Das vergessene Jahrhundert-Talent Ohne Bellofs Tod hätte es Schumis Karriere vielleicht nie gegeben

Von Martin Abgottspon

19.9.2021

Stefan Bellof galt in den Achtzigern als das grosse Talent in der Formel-1-Szene.
Stefan Bellof galt in den Achtzigern als das grosse Talent in der Formel-1-Szene.
Getty Images

An Stefan Bellof erinnern sich mittlerweile nur noch eingefleischte Motorsport-Fans. Dabei war sein Tod ein möglicher Türöffner für Michael Schumacher, wie der siebenfache Weltmeister einst selber sagte.

Von Martin Abgottspon

In der Netflix-Doku über Michael Schumacher können Formel-1-Fans seit letzter Woche den Aufstieg des Deutschen nochmal hautnah miterleben. Mehr als einmal läuft es einem dabei kalt den Rücken hinunter. Zum Beispiel beim ersten Weltmeister-Titel für Ferrari. Ein Moment, der auch für Schumacher sehr emotional war. Oder auch beim Tod von Ayrton Senna, der Schumi für längere Zeit zum Grübeln brachte.



Wer in der Doku keine Beachtung findet, ist Stefan Bellof. Ein Landsmann von Schumacher, der schon Jahre vor dem kometenhaften Aufstieg Schumachers als noch viel grösseres Talent gehandelt wurde. 1984 und 1985 fuhr Beloff für Tyrrell in der Formel 1. Ein Jahr später sollte seine Reise bei Ferrari weitergehen. Dazu ist es aber nie gekommen.

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Die Sportwagen-WM wurde Beloff zum Verhängnis

Bellof fuhr damals gleichzeitig auch noch in der Sportwagen-WM, wo er 1984 Weltmeister wurde. Am 1. September 1985 beendete ein Unglück in Spa das Leben des damals 27-Jährigen viel zu früh. Bei einem Überholmanöver prallte Bellofs Wagen mit fast unverminderter Geschwindigkeit frontal gegen einen hinter den Leitplanken stehenden Betonpfeiler. Bellof starb wahrscheinlich noch am Unfallort. Offiziell hiess es, erst im Krankenhaus sei der Herzstillstand eingetreten.

Ob dieser Tod nun zum Türöffner für Michael Schumacher wurde, ist eine reine Hypothese. Allerdings sind sich viele Experten und auch Schumacher selber einig, dass Beloffs Tod ihm in die Karten gespielt haben könnte. Im Jahr 2010 sagte Schumacher in einem Interview: «Wenn Stefan nicht verunglückt wäre, hätte es meine Karriere vielleicht nie gegeben. Weil sich dann im Motorsport alles um Bellof gedreht hätte, weil er der Formel-1-Weltmeister und PS-Superstar geworden wäre.»

«So gut wie Senna, besser als Schumacher»

Für viele Formel-1-Legenden war Bellof eines der grössten Talente, das der Rennsport je gesehen hat. So beispielsweise auch für den dreifachen Champion Jackie Stewart. Und auch der frühere Ferrari-Pilot Gerhard Berger ist überzeugt: «Bellof war so gut wie Ayrton Senna. Er war meiner Meinung nach sogar besser als Michael Schumacher.»

So aber holte Schumacher im Jahr 1992 den ersten deutschen Formel-1-Sieg seit Jochen Mass 1975. Der Rest ist Sportgeschichte. Eine Erwähnung in der Netflix-Doku hätte Beloff aber zumindest verdient gehabt.