Die Formel 1 tritt zum ersten Mal in Katar an. Die nachträglich in den Kalender aufgenommene Premiere bringt gutes Geld, verschärft aber auch die Belastung des Personals der zehn Teams.
In Zeiten wie diesen ist nichts mehr mit Planungssicherheit. Die Programmierung auf weite Sicht ist ausgesetzt. Anpassung heisst das Schlagwort. Die durch die Corona-Pandemie bedingten steten Umwälzungen erfordern ein Höchstmass an Improvisation und schnellem Handeln.
In der Formel 1 ist der Kalender im zweiten Jahr in Folge ein Provisorium, erstellt im Wissen, dass das Coronavirus für eine global ausgerichtete Rennsportserie ein fieser Taktgeber ist und deshalb Verschiebungen und Änderungen unvermeidbar sind.
Es waren mehrfach kurzfristige Lösungen gefragt – und die Verantwortlichen der Formel 1 hatten sie stets parat. Sie nahmen Doppelveranstaltungen in Spielberg, in Silverstone und in Sakhir ins Programm auf, sie sorgten für Premieren in Mugello und in Portimão oder für die Rückkehr eines Grand Prix in Nürburg, Imola und Kurtköy/Istanbul.
Hohe Gage – hoher Preis
Die Anpassungen sind gut fürs Geschäft. Sie tragen dazu bei, die kostspielige Formel 1 in finanzieller Hinsicht einigermassen heil durch diese aussergewöhnliche Phase zu führen. Schauplätze in Ländern mit potenten Geldgebern sind umso mehr willkommen. Die Scheichs in Katar sollen sich den Besuch der Formel 1 rund 50 Millionen Dollar kosten lassen.
Die Hatz um die Welt hat aber auch unangenehme Konsequenzen. Die Teams bewegen sich an oder wie im Moment über der Belastungsgrenze. Der Grand Prix von Katar ist die dritte Veranstaltung am dritten Wochenende ohne Unterbruch – auf dem dritten Kontinent nach Nord- und Südamerika. Die letzten fünf Rennen der laufenden Weltmeisterschaft werden in gut fünf Wochen durchgepaukt.
Ein Irrsinn, der die Formel 1 auch über diese Saison hinaus begleitet. Im kommenden Jahr sind erneut 23 Grands Prix geplant, obwohl das Finale in Abu Dhabi drei Wochen früher als diesmal vorgesehen ist. Berührungspunkte mit der Fussball-Weltmeisterschaft in Katar wollen sie in der Chefetage der Formel 1 tunlichst vermeiden.
Ein Grosser Preis von Katar stand vordergründig nicht auf der Traktandenliste, zumal es andere Alternativen zur Genüge gab. Nach der Absage des Grand Prix von Australien hatte das Werben der Herrscher im Emirat dann aber doch Erfolg. Die Verhandlungen endeten mit der gegenseitigen Zustimmung für eine langfristige Zusammenarbeit. Die Formel 1 wird ab der übernächsten Saison in Katar zumindest weitere zehn Jahre ihre Aufwartung machen.
Neuland für 19 Fahrer
Katar ist das 33. Land, in dem die Formel 1 zu Gast ist, der Losail International Circuit, rund 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Doha gelegen, der 74. Schauplatz eines Formel-1-Rennens. Auf dem vor 17 Jahren eingeweihten, 5,380 Kilometer langen Rundkurs betraten 19 der 20 Fahrer Neuland. Einzig Sergio Perez konnte schon Erfahrungen sammeln. Der Mexikaner in Diensten des Teams Red Bull bestritt im Februar 2009 zwei Rennen in der asiatischen GP2-Serie.