Österreich, danach trainierte der Berner Motorrad-Rennfahrer gleich wieder. Einen Tag fuhr er sogar nach Misano an der Adriaküste, um sich auf einer Strassenmaschine an die Strecke des nächsten Rennens heranzutasten. Und er bestritt die Rad-Challenge «Chasing Cancellara» über 280 km und 6'500 Höhenmeter von Zürich nach Zermatt.
«Das war happig, aber ein total geiles Erlebnis», schwärmt der bald 30-jährige Oberaargauer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er trainiere regelmässig auf dem Velo, wenn das Wetter gut sei. «Aber das sind normalerweise so zwischen 40 und 60, selten mal bis zu 120 km.» Nun aber ist Aegerter wieder mit mehr Pferdestärken unterwegs und freut sich darauf.
Nach drei Wochen Sommerpause geht es in der verkürzten GP-Saison in Misano weiter. Erstmals seit dem Start in Jerez steht beim GP von San Marino und eine Woche später dem GP der Emilia-Romagna auf der gleichen Strecke auch die Elektrobike-Serie MotoE wieder im Programm.
«Die MotoE-Rennen sind so kurz, dass du schnell weg bist»
Nach zwei von sieben Rennen und den Plätzen 3 und 1 führt Aegerter die Weltcup-Wertung an. «Ich bin leicht nervös, aber super vorbereitet», sagt Aegerter, der in den drei Läufen in Misano eine Vorentscheidung herbeiführen könnte. Er warnt aber auch: «Die MotoE-Rennen sind so kurz, dass du schnell weg bist, wenn dich einer abdrängt.» Und bei nur sieben Rennen fällt ein Nuller stark ins Gewicht. Beim Debüt in der MotoE fuhr Aegerter aber trotz der kurzen Renndistanz von rund einer Viertelstunde nach einem verpatzten Start noch auf den 3. Platz. Er ist mit seinem Team im Prinzip der klar beste Fahrer in der Elektro-Klasse.
Aegerter freut sich, dass er da fahren kann, doch eigentlich wäre er lieber woanders. «Das Ziel ist ganz klar, wieder auf einem richtigen Benzin-Töff zu fahren», betont er. In Tschechien und zweimal in Österreich (wo keine E-Rennen im Programm standen) kehrte er vorübergehend in die Moto2 zurück, in der er bereits 167 Grands Prix (1 Sieg, 7 Podestplätze) fuhr. Er ersetzte im NTS-Team seinen Landsmann Jesko Raffin, der nach seinen rätselhaften Kreislaufproblemen in Misano zurückkehrt.
«In Brünn musste ich mich erst an das Motorrad und das NTS-Chassis gewöhnen, mit dem ich noch nie gefahren war. Der 12. Rang im ersten Rennen in Spielberg war mit diesem Material ein Topergebnis», zieht der Oberaargauer eine positive Bilanz. «Am zweiten Wochenende hatten wir technische Probleme, sonst wären auch da sicher Punkte möglich gewesen.»
Schlechte Aussichten für Platz in der Moto2
Die Chancen auf die so ersehnte feste Rückkehr in die Moto2-Klasse stuft Aegerter als nicht sehr hoch ein. «Ich fühle mich zwar mit 29 im besten Alter, aber als Töff-Rennfahrer gehörst du damit fast schon zu den Alten. Und als Schweizer hast du es auch nicht so einfach.» Er erinnert daran, dass er und seine Sponsoren die letzten beiden Jahre viel Geld aus der eigenen Tasche bezahlt haben, um in der Moto2 in einem Mittelfeld-Team dabei zu sein. «Das werde ich nie mehr machen», ist er sich sicher.
Immerhin riskiere man «das halbe Leben» für diesen Sport, wie man in Spielberg gesehen habe. «Und niemand bezahlt gerne dafür, dass er arbeiten darf.» So kommt Aegerter zum Schluss: «Bis jetzt sieht es sehr schlecht aus. Ich habe kein Angebot, und wenn Teams Interesse haben, kommen sie auf dich zu.»
Rosiger sind die Aussichten auf den Gesamtsieg in der MotoE – auch wenn er an Misano eher bitter-süsse Erinnerungen hat. Vor fast genau drei Jahren gewann Aegerter ein spektakuläres Regenrennen vor Tom Lüthi – und wurde einen Monat später wegen unerlaubter Öl-Zusätze im Qualifying disqualifiziert. Dennoch weiss er: «Die Strecke liegt mir sehr.» Auch wenn es diesmal nur die MotoE ist.