Nach dem verpatzten letzten Jahr will Tom Lüthi in der Moto2 den Anschluss an die Spitze wiederherstellen. Vor dem Auftaktrennen der neuen Saison in Katar dämpft er die Erwartungen allerdings.
Tom Lüthi erlebt letztes Jahr den deprimierenden Weg vom Moto2-Titelanwärter zum gewöhnlichen Mitfahrer. Während er das Jahr 2019 gleich mit vier Podestplätzen in Serie und WM-Rang 3 abschloss, verlief die vergangene Saison komplett anders: Da blieb Lüthi ohne Podestplatz und am Ende gleich in vier Rennen hintereinander ohne Punkte.
«Es war eine schwierige Saison, vor allem hinten raus wurde es sehr träge und der Erfolg war überhaupt nicht da und die Resultate überhaupt nicht so, wie wir uns das vorstellten», blickt Lüthi im Gespräch mit «blue Sport» (s. Video oben) zurück. Eine ähnlich miserable Saison will und darf sich der 34-jährige Routinier aus Linden in diesem Jahr nicht nochmals leisten. Ansonsten gewännen die kritischen Stimmen, die ihm aufgrund seines Alters den Rücktritt nahelegen, definitiv an Lautstärke.
Lüthi selber sieht die Zeit, aus dem Sattel zu steigen, nicht gekommen. Zu viel bedeutet ihm der Motorrad-Rennsport noch immer, zu fest ist er persönlich überzeugt, die Wende zum Guten nochmals schaffen zu können. «Ich glaube, dass man in Phasen, in denen es nicht so gut läuft, mehr lernen und noch stärker werden kann», sagt er und fügt an: «Ich habe versucht, meine Lehren daraus zu ziehen. Aber ich glaube, der wichtigste Schritt ist ein Neuanfang. Das heisst: ein neues Team, ein neues Umfeld, neue Arbeitsweisen und so frischen Wind reinzubringen.»
Basis-Set-Up des Motorrads stimmt noch nicht
Die Vorsaison-Testfahrten verliefen für Lüthi trotz seines Wechsels zum spanischen SAG-Team wenig verheissungsvoll. «Letztlich war ich noch nicht schnell genug. Ich spüre, ich muss weiterhin Geduld haben. Wir müssen Schritt für Schritt weiterarbeiten. Vielleicht geht es nicht ganz so schnell, wie ich mir das erhofft – oder vielleicht sogar erwartet habe», dämpft der Schweizer die Erwartungen.
In Katar, wo die abschliessenden drei Testtage angesetzt waren, reihte sich Lüthi mit einer Sekunde Rückstand auf die Bestzeit von Sam Lowes nur als 20. ein. Zum Vergleich: Selbst sein 13 Jahre jüngerer Teamkollege Bo Bendsneyder aus den Niederlanden hielt als Sechster sehr gut mit der Spitze mit. «Klar hatte ich erwartet, schneller zu sein. Wir sind aber nicht ganz so weit weg, wie es auf dem Papier scheint. Die Pace und der Rhythmus fürs Rennen ist besser als die einzelne schnelle Runde», merkt der 34-Jährige an.
Der Emmentaler ist sich aber bewusst, dass es mit dieser Ausgangslage – das Basis-Set-Up des Motorrads stimmt für ihn noch nicht – sehr schwierig wird. «Wir brauchen definitiv noch mehrere Schritte vorwärts bei der Abstimmung, sodass ich im Qualifying viel weiter vorne mitfahren kann.» Obwohl die Zeit bis zum ersten Rennen bereits knapp wird, mahnt Lüthi (noch) zu Geduld: «Ich muss relaxed bleiben und darf nicht nervös werden. Die Fortschritte werden sich einstellen.»