Frauen hatten in den sozialen Medien von wahren Spiessrutenläufen auf den überwiegend von Männern besetzten Tribünen berichtet. Die Formel 1 hat inzwischen reagiert.
Der Große Preis von Österreich ist von zahlreichen Berichten über Sexismus, sexuelle Belästigung sowie homophobe und rassistische Äußerungen auf den Tribünen überschattet worden. Am Sonntagvormittag reagierte auch die Formel 1 in einem offiziellen Statement.
«Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass einige Fans völlig inakzeptablen Kommentaren ausgesetzt waren», hiess es. Die Angelegenheit werde mit dem Rennpromoter und der Security thematisiert, «und wir werden mit denen sprechen, die von den Vorfällen berichtet haben. Wir nehmen das sehr ernst. Solches Verhalten wird nicht toleriert, alle Fans sollten respektvoll behandelt werden.»
Schon im Vorjahr ganz normaler Alltag
Zahlreiche Frauen hatten in den sozialen Medien von wahren Spiessrutenläufen auf den überwiegend von Männern besetzten Tribünen berichtet, auch Homophobie und Rassismus seien dort ein grosses Problem. Diese Erfahrungen erstreckten sich demnach auch auf die Campingplätze rund um die Strecke und hätten schon in den vergangenen Jahren in Spielberg zum Alltag gehört.
Auf Twitter berichteten mehrere offenbar weibliche User von anzüglichen Sprüchen, Rufen, Pfiffen, Gesten oder Übergriffen. «Das Mädchen, das Eis verkauft, wird pausenlos von älteren, betrunkenen Männern belästigt. Es ist schrecklich», schrieb eine Nutzerin.
Seitens der Polizei hiess es, dass keine Übergriffe oder Zwischenfälle gemeldet wurden. «Sollte es zu strafbaren Handlungen im Rahmen der Veranstaltung gekommen sein oder kommen, wende dich bitte an die Kolleg*innen vor Ort am Ring oder wähle den Notruf 133!», lautete ein Twitter-Aufruf der Landespolizeidirektion Steiermark.
Hamilton «angewidert und enttäuscht»
Auch der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton meldet sich über Instagram zu Wort: «Ich bin angewidert und enttäuscht zu hören, dass einige Fans rassistisches, homophobes und allgemein beleidigendes Verhalten an der Rennstrecke erlebt haben.»
Der Mercedes-Pilot weiters: «Der Besuch des Grossen Preises von Österreich oder eines anderen GP sollte für die Fans niemals eine Quelle der Angst und des Schmerzes sein, und es muss etwas getan werden, um sicherzustellen, dass die Rennen sichere Orte für alle sind.»
Ferrari-Pilot Charles Leclerc sagte nach seinem Grand-Prix-Sieg auf der Pressekonferenz: «Wir müssen diese Leute finden und harte Massnahmen ergreifen. Sie sollten nicht zu nahe an unserem Sport sein.» Auch Max Verstappen verurteilte das Verhalten einiger Fans: «Diese Dinge sollten nicht passieren, ein normaler Mensch sollte sich so nicht benehmen.» Die Niederländer führte weiter aus: «Die Leute feiern, es ist Alkohol im Spiel. Manchmal wenn du Alkohol trinkst, machst du bescheuerte Sachen. Das soll aber keine Entschuldigung sein.»
Bereits am Freitag waren Fans unangenehm aufgefallen. Bei Hamiltons recht heftigem Einschlag in die Bande während des Qualifyings brandete unter den zahlreichen Anhängern von Verstappen grosser Jubel auf.