Zürich
Tom Lüthi konnte im Grand Prix von Australien in Phillip Island seinen Rückstand in der WM nicht verringern. Er wurde nur Zehnter, während Jesko Raffin als Vierter das Rennen seines Lebens zeigte.
Lüthi, der Weltmeister von 2005 in der 125er-Klasse, konnte das Tempo der Spitzenfahrer nie mitgehen. Der 31-jährige Emmentaler spürte die Nachwehen seines Sturzes im Warm-Up-Training und konnte sich deshalb auch in der Verfolgergruppe nicht durchsetzen. Der Vorjahressieger wurde mit 12 Sekunden Rückstand nur Zehnter, zum 6. Rang von Alex Marquez fehlten weniger als eine halbe Sekunde.
Lüthi: "Der Sturz am Morgen war heftig. Ich hatte das ganze Rennen über Schmerzen im Rücken und am Nacken und konnte nicht angreifen. Zudem bekam ich Probleme mit dem Hinterreifen. Ich hoffe jetzt einfach, dass ich in einer Woche wieder ganz fit sein werde."
Am Dienstag fliegt Lüthi nach Malaysia zum zweitletzten Saisonrennen vor dem Finale am 12. November in Valencia. Mit im Gepäck ein Rückstand von jetzt schon 29 Punkten. WM-Leader Franco Morbidelli holte auf der 140 km südlich von Melbourne gelegenen Insel als Dritter zehn Punkte mehr als sein nächstjähriger MotoGP-Teamkollege im Marc-VDS-Rennstall. Der 22-jährige Italiener kann schon in einer Woche in Sepang Weltmeister und damit Nachfolger von Johann Zarco werden.
Einen Doppelsieg feierten die beiden KTM-Fahrer Miguel Oliveira und Brad Binder. Der portugiesische Medizinstudent und zukünftige Zahnarzt, der seinen 1. Sieg in der Moto2 feierte (6 in der Moto3), gewann knapp drei Sekunden vor dem südafrikanischen Moto3-Weltmeister von 2016. Für Chassis-Hersteller Kalex war es die erste offizielle Niederlage nach 49 Rennen und dem GP von Amerika in Austin im April 2015 (Sam Lowes auf Speed Up). Vor einem Monat hatte Dominique Aegerter auf Suter in San Marino zwar vor Lüthi auf Kalex gewonnen, wurde aber nachträglich wegen unerlaubtem Öl-Zusatz disqualifiziert. In Australien wurde der 27-jährige Oberaargauer Achter, weil er nach einem Crash zwischen Pole-Setter Mattia Pasini und Marcel Schrötter vom vierten in den zwölften Rang zurückgefallen war.
Raffins (zu) später Exploit
Bester Schweizer wurde überraschend Lüthis Teamkollege Jesko Raffin. Der 21-jährige Zürcher, der schon im Qualifying als Neunter überzeugt hatte, feierte mit dem 4. Platz sein bestes Karriere-Resultat (zuvor 2015 Achter auf dem Sachsenring). Aufs Podest fehlten ihm nur gerade 3,5 Sekunden. "Nach meinem schlechten Start fiel ich weit zurück. Doch danach hatte ich viele schöne Fights und bin sehr, sehr glücklich. Das alles fühlt sich wie ein Sieg an."
Doch der Exploit und die Verbesserung in den 19. WM-Rang kommt für ihn wohl zu spät. Raffin, der in dieser Saison den Kopf wegen Schwierigkeiten im familiären Umfeld nicht immer frei hatte, besitzt im Team von Fred Corminboeuf zwar einen Vertrag für 2018. Doch das Schweizer Team wird nächste Saison wohl nur noch zwei statt wie bisher drei Plätze erhalten. Und Teambesitzer Corminboeuf verpflichtete als Lüthi-Ersatz den als Sturzpilot bekannten Briten Sam Lowes. Und auf den Spanier Iker Lecuona, der ebenfalls einen Vertrag besitzt, will er nicht verzichten. Er lobt den 17-Jährigen praktisch nach jedem Rennen wegen seines Talents und Perspektiven. Dabei hat Lecuona noch keinen WM-Zähler gewonnen, Raffin schon deren 25.
Gemäss Raffibns Manager Marco Rodrigo gibt es "kaum Optionen" und ein Wechsel in eine andere Rennserie "mache keinen Sinn". Raffin: "Ich weiss wirklich nicht, wie es weitergeht. Sollte sich nichts ergeben, werde ich mich auf die Ausbildung als Fitness-Trainer konzentrieren."
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