Max Verstappen setzt seine Dominanz in der Formel 1 fort. Der Weltmeister im Red Bull gewinnt zum zweiten Mal den Grand Prix von Brasilien.
Auch ein dreifacher Formel-1-Weltmeister darf mal seine Zweifel haben. Im Vorfeld des drittletzten Grand-Prix-Wochenendes der Saison hatte Verstappen Bedenken geäussert, seine Dominanz im Autodromo José Carlos Pace womöglich nicht ausspielen zu können. Der Blick zurück aufs vergangene Jahr, als er sich leistungsmässig nicht auf der Höhe mit den Fahrern in den Mercedes sah, liess ihn Vorsicht walten.
Dabei schien ein Vergleich schwierig, auch wenn der Brite George Russell im einen Auto mit dem Stern sowohl den Sprint als auch das Hauptrennen gewonnen hatte, Verstappen kurz nach dem Start mit Russells Teamkollege und Landsmann Lewis Hamilton kollidiert war und deshalb nie um den Sieg mitfahren konnte. Einen Nachteil ortete Verstappen vorab in den Kurven, die mit tiefer Geschwindigkeit durchfahren werden. Er glaubte, das Auto sei in jenen Passagen «nicht besonders gut».
Die Besorgnis war schnell verflogen - schon am Freitag nach der Eroberung der Pole-Position, umso mehr nach dem Sieg im Sprint am Samstag. Verstappen hatte bald die Bestätigung, dass die Ingenieure es verstanden hatten, die «paar Ideen», wie er es nannte, auf beste Art umzusetzen.
Die (leisen) Zweifel brachten Verstappen selbstredend nicht aus der Ruhe, geringfügige Probleme können ihm nichts anhaben. Sein Selbstverständnis in der Rolle des Dominators der Szene ist dafür zu ausgeprägt, sein Vertrauen in die Mitarbeiter der technischen Abteilungen im Team Red Bull zu gross. Verstappen selber beschäftigt sich nicht mit unnötigen Fragen. Ihm ist der Fokus auf die wichtigen Aspekte in seinem beruflichen Alltag wichtiger, auf die wirklich entscheidenden Dinge, die ihm Siege und Titel einbringen.
Verstappens Genuss
«Ich geniesse, was ich tue», sagt Verstappen. «Ich lasse mich einfach treiben. Das funktioniert ganz gut.» Das tönt banal. Dahinter steckt aber die perfektionierte Kunst, das Leben im hochtechnisierten und deshalb für den Aussenstehenden ab und zu kompliziert anmutenden Kosmos Formel 1 auf das bestmögliche Mass an Einfachheit zu bringen.
Verstappen konnte es auch am Sonntag wieder geniessen. Im Rennen funktionierte es wie so oft in jüngster Vergangenheit sehr gut. Der Niederländer, der vor vier Jahren den Grossen Preis in São Paulo ein erstes Mal gewonnen hatte, siegte mit gut acht Sekunden Vorsprung vor dem Briten Lando Norris im McLaren. Der Spanier Fernando Alonso im Aston Martin büsste als Dritter bereits 34 Sekunden auf Verstappen ein.
Verstappen sah sich in dem wegen Kollisionen kurz nach dem ersten Startversuch in zwei Tranchen ausgetragenen Rennen einzig unmittelbar nach der Wiederaufnahme bedrängt. Norris machte ihm die Führung streitig, blieb mit seinen Überholversuchen aber erfolglos. Auf dem Weg zu Saisonsieg Nummer 17, mit dem er die eigene Bestmarke weiter ausbaute, blieb Verstappen danach unbehelligt.
Leclercs Pech
Der Unterbruch nach zwei Runden wurde nötig, weil es schon kurz nach dem Start gekracht hatte. Der für Thailand fahrende Engländer Alexander Albon im Williams kollidierte mit dem Dänen Kevin Magnussen und dem Deutschen Nico Hülkenberg in den Haas. Für Albon war das Rennen ebenso zu Ende wie für Magnussen.
Erst gar nicht bis in die Startaufstellung schaffte es Charles Leclerc. Der Monegasse fand sich wegen Motor- und Hydraulik-Problemen am Ferrari während der Aufwärmrunde in der Streckenbegrenzung wieder.
Erster Doppelausfall in dieser Saison
Die Fahrer des Teams Alfa Romeo kamen im Grand Prix von Brasilien nicht ins Ziel. Für die in Hinwil beheimatete Equipe war es der erste Doppelausfall in diesem Jahr. Gründe für das vorzeitige Ende für den Chinesen Zhou Guanyu und den Finnen Valtteri Bottas wurden vorerst nicht genannt.
Das zweifache Scheitern zeigte in der Team-Wertung Wirkung. Der Rückstand des auf Platz 9 klassierten Zürcher Rennstalls auf die vor ihm liegende Equipe AlphaTauri wuchs auf fünf Punkte an. Der Japaner Yuki Tsunoda steuerte mit Rang 9 in São Paulo zwei weitere Punkte bei.