War der Crash Absicht? Hamilton über Räikkönens Rempler: «Interessante Taktik»

dpa

9.7.2018

Hat Kimi Räikkönen Lewis Hamilton absichtlich von der Strecke geschubst?
Hat Kimi Räikkönen Lewis Hamilton absichtlich von der Strecke geschubst?
Getty Images/Screenshot

Der Rempler von Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen gegen Mercedes-Star Lewis Hamilton bei dessen Heimrennen in Silverstone ermöglicht den Sieg von Sebastian Vettel – und sorgt für Diskussionen. Das WM-Duell zwischen den Top-Teams der Formel 1 wird giftiger.

Die Niederlage auf ihrem bisherigen Formel-1-Herrschaftgebiet in Silverstone hatten Mercedes und seinen Superstar Lewis Hamilton tief getroffen – und die Schuldigen sassen im Motorhome nebenan: Ferrari mit Sieger Sebastian Vettel und Hamilton-Rempler Kimi Räikkönen. Was folgte, waren Gesten, Andeutungen und Unterstellungen in Richtung Scuderia. Doch letztlich zeigte es nur: Vor der zweiten Saisonhälfte wird das Weltmeister-Team zunehmend gereizter und nervöser, je stärker Ferrari wird.

Das gilt auch für Hamilton. In der Siegerpressekonferenz wendete sich 33-Jährige sichtbar von Vettel und Räikkönen ab. Mit einem Handtuch wischte er immer wieder über sein linkes Ohr, wenn seine Ferrari-Konkurrenten redeten. Der zuvor noch so plauderfreudige Brite machte mit seiner bitteren Miene deutlich, wie er es empfand, dass sein Dauerrivale Vettel ausgerechnet in seiner Heimat gewonnen und dies der Rempler von dessen Teamkollegen gegen ihn ermöglicht hatte: als tiefe Ungerechtigkeit.

Er sah sich als Opfer, Räikkönen war der Täter – und Vettel der Profiteur. «Das ist eine interessante Taktik von denen, würde ich sagen», meinte der Rennzweite – und deutete damit an, hinter dem Vorfall stecke ein Plan von Ferrari. Vettel entgegnete: «Es wäre verrückt anzunehmen, dass das Absicht war.» Die österreichische «Kronen-Zeitung» wittert prompt «dicke Luft in der F1» und fragte: «Wurde Hamilton von Ferrari absichtlich gerammt?»

«Ohne den Unfall hätte Lewis gewonnen»

Hamilton erhielt Unterstützung von seinen Vorgesetzten. Mercedes-Teamchef Toto Wolff säte Zweifel an der Scuderia allein dadurch, dass er im TV die Frage seines Technikchefs James Allison wiederholte, ob der Räikkönen-Rempler «Absicht oder Unvermögen» sei. Teamaufseher Niki Lauda sprach davon, «dass der Unfall grundsätzlich unfair» gewesen sei und erinnerte an die Ereignisse in Le Castellet. «Es ist das zweite Mal, dass uns ein Ferrari in der ersten Kurve anrempelt, und das ist nicht lustig», meinte er. «Ohne den Unfall hätte Lewis gewonnen.»

Zwei Wochen zuvor hatte Vettel beim Grand Prix von Frankreich den Finnen Valtteri Bottas gleich nach dem Start von der Strecke geschoben. Hamiltons Teamkollege wurde mit beschädigtem Auto noch Siebter, Crash-Verursacher Vettel rettete sich auf den fünften Platz und gestand später den Fehler ein. Der 31-Jährige erhielt eine Fünf-Sekunden-Strafe. Zu milde, wie damals kritisiert wurde.

Vettel gewinnt in Grossbritannien und bleibt WM-Lader – Hamilton kann nur applaudieren.
Vettel gewinnt in Grossbritannien und bleibt WM-Lader – Hamilton kann nur applaudieren.
Getty Images

In Silverstone musste Räikkönen zehn Sekunden Strafe verbüssen, nachdem sein Unfallgegner von Rang 18 am Ende des Feldes seine Aufholjagd bis auf Platz zwei starten musste. «Die Sportkommissare haben gelernt. Zehn Sekunden für Kimi sind eine gerechtere Strafe als die fünf für Vettel in Frankreich», meinte Lauda. Räikkönen gab sich einsichtig: «Es war mein Fehler, also geht das in Ordnung.»

Vettel vor Hamilton – Ferrari vor Mercedes

Das Klima zwischen den Top-Teams wird giftiger. Nach vier Jahren der silbernen Dominanz ist die Scuderia mindestens ebenbürtig. Sogar auf Mercedes-Strecken wie in Silverstone und zuvor im kanadischen Montréal und im österreichischen Spielberg.

Angesichts des engen Klassements tun Punktverluste wie in Spielberg beim Technik-Ausfall beider Autos und durch die Kollisionen von Le Castellet und Silverstone dem Weltmeister-Team weh. Anstatt zu führen, liegt Hamilton acht Zähler hinter Vettel. Auch bei den Konstrukteuren steht Rot nach dem zehnten von 21 Saisonrennen vor Silber. 

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